Kapitel 48

98 11 9
                                    

Liebe ist, selbst bei einem Streit fürsorglich zu sein.


POV Amelie

Die OP war gerade 24 Stunden her und Leon war unausstehlich. Dass er nicht trainieren konnte frustrierte ihn natürlich, aber deswegen musste er auch keinen Weltuntergang draus machen.
Glücklicherweise war am Wochenende das Auswärtsspiel in Leipzig und da Kathleen wichtige persönliche Termine hatte, musste ich die nächsten 3 Wochen ihren Posten übernehmen. Dass schmeckte dem Patienten ganz und gar nicht. Erst recht nicht, als er hörte wer sein Babysitter war. Luisa hatte sich freundlicherweise bereit erklärt für eine Woche nach München zu kommen um auf ihren Bruder „aufzupassen".

„Leon ehrlich ich liebe dich aber du gehst mir so auf die Nerven. Ich kann nichts für deine Verletzung und ja ich verstehe deine Sorgen wegen dem Stammplatz aber lieber jetzt bevor du in den wichtigen Phasen verletzt bist, wenn du jetzt so weitergespielt hättest. Und um ehrlich zu sein will ich den letzten Nachmittag auch nicht damit verbringen zu streiten bzw. mir dein Gejammer anzuhören!", sprach ich nach Ewigkeiten des Gemeckere ein Machtwort was mein Freund natürlich nicht unkommentiert ließ.
„Ja ja du hast gut reden! Du bist ja bei allen Spielen dabei und ich darf nicht mal mitfahren. Und dann hetzt du mir auch noch Luisa auf den Hals. Ganz toll lass mich alleine und kümmere dich nur nicht um mich. Ich komme schon zurecht. Hauptsache Frau Schweinsteiger macht ihren Job!", knallte er mir vor den Kopf und humpelte ins Schlafzimmer.

Im ersten Moment konnte ich kaum glauben was ich da hörte und wäre er nicht noch auf Hilfe angewiesen, wäre ich sofort in meine Wohnung. Normalweise war es besser Leon in solchen dingen in Ruhe zu lassen aber wer sowas zu mir sagte, musste mit einem enormen Echo rechnen. Na warte Mr. Grumpy!
„Was fällt dir eigentlich ein so mit mir zu sprechen? Ich mache meinen Job das hat nichts mit allein lassen zu tun. Du weißt ganz genau warum Kathleen nicht da ist und wer soll es sonst machen? Also spar dir zukünftig solche Kommentare sonst schläfst du bald dauerhaft allein. Ich habe dir schonmal gesagt wie ich auf sowas reagiere. Und tu nicht so als wäre es so schlimm, wenn Lu kommt. Du weißt so gut wie ich, dass ihr eigentlich ein Herz und eine Seele seid, was ich von dir gerade nicht behaupten kann. Ich danke dir, dass du unseren Abend so versaut hast. Ich schlafe im Gästezimmer. Allein lassen, was ich heute nur zu gern tun würde, kann ich dich ja nicht. Wenn du was brauchst dann melde dich ansonsten lass mich für heute in Ruhe! Gute Nacht!", blaffte ich ihn an und knallte die Türe hinter mir zu.
Er grummelte noch irgendwas vor sich hin, was ich zum Glück nicht verstanden hatte.

Ich wusste wie Leon war, wenn es sportlich nicht so lief wie er wollte und ich wusste auch dass er das immer an den Personen ausließ, die ihn am nächsten standen. Natürlich war mir klar, wie er sich fühlte. Oft genug habe ich das mit Bastian und auch Tobias mitmachen müssen aber die beiden zogen sich immer eher zurück und man musste sich regelrecht aufdrängen um an sie ranzukommen. Aber bei Leon war das genau das Gegenteil und es war anstrengend. Morgen musste ich nach Leipzig und ich wollte mich nicht streiten aber ich war kein Fußabtreter und das musste er lernen.
Wortlos brachte ich ihm sein Abendessen ins Schlafzimmer, dass er seit der Auseinandersetzung, offenbar nicht mehr verlassen hatte. Er starrte nur auf den Fernseher, murmelte aber dennoch ein kleines Danke und machte sich über seine Hähnchenpfanne her. Das Danke war sein kleiner Schritt in Richtung Entschuldigung aber es reichte bei Weitem nicht und scheinbar wusste er das genau, denn im Hause Kimmich war unser Streit auch schon angekommen.

LM: Süße was ist denn bei euch los? Leon rief ganz aufgelöst bei Jo an und der musste ihm mal wieder Beziehungstipps geben. Keine Ahnung warum er da immer meinen Freund fragt, der ist jetzt auch nicht immer der Experte auf dem Gebiet. Ruf mich an, wenn du reden willst.

Der eine Teil von mir freute sich, dass er sich Gedanken machte und es offenbar schnell wieder gut machen wollte aber der andere Teil war wütend. Wütend, dass er nicht fähig war mit mir zu reden und sich erstmal woanders ausheulte. Tipps holen hin oder her. Aufgebracht wählte ich also Linas Nummer. Was Leon konnte, konnte ich schon lange. Als Lina ranging feuerte ich direkt drauf los und erzählte ihr von Leons Launen und unserem Streit.


