Kapitel 21

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Sie lagen eingewickelt in den Schlafsack, ihre Körper noch warm von der Liebe, die sie geteilt hatten. Der Duft des Waldes umhüllte sie, und der Vollmond schien hell auf sie herab. Die Stille der Nacht war beruhigend, nur das gelegentliche Rascheln der Blätter und das ferne Heulen einer Eule durchbrach die Ruhe. Doch plötzlich sprang Ivy wie von einer Biene gestochen auf und begann sich hastig anzuziehen. Ihr Gesicht war angespannt, ihre Bewegungen hektisch. Lucas blinzelte überrascht und setzte sich auf, seine Augen noch verschlafen.

„Was ist los?" fragte er, seine Stimme noch rau von der Nacht.

Ivy ignorierte ihn und zog weiter ihre Kleidung an. Ihre Hände zitterten leicht, als sie ihren Pullover überzog. „Ich muss weg," sagte sie leise, als ob sie mehr zu sich selbst sprach.

„Wohin?" fragte er irritiert, während er selbst aufstand und begann, seine Kleidung zusammenzusuchen. Die Kälte der Nacht kroch langsam in seine Glieder, doch er konzentrierte sich auf Ivy. „Bleib stehen," sagte sie eindringlich, ihre Stimme scharf. „Folge mir bitte nicht."

Lucas erstarrte in der Bewegung, seine Augen auf sie gerichtet. „Ivy, was ist los? Warum musst du weg?" Seine Stimme klang besorgt, als er sich in schnellster weise anzog.

Ivy drehte sich zu ihm um, ihre Augen voller Schmerz und Entschlossenheit. „Es tut mir leid, Lucas. Ich kann es dir nicht erklären. Aber du musst mir vertrauen. Bleib hier."

Er sah, wie ihre Hand plötzlich Funken sprühte, kleine elektrische Blitze, die von ihren Fingerspitzen ausgingen. „Was zur Hölle..." fragte Lucas, sein Blick geschockt. Dann dämmerte es ihm, und er sah in ihre schmerzerfüllten Augen. Sie musste nichts weiter sagen, er erkannte auch so, was sie war.

Sie stöhnte vor Schmerz, als würde etwas sie innerlich zerreißen. Ihre Hände zitterten, und die Blitze wurden stärker, krabbelten wie kleine Schlangen ihre Arme hinauf. „Ich kann es nicht länger zurückhalten," keuchte sie.

„Was?" fragte er verwirrt.

„Meine Magie," hauchte sie, während die Blitze inzwischen ihre Arme einnahmen und bis zu ihren Ellenbogen hochsprangen.

„Wie konntest du mir das verheimlichen?" zischte er, und seine Stimme klang sowohl nach dem Wolf als auch nach dem Mann, der er war.

„Lass uns später darüber reden," sagte sie abgehakt. Sie trat barfuß auf die Erde, und Lucas bemerkte, dass jeder ihrer Schritte den Boden erleuchtete, als ob ein Taschenlicht ihren Fußstapfen folgte.

„Was ist das?" fragte er verwirrt. So etwas hatte er noch nie gesehen. Als folge ihr die Energie auf Schritt und Tritt.

Ivy sah auf sich hinab. „Ich habe das noch nie gesehen," flüsterte sie. „aber ich muss jetzt meine Magie ableiten." Sie kniete sich hin und flüsterte: „Magia mea in terram fluat, vires meae stabilitatem inveniant."

„Meine Magie fließe in die Erde, meine Kräfte mögen Stabilität finden." Lucas, der Latein gelernt hatte, verstand ihre Worte und sah, wie sie ihre Hände in den Boden drückte. Zunächst sah es so aus, als ob sie Energie abgab. Aber das Licht unter ihr wurde stärker, grüner, und plötzlich sah es so aus, als ob die gesamte Energie in sie fließen würde.

Anstatt dass die Erde die Energie aufnahm, gab sie plötzlich Energie an Ivy ab und er stand machtlos neben ihr. Als er versuchte sie zu berühren, sie von diesem Energiepunkt wegzuziehen, schlug die Magie um sich und schleuderte Lucas einige Meter nach hinten. Er stöhnte schmerzerfüllt und setzte sich nach dem Sturz wieder auf. Seine Augen wieder auf Ivy gerichtet, war er Zeuge, wie eine mächtige Hexe geboren wurde.

Ranken griffen aus der Erde, umschlangen Ivys Arme und die Energie stieß ungehindert in ihren Körper. Er stand vor ihr, machtlos, und beobachtete, wie ihre Hände dunkel wurden, wie sich Blumenranken um ihren gesamten Körper wanden, bis all die Energie, die die Erde inne hatte, aufgesaugt wurde.

Forbidden Desire: Alpha's GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt