Kapitel 39

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Ivy spürte die Kälte sofort, als Lucas sich von ihr löste. Ihr Körper, noch ganz unter dem Eindruck der gemeinsamen Intimität, fröstelte, als die Wärme zwischen ihnen schlagartig verschwand. Er setzte sie sanft auf seinen Schreibtisch ab, trat dann jedoch einen Schritt zurück, als ob er die Distanz zwischen ihnen wiederherstellen wollte. Ivy ermahnte sich, die Kontrolle zu behalten. Keine Gefühle, sagte sie sich immer wieder, auch wenn ihr Herz bei jedem Schlag etwas anderes zu sagen schien. Die emotionale Explosion, die sie gerade erlebt hatte, würde für immer in ihrem Herzen bleiben, das wusste sie. Selbst wenn Lucas das Band zwischen ihnen lösen sollte, würde dieser Moment unauslöschlich in ihrer Erinnerung bleiben. Doch sie durfte sich nicht von ihren Gefühlen beherrschen lassen.

Lucas beugte sich vor, hob ihre verstreute Kleidung auf und reichte sie ihr, ohne dabei in ihre Augen zu sehen. Als er jedoch ihre Hände bemerkte, die leise vor Energie knisterten, runzelte er die Stirn. „Was ist das?" fragte er kühl, und Ivy konnte sehen, wie die Erinnerung daran, dass sie eine Hexe war und er der Wolf, in seinem Blick Gestalt annahm.

Ivy blickte auf ihre Hände, in denen die Magie flackerte wie eine unruhige Flamme. „Dieses Band beeinflusst nicht nur dich," sagte sie leise, ihre Stimme zitterte leicht, doch sie zwang sich zur Ruhe. „Jedes Mal, wenn ich mit dir verbunden bin, scheint meine Energie sich aufzuladen und meine Magie völlig aufzuwühlen."

Lucas' Miene verhärtete sich noch mehr. „War das früher auch so?" fragte er, seine Stimme kalt und distanziert.

Ivy nickte und ließ mit einem bewussten Atemzug die Magie in ihren Fingern erlöschen, als wolle sie ihm zeigen, dass sie die Kontrolle hatte. Doch sein Blick zeigte deutlich, wie sehr ihm das missfiel. Er wandte sich ab, als könnte er den Anblick nicht länger ertragen.

„Das bin ich, Lucas," sagte sie ruhig, aber fest. „Ob dir das gefällt oder nicht. Ich bin nun mal eine Hexe. Ich werde es bis zu meinem Tod sein. So wie du ein Wolf bist. Es tut mir leid, wenn dir diese Tatsache missfällt, aber meine Magie gehört zu mir. Ich habe nicht ausgesucht, wie ich geboren wurde, und ich kann meine Natur nicht ändern. Für niemanden. Nicht mal für dich."

Lucas' Gesichtsausdruck blieb verschlossen, doch Ivy konnte die Anspannung in seinen Schultern sehen, die Unruhe in ihm,  Ihre Worte schienen ihn zu treffen, aber er ließ es sich nicht anmerken. Sie stand langsam vom Tisch auf, zog ihre Kleidung an und nahm die restlichen Sachen entgegen.

„Ich lass dich nun allein," sagte sie leise und wandte sich ab, während Lucas ihr stumm nachsah, unfähig, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken, die durch ihre Unterschiede nur noch tiefer zu werden schien. Ivy verließ das Büro, das Gefühl von Leere in ihrem Herzen, das sich nur noch schwerer anfühlte als zuvor.


Lucas hasste sich dafür, dass er seine Hände nicht von ihr lassen konnte. In dem Moment, als Ivy den Raum verließ, spürte er ein beinahe unkontrollierbares Verlangen, ihr sofort zu folgen. Es war, als ob ein Teil von ihm bei ihr bleiben wollte, während der andere Teil sie mit aller Macht von sich wegstoßen wollte. Diese widersprüchlichen Gefühle rissen an ihm, ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Die ganze Nacht verbrachte er wach, rastlos, als Wolf durch den kleinen Wald streifend, bevor er schließlich zurückkehrte.

Er schlich sich leise in ihr Zimmer, das schwach vom Mondlicht erhellt wurde, und zog sich aus, bevor er zu ihr ins Bett glitt. Das Bett war schmal, doch die Enge schien ihn nicht zu stören – im Gegenteil, er suchte die Nähe, die Wärme, die er bei ihr fand. Ivy, die sanft in den Schlaf gesunken war, schreckte kurz auf, als sie die Bewegung neben sich spürte. Doch als sie erkannte, wer sich zu ihr gesellt hatte, entspannte sie sich sofort wieder, ihre Atmung verlangsamte sich, und sie ließ ihn näher kommen.

Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt