Kapitel 48

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"Ich habe den einzigen Menschen verletzt, der mich hätte lieben können"... Er hatte sie geliebt, Mondgöttin, er liebte sie jetzt noch. Aber sie... hatte Ivy ihn jemals geliebt oder war das alles nur passiert um ihre Schwester zu retten? Sehnte sie sich nur nach jemanden, der sie liebte?

Lucas konnte das alles nicht mehr hören. Seit der Nacht, in der er sich endlich wieder in einen Wolf verwandelt hatte und dabei Bruchstücke von Ivys Vergangenheit gesehen hatte, tobte ein unerbittlicher Kampf in ihm. Er hatte geglaubt, er könnte mit den Enthüllungen über ihre Schwester und den Zauber, den sie einst auf ihn gelegt hatte, fertig werden. Doch die neue Erkenntnis – dass Ivy die Nachfahrin der Frau war, die seine Mutter verflucht hatte – hatte ihm endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen.

Und dennoch... spürte er nicht nur Wut. Da war auch etwas anderes – Mitleid, Zuneigung, Liebe. Aber was sollte er damit anfangen? Er konnte ihr diese Gefühle nicht anbieten, nicht mehr. Sie hatte ihm all die Jahre misstraut, ihn belogen, und er verstand es zum Teil. Sie war einsam gewesen, hatte sich immer nur auf sich selbst verlassen können. Doch das ändert nichts an dem, was er ihr gegeben hatte: Sein Herz, seine Seele, sein Vertrauen. Und jetzt, trotz allem, drängte ihn etwas in ihm dazu, es ihr erneut zu schenken. Aber sein Stolz... sein verdammter Stolz hielt ihn davon ab. Er konnte seine Familie und sich selbst nicht verraten, nicht jetzt, wo er die ganze Wahrheit kannte. 

„Ich werde dafür sorgen, dass deine Schwester in Sicherheit bleibt. Wenn du willst, kannst du zu ihr zurückkehren." Es war schwer, diese Worte auszusprechen, als ob er etwas in sich selbst abtrennte, als ob er das Letzte, was ihm von ihr blieb, loslassen sollte. „Du hast deinen Zauber rückgängig gemacht, und ich werde dich nicht länger hier festhalten."

Vor allem, weil es zu schmerzhaft war, sie jeden Tag neben sich zu sehen, dachte er sich, doch er sprach es nicht laut aus. Der Zweifel ob sie ihn jemals lieben könnte, ob sie ihn jemals lieben würde, brachte ihn um den Verstand.

"Du lässt mich gehen?", fragte sie überrascht. Hoffnungsvoll und gleichzeitig so voller Trauer.

Er nickte kurz, abweisend. 

„Was ist mit der Auflösung des Bandes? Du wolltest es heute lösen..." fragte sie schließlich, ihre Stimme zitternd. Da war eine seltsame Mischung aus Erstaunen und Traurigkeit in ihren Worten, als ob sie sich nicht sicher war, ob sie es wirklich wollte.

"Du kannst es wohl kaum erwarten.", murmelte er wütend.

Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Wie oft hatte er es ihr versprochen? Tag für Tag hatte er sie mit der drohenden Auflösung des Bandes gequält, als wäre es eine Waffe, die er gegen sie führen könnte. Und jetzt, wo der Moment endlich gekommen war, fühlte er sich unsicher. Er wollte es nicht – zumindest nicht so, wie er gedacht hatte. Wenn er jetzt das Band löste, würde. sie ihre Kraft verlieren, denn so wie Chrissy es erklärt hatte, würde er ihre Macht in sich einkapseln... und sich weiter in einen Wolf verwandeln können. Aber Ivy... Ivy wäre machtlos. 

Er sah, wie sie kurz durchatmete, als würde sie Kraft für ihre nächsten Worte holen. "Wenn ich gehen soll, muss das Band getrennt werden. Heute Nacht."

"Dann bist du machtlos.", widersprach Lucas. Er blickte sie mit ernsthaftem Blick an. Doch er sagte ihr nichts neues, wie er feststellte. Sie wusste, dass sie ihre Kraft verlieren würde.

Sie nickte. "Nur so kannst du in der Vollmondnacht ohne meine Hilfe zum Wolf werden." 

"Deine Kraft ist ein Teil von dir, Ivy. Du hast selbst gesagt, dass das alles zu dir gehört. Zu dem, was dich ausmacht.", erinnerte er sie.

Sie lächelt traurig. "Ich brauche diese Kraft nicht. Sie hat genug Leid angerichtet. Dieses Mal sollte sie etwas heilen."

Er brauchte einen Moment. "Du würdest also eher deine Kraft verlieren als das Band aufrecht zu erhalten?" Lucas resignierte. Dann nickte er. "Also gut.", nickte er, "Ich kümmere mich darum, dass alles für das Ritual bereit steht. Das Rudel wird sich von dem Rudelhaus versammeln."

Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt