Kapitel 28

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Die nächsten Tage vergehen erschreckend langsam. Ich bin die meiste Zeit für mich und bekomme Noah und auch die anderen kaum zu Gesicht. Diese Zeit alleine hat mir gezeigt, wie eintönig und schrecklich mein Leben ist, wenn Noah nicht darin vertreten ist. Diese wenigen Tage haben mir deutlich gemacht, dass ich ein Leben ohne Noah nicht will. Diese Leere, die in meinem Herzen herrscht, wenn er nicht in meiner Nähe ist und wenn ich nicht weiß, wo er ist und ob es ihm überhaupt gut geht, ist erschreckend groß. Sie zerreißt mir die Seele und raubt mir den Schlaf. Und es scheint von Minute zu Minute schlimmer zu werden.

Ich atme tief durch, doch es scheint, als würde ich ersticken. Ich bekomme das Gefühl nicht los, dass etwas in unserer Freundschaft zerstört ist. Seit dem Kuss hat sich etwas zwischen uns verändert. Und es macht mir eine Höllenangst. Denn ich glaube, nein, – ich bin mir fast schon sicher, – dass Noah mir aus dem Weg geht. Ich meine, ich kann mich nicht daran zurückerinnern, wann wir jemals so wenig Kontakt hatten, wie in den letzten fünf Tagen. Er hat mir nicht geschrieben, mich nicht angerufen. Er war wie vom Erdboden verschluckt.

Ich war gestern kurz bei ihm Zuhause, in der Hoffnung, dass ich ihn dort antreffen würde, doch stattdessen habe ich seine Mutter getroffen, die ebenso wenig Ahnung hatte, wo er steckt. Sie selbst hat gesagt, dass sie nicht weiß, was mit ihm los ist. Sie hatte gehofft, dass ich ihr das sagen könnte, schließlich bin ich Noahs beste Freundin und normalerweise verstecken wir nichts voneinander.

Ich weiß mehr von ihm, als seine Schwester oder sonst wer und andersrum ist es genauso.

Ich merke erst, dass ich weine, als meine Wange von der herunterfließenden Träne gekitzelt wird. Ich streiche mir übers Gesicht und reiße mich innerlich zusammen.

Ich muss aufhören, hier in meinem Zimmer zu sitzen und rumzuheulen. Vielleicht kann ich ja nochmal rüber zu Noah und schauen, ob er jetzt vielleicht Zuhause ist. Ich halte es nämlich langsam nicht mehr aus. Ich muss ihn einfach wieder sehen, ob das nun schlau ist, ist eine andere Sache.

Ich glaube, mein Herz wird erst dann Ruhe geben, wenn ich sichergehe, dass es ihm nach der Sache mit Clara gut geht.

Ich nicke mir selbst zu, um meinen Plan zu bestärken und ziehe mir dann einen Pulli und eine Jogginghose an, bevor ich mich auf den Weg nach draußen mache. Während ich die Straße entlang laufe, genieße ich die Wirkung der kühlen Nachtluft. Sie hat tatsächlich etwas beruhigendes. Und das brauche ich gerade mehr als dringend. Denn allein bei dem Gedanken, dass ich Noah in Kürze wieder gegenüberstehe, beginnt mein Puls zu rasen.

Ich wusste nie, dass sich Liebe so intensiv anfühlt. Tatsächlich habe ich nie an solche Gefühle geglaubt. Ich dachte immer, dass Liebe, wie sie einem in all den Serien gezeigt wird und wie sie in den etlichen Liebesbüchern beschrieben steht, nichts weiter ist, als ein Märchen. Ein erfundenes Gefühl, dass einen zum Hoffen bringt und einen dadurch fesselt. Doch heute kann ich sagen, dass Liebe existiert. Dass man sie in dem Menschen finden kann, in dem man es am wenigsten erwartet hat.

Denn ich habe mich Hals über Kopf in Noah verliebt.

Geliebt habe ich ihn schon immer. Als besten Freund. Als einen festen Teil meines Lebens und meiner schönsten Erinnerungen. Doch nun liebe ich ihn noch auf diese berauschend neue Art, auf der ich je zuvor für niemanden empfunden habe.

Und das ist bis heute beängstigend...

Ich fülle meine Lunge mit Sauerstoff, als ich tief Luft hole und vor Noahs Haustür anhalte. Ich brauche einige Atemzüge, um mich zu sammeln und den Mut zu finden, die Klingel zu betätigen.

Sekunden vergehen, in denen nichts passiert.

Gerade, als ich glaube, dass niemand Zuhause ist, öffnet sich die Tür plötzlich und ich bekomme einen Schock, als ich den Blick hebe und in das Gesicht der Person schaue, die nun vor mir steht. Es ist kein Geringerer, als Noah. Doch als ich einen weiteren Moment in sein Gesicht schaue, überkommt mich eine schmerzhafte Gänsehaut.

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