POV Leon

Mehrere Wochen musste ich pausieren und schon nach 2 Tagen war ich ein nervliches Wrack. Ich durfte gar nichts trainieren und als war das noch nicht genug, musste ich mich auch noch mit Lu auseinandersetzen. Meine Freundin hielt es für nötig gerade jetzt Kathleens Job zu übernehmen und ich glotzte dumm in die Röhre.
Ihr vorzuwerfen ihren Job zu machen war natürlich falsch, das wusste ich aber meinen Frust hatte ich schon immer bei anderen abgeladen und mir war klar, dass ich dringend daran arbeiten musste. Amelie war nicht die Art von Frau die das einfach schluckte und sie wegen meiner Unfähigkeit, mich mit sportlichen Tiefschlägen auseinanderzusetzen, zu verlieren wollte ich nicht riskieren.

Vielleicht konnte mir Jo ein paar Tipps geben wie ich die Karre noch aus dem Dreck ziehen konnte, bevor Amelie morgen nach Leipzig abdüste.
Die Ideen waren allerdings in Anbetracht meiner momentanen Lage mehr als fragwürdig.
„Blumen und Schmuck besorgen? Sehr witzig Jo. Erstens bin ich nicht mobil und zweitens hast du schonmal auf die Uhr geschaut? Außerdem ist Amelie mit sowas nicht unbedingt zu beindrucken!", meinte ich zu Jo.
„Na dann musst du es wohl auf die altbewährte Methode machen. Einfach entschuldigen und reden!", gab er mir den Rat was ich noch am selben Abend umsetzen wollte.

Amelie war weder im Wohnzimmer noch in der Küche zu finden und so versuchte ich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, auf der Terrasse ein bisschen Romantik aufkommen zu lassen. Die Kerzen konnte ich problemlos anmachen und auch Kissen und Decken waren nach ein paar Versuchen keine Herausforderung mehr. Das Glas von ihrem Lieblingswein war aber leider ein unüberwindbares Hindernis, was sich lautstark bemerkbar machte.
„Leon ist alles in Ordnung?" schrie Amelie schon fast panisch und stürmte in die Küche
„Es tut mir leid Schatz ich wollte dich draußen überraschen und jetzt mach ich dir auch noch zusätzlich Arbeit. Aber das Glas Wein konnte ich nicht auf die Terrasse bringen!", sagte ich reumütig und ihr Blick wurde deutlich weicher.
„Schon ok. Humpel du schonmal vor und ich komme mit den Getränken!" lächelte sie leicht und kurz darauf kam sie mit ihrem Wein und ein Glas Wasser für mich nach draußen.

„Amelie es tut mir so leid, wie ich mich benommen haben. Natürlich musst du deine Arbeit machen und ich bin wirklich stolz auf dich. Dich so anzufahren das hast du nicht verdient. Und du hast auch nicht verdient, dass ich meinen Frust an dir auslasse. Daran muss ich dringend arbeiten. Du hast soviel Geduld mit mir und du die beste Frau die ich mir an meiner Seite wünschen kann. Bitte verzeih mir, dass ich so ein Vollidiot bin!", sagt e ich schließlich nach ein paar Minuten des Schweigens.
Amelie sagte erstmal gar nichts aber, dass sie sich ganz nah an mich ran kuschelte war für mich Antwort genug.
„Goretzka du machst mich fertig. Ich verstehe wirklich wie es dir geht schließlich habe ich zwei Fußballer als Brüder. Aber um ehrlich zu sein haben die alles mit sich selbst versucht auszumachen und deswegen bin ich es nicht gewohnt, dass alles an mir abprallt. Du weißt, dass ich dich immer unterstütze und dir auch immer zur Seite stehe egal ob Erfolg oder Niederlage aber es geht um das Wie, Leon. Ich habe das Ernst gemeint Ich möchte nicht, dass du so mit mir umgehst. Du verletzt mich damit und ich will nicht wegen dir nicht meine Arbeit vernachlässigen. Du wirst sicher in der Zukunft noch des Öfteren verletzt sein und ich kann nicht deswegen zu Hause bleiben. Ich möchte nicht dem Klischee einer Spielerfrau entsprechen!", erklärte mir Amelie ruhig und sah mich lächelnd an.
„Spieler FRAU also? Habe ich was verpasst?!" musste ich sie etwas aufziehen und das „Frau" extra betonen.
„Du bist wirklich ein Idiot, weißt du das? Du weißt genau wie ich es meine. Spielerfreundin hört sich ja wohl bescheuert an. Ich will ich es ja auch nicht sein und außerdem könnte man ja auch sagen, dass du der Freund von bist.... Warum muss es immer die Frau oder Freundin vom dem Spieler sein? Ich bin schließlich eine Schweinsteiger und ich habe vor, dass auch immer zu bleiben, Herr Schweinsteiger... Na so schlecht hört sich da ja gar nicht an oder? Leon Schweinsteiger!", lachte sie so laut, dass halb Giesing das gehört haben muss.
„Sehr witzig Frau Goretzka!", kontere ich direkt! „Das Thema vertagen wir mal lieber auf den Zeitpunkt, wenn es mal so weit ist. Aber wenigstens hast du mir verziehen. Also das hast du doch oder?", vergewisserte ich mich lieber nochmal was meine Freundin mit einem langen Kuss bestätigte.

___________________________________________________________

So kurz mal ein paar Wölkchen aber ich will mal nicht so sein. Guten Wochenstart noch uns SORRY dass es wieder ne Woche gedauert hat. Ich werde mich besser und bald habe ich auch Urlaub und da will ich viel schreiben :-

Can't help falling in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt