Kapitel 51

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„Ellie...", flüsterte Ivy schockiert, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch in der kalten, klaren Nachtluft. Ihr Herz raste, als sie das vertraute, aber fremde Gesicht ihrer Schwester erblickte. Lucas, der neben ihr stand, folgte ihrem Blick, erst auf Ellie, dann auf die Hexen, die sie umgaben.

„Wir wollten die Party nicht stören," sagte Astraea spöttisch und trat einen Schritt nach vorne, ihre Augen glitzerten vor hasserfüllter Freude. Neben ihr stand Oleandra, ihre Lippen zu einem kalten, verächtlichen Lächeln verzogen.

„Wie könnt ihr es wagen, hier einzudringen?" Lucas' Stimme war eine tiefe, bedrohliche Knurren. „Wie könnt ihr es wagen, einen Beta meines Rudels zu verletzen?"

„Habt ihr jetzt Angst, kleiner Alpha?" Oleandras Stimme war ölig und triefte vor Verachtung. 

Ivy spürte, wie Lucas' Muskeln sich anspannten, seine Schultern zuckten unter der Last seiner aufkeimenden Wut. Sein Wolf war nah, sie spürte es in jeder Faser seines Körpers. Seine Verwandlung war greifbar, ein Sturm, der sich zusammenbraute. Sie wusste, wenn er sich jetzt verwandeln würde, könnte das alles ins Chaos stürzen.

Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, hielt ihn zurück, bevor es zu spät war. „Warte...", flüsterte sie eindringlich, ihre Stimme bebend vor Sorge. „Du weißt nicht, was sie vorhaben. Verwandle dich noch nicht. Ellie steht unter einem Bann. Vielleicht kann ich sie da herausholen. Sie ist erst beeinflusst worden, und die Magie konnte sich noch nicht tief in ihr festsetzen."

Lucas knurrte tief, sein Blick auf die Hexen gerichtet, sein ganzer Körper bebte vor unterdrücktem Zorn. „Oder ich töte sie. Für das, was sie mit Jason gemacht haben."

„Nein, bitte..." Ivy klammerte sich an seinen Arm, ihre Stimme flehend. „Es ist meine Schwester. Lass mich versuchen, sie zu retten. Bitte, Lucas."

Die Gruppe Hexen, angeführt von Ellie, kam immer näher. Doch während die anderen Hexen gingen, schwebte Ellie vor ihnen her. Ihre Augen waren leer, wie die einer Puppe, und Ivy spürte die Fäden, die ihre Tanten - Astraea und Oleandra - hinter ihr zogen. Ellie war ein Werkzeug in ihren Händen, eine Marionette, gefangen in einem Netz aus Magie und Zwang.

„Du kleines Gör", zischte Astraea, ihre Augen funkelten voller Hass, „du hast deinen eigenen Coven verraten. Es wird mir eine Ehre sein, dich dafür zu bestrafen."

Ivy starrte ihre Tante an, ihr Herzschlag hämmerte in ihrer Brust. Diese Frauen waren die Quelle so vieler ihrer Albträume. Und nun standen sie hier, bereit, sie zu vernichten. Doch Ivy war nicht mehr das ängstliche Kind, das sie einmal gewesen war. Sie würde kämpfen, für ihre Schwester, für Lucas, für sein Rudel.

„Ellie..." Ivy trat einen Schritt vor, ihre Stimme ruhig, obwohl sie innerlich zitterte. „Ellie, bitte. Schau mich an."

Ellies Blick war leer, aber ein kleines, flackerndes Zucken überzog ihre Gesichtszüge, als ob irgendwo tief in ihr ein Funke des Widerstands glühte. Ivy spürte es. Es war nicht viel, aber es war da – ein Teil von Ellie, das noch nicht vollkommen verloren war.

„Hör auf, Astraea!", rief Ivy, ihre Stimme fester werdend. „Du musst das nicht tun. Es ist noch nicht zu spät um zu gehen."

Astraea lachte, ein hohles, grausames Lachen. „Du glaubst wirklich, du könntest sie retten? Du bist eine Schande für unsere Familie, Ivy. Ein Nichts, eine Verräterin. Deine Schwester ist bei uns, wo sie hingehört. Du bist bei den Kötern, die dich auch noch zu ihrem winselnden Spielzeug gemacht haben."

Ivy spürte die kalte Magie, die die Luft durchdrang, wie ein Netz, das sich um sie zusammenzog. Sie atmete tief ein, versuchte ihre eigene Macht zu spüren, tief aus dem Boden zu ziehen, aus den Wurzeln, die unter der Erde schlummerten. Sie war erschöpft, ihre Kräfte waren nicht existent, aber sie würde nicht aufgeben. Nicht jetzt.

Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt