Kapitel 20

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Später am Nachmittag warte ich ganz ungeduldig darauf, dass Noah mich runter ruft. Ich habe ihm vor einer Stunde Bescheid gegeben, wann er mich abholen soll, und nun ist es in jeder Sekunde soweit und alles, woran ich denken kann, ist die Tatsache, dass ich gleich einige Stunden alleine mit Noah verbringen werde und immerzu von seiner Nähe, seinem Charme und seinem Duft umgeben sein werde.

Und verdammt, eigentlich ist das nichts, was ich nicht schon tausende von Male erlebt habe, doch seitdem ich diese verbotenen Gefühle für Noah entwickelt habe, ist es, als würde ich all dies das erste Mal erleben.

Es fühlt sich einfach ganz anders an. Gleich auf die vertraute und schöne Art, doch anders auf die aufregende und intensive neue Art.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich sehe, dass mir Noah geschrieben hat, dass er da ist. Ein letztes Mal sehe ich mich im Spiegel an und streiche mir meine Haare zurecht, bevor ich runterlaufe und kurz darauf das Haus verlasse, um anschließend Richtung Noahs Auto zu laufen.

Als ich mich reinsetze, werde ich wie erwartet prompt von seinem vertrautem Duft umhüllt.

Noah sieht mich an und mir rutscht zeitgleich das Herz in die Hose. "Du hast mich ja überhaupt nicht warten lassen. Alles gut bei dir?"

"Ha ha, wie witzig", entgegne ich nur, obwohl ich weiß, dass er recht hat. Sonst lasse ich ihn immer warten, aber ich kann ihm schlecht sagen, dass ich schon seit zwanzig Minuten fertig war und oben in meinem Zimmer geübt habe, wie ich mich am besten in seiner Anwesenheit verhalten kann. "Fahr du mal lieber los, wir haben nicht wirklich viel Zeit."

Noah schmunzelt, doch startet dann den Motor und belässt es dabei. Er fährt in die Mall und wir kümmern uns dort erst einmal um Alisas Geschenk. Das ist sogar recht einfach, denn ich wusste genau, was sie sich wünscht. Zwei Läden später war ihr Geschenk bereits vollendet und ich habe Noah dazu genötigt, noch schnell in einen Klamottenladen reinzuschauen, da ich absolut keine Sache habe, die ich später zu ihrer Feier anziehen könnte.

"Ich hasse Shoppen", bemerkt Noah, als er mir widerwillig durch den Laden folgt. Ich muss kichern, doch halte inne, als ich merke, wie vereinzelte Mädchen verstohlen in Noahs Richtung sehen.

Ich bin mir sicher, dass auch Noah die Blicke nur allzu gut spürt, doch er zeigt keiner der Mädchen auch nur ansatzweise Aufmerksamkeit. Und das schätze ich so unglaublich an ihm. Noah ist wirklich ein Kerl, der absolut jede haben könnte, und doch nutzt er es nicht aus, wie gewisse andere es an seiner Stelle tun würden.

"Wie wärs damit?"

Überrascht drehe ich mich um, um Noah anzuschauen. In seinen Händen hält er ein blaues Kleid, welches überraschend schön ist. Er sieht vom Kleid zu mir. "Das wird bestimmt gut an dir aussehen."

Ich schlucke schwer. "Meinst du?"

"Probier es mal an", drängt Noah und drückt es mir dann in die Hände, um zusammen mit mir Richtung Umkleidekabinen zu laufen. Dort angekommen schlüpfe ich schnell ins Kleid und staune nicht schlecht, als ich mich darin zunächst im Spiegel der Kabine betrachte. Es ist ein wunderschönes Kleid, das sehr vorteilhaft ist, obwohl es nicht wirklich figurbetont ist. Es gefällt mir überraschend gut.

"Und? Hast du es an?", höre ich Noah von draußen fragen.

Ich werde wieder ganz nervös. "Ja."

"Zeig mal."

Ich atme tief durch, ehe ich die Kabine öffne. Noah sitzt auf einem der Stühle und lässt seinen Blick mehrmals über mich gleiten. "Das ist fast schon zu schön für so einen einfachen Anlass..."

Mein Herz klopft wie wild gegen meine Brust, und als Noah dann auch noch aufsteht und den Abstand zwischen uns verringert, während er auf mich zukommt, scheint es nur noch schlimmer zu werden. "Ich glaube, die Ärmel gehören hierhin", sagt er mit rauer Stimme, als er bei mir angekommen nach den Trägern des Kleides greift und diese sachte nach oben streicht. Eine Gänsehaut zieht sich über jede erdenkliche Stelle meines Körpers und ich bin so überfordert, dass ich nichts anderes tun kann, als mit leicht offenem Mund dazustehen.

Noah scheint meine aufgelöste Verfassung jedoch gar nicht mitzubekommen, denn er sieht erneut an mir herunter.

Ich räuspere mich. "Danke."

Noah hebt den Blick und sieht mir direkt in die Augen. Das Grün in seinen scheint heute mal wieder extrem intensiv und ich bin wie verloren in ihnen. "Das Kleid kann direkt mit. Und jetzt komm, zieh dich wieder an."

Ich nicke lediglich und lasse zu, dass Noah die Kabine wieder zuzieht.

Ich fasse mir an mein pochendes Herz und versuche, mich irgendwie zu fangen, doch selten viel mir etwas schwerer.

Wie soll das nur jemals erträglich sein...

Werde ich für den Rest meines Lebens so in Noahs Nähe empfinden? So einen schnellen Pulsschlag haben? So wackelig auf den Beinen stehen, wenn er mich auch nur für einen Moment zu lange ansieht?

Ich atme tief durch und verbanne die Fragen zunächst aus meinem Kopf. Über die Zukunft nachzudenken, während mir die Gegenwart schon so schwer fällt, erscheint mir einfach nicht als schlau.

Das Wichtigste ist und bleibt unsere Freundschaft.

Dieses Mantra wiederhole ich immer wieder in meinem Verstand, in der Hoffnung, dass die Nachricht auch mein verlorenes Herz erreichen wird...

  
   
A/N:

Ein kleines Kapitel, hoffe ihr habt Spaß beim lesen gehabt ❤️🫶🏼

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