Kapitel 2

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"Lindy!"

Ich hebe schlaftrunken meinen Kopf und suche auf dem Campus nach der Stimme, die mich gerade gerufen hat. Als Noah im nächsten Moment in meinem Blickfeld erscheint und auf mich zukommt, erhellt sich meine Miene, nur um sich einen Augenblick später wieder schlagartig zu verdunkeln.

Denn Clara klebt mal wieder direkt an seiner Seite...

"Du hast jetzt eine Freistunde, oder?" Noah kommt vor mir zum Stehen und betrachtet mich aus seinen grünen Augen, während Clara einfach nur dasteht und auch auf eine Antwort meinerseits wartet. Beinahe so, als wäre sie lediglich ein Accessoire. Und wenn ich mir sie so ansehe, dann könnte sie auch glatt als eines durchgehen.

Okay, genug davon.

Ich nicke und reiße mich damit von meinen kindischen Gedanken los. "Ja, warum fragst du? Du hast doch jetzt eine Vorlesung."

"Nein, ich bin frei", entgegnet Noah und grinst. "Wollen wir was essen gehen? Ich hol dir auch deinen Lieblingskakao."

Meine Augen werden ganz groß, während im selben Moment mein Magen zu Knurren beginnt. "Wie könnte ich da nein sagen?", rufe ich nur und bringe Noah damit zum Schmunzeln. Mindestens hat sich diese Sache nicht verändert, seitdem er mit Clara zusammengekommen ist. Wir gehen immer noch regelmäßig zusammen essen.

Ohne Clara.

"Ich würde echt gerne mitkommen, hab jetzt gleich aber leider eine Vorlesung", bemerkt Clara und scheint wirklich enttäuscht darüber zu sein. Sie sieht auf ihre Uhr und macht große Augen. "Ich muss los, hab die Zeit voll vergessen. Viel Spaß euch", bemerkt Clara noch, ehe sie Noah einen Kuss auf die Wange drückt.

Ich wende meinen Blick von den beiden ab, damit niemand von ihnen bemerkt, wie sehr ich mich innerlich freue. Clara ist zwar wirklich okay und hat eigentlich auch nichts falsch gemacht, aber ich freue mich, nach diesen anstrengenden letzten Tagen mal wieder Zeit alleine mit Noah zu verbringen.

Das darf ich ja wohl verlangen, er ist schließlich mein bester Freund, und das, seitdem ich denken kann.

"Ist das gerade etwa ein schadenfrohes Lächeln auf deinen Lippen?", bemerkt Noah plötzlich direkt neben mir und ich fahre erschrocken zusammen, um ihn mit großen Augen zu betrachten.

"Ähm... nein – ist es nicht", munkele ich ziemlich schlecht und ergattere damit nur ein Kopfschütteln seinerseits.

"Du bist unmöglich", murmelt er, doch kann sich selbst kein Schmunzeln verkneifen.

Ich unterdrücke mein Grinsen. "Kann ich nur zurück geben!"

Noah funkelt mich an und nun fangen meine Mundwinkel doch an, nach oben zu Zucken. Verdammt.

"Komm jetzt endlich, ich sterbe vor Hunger." Mit diesen Worten laufe ich los. Es dauert keinen Moment, da ist Noah gleichauf mit mir und wir schlendern nebeneinander her, während ich Noah von den Plänen meiner Schwester erzähle.

"Also steht ihr Hochzeitsdatum fest?", fragt Noah neugierig und ich freue mich, endlich Nicken zu können. Die beiden haben echt lange auf einen Termin gewartet.

"Ja, in genau drei Monaten", antworte ich zufrieden und lächle. Ich kann gar nicht glauben, dass es bald soweit ist. Meine große Schwester wird heiraten und das Haus verlassen. Ich kann mich noch nicht einmal darüber freuen, dass ich ihr Zimmer bekomme, denn wenn ich könnte, dann würde ich sie nur allzu gern dazu überreden, doch noch eine Zeit lang zu Hause zu bleiben.

Zumindest so lange, bis ich selbst heirate.

"Lindy, hey, kein Grund zu weinen. Dafür hast du danach noch genug Zeit", neckt mich Noah und ich schenke ihm nur einen gespielt genervten Blick.

"Warte mal, warst du nicht derjenige, der auf der Hochzeit deiner Schwester damals Rotz und Wasser geheult hat?"

Noah sieht mich mit großen Augen an. "Hey, ich war zwölf!"

"Trotzdem, diesen Auftritt werde ich, selbst wenn ich wollen würde, nicht übertreffen können." Ich schenke ihm ein süßes Lächeln und er erwidert es mit einem noch süßeren.

"Du hast dir doch keinen Kakao verdient", bemerkt Noah, während wir unseren Lieblings Diner betreten und uns auf unserem Stammplatz niederlassen.

Ich schnaube schockiert. "Du hast es mir versprochen!"

Noah lacht und will etwas erwidern, als Daniela im nächsten Moment an unserem Tisch erscheint und uns mit einem breiten Lächeln unterbricht. "Eine Ehre, unsere Stammkunden Mal wieder zu Gesicht zu bekommen! Wo wart ihr denn die letzten Tage? Ich dachte schon, ihr wärt verloren gegangen."

Ich komme Noah zuvor, damit er keine Chance hat, den Mund für eine Antwort zu öffnen. "Der geehrte Herr hier hatte keine Zeit für mich, weil er mit seiner Freundin beschäftigt war."

"Stimmt gar nicht!", bemerkt Noah mit zusammengezogenen Brauen, "Lindy hat mich gestern erst versetzt."

Empört öffne ich den Mund. "Und du hast mich die beiden Male davor versetzt!"

"Weil Clara Geburtstag hatte", erklärt Noah und nun kann ich nichts mehr erwidern. Gut, er hat die Diskussion gewonnen.

Diesmal.

"Okay, ich sehe, ihr beide braucht was zum Essen und Trinken", stellt Daniela amüsiert fest und durch ihren Akzent hört sie sich wirklich süß dabei an. "Dasselbe wie üblich?", fragt sie dann an uns gewandt und Noah und ich nicken zeitgleich.

"Danke Daniela, ach und, für mich diesmal bitte einen großen Kakao mit extra viel Sahne. Noah ist heute spendabel", sage ich noch, ehe sie mit einem Lächeln und unserer Bestellung verschwindet.

"Ich sag doch, du bist einfach nicht normal", höre ich Noah murmeln und schenke ihm mein strahlendstes Lächeln.

Und wie immer, schafft er es nicht, eine weitere Sekunde beleidigt zu sein.

Er verkneift sich sichtlich ein Grinsen, während er den Kopf schüttelt. "Genug davon, erzähl mir mal lieber, wie dein Referat heute lief."

Sobald ich an mein Referat zurückdenke, fällt mein Lächeln in sich zusammen und ich stöhne verzweifelt. "Erinnere mich bitte nicht daran, es war einfach nur grauenvoll! Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich blamiert habe!"

"Oh doch", Noah presst die Lippen zusammen, um nicht loszulachen. "Miles hat es mir erzählt."

"Diese miese Ratte!", rufe ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Ich spüre schon, wie ich vor Scham rot anlaufe. Das war wirklich die schlimmste Situation seit langem. "Keine Sorge, alle werden es sicher morgen schon vergessen haben."

"Das hoffe ich", murmle ich nur erledigt und versuche mich mit dem Gedanken an meinen extra großen Kakao abzulenken. "Und was ist mit dir? Wie war Clara's Geburtstag?", lenke ich das Gespräch gekonnt in eine andere Richtung.

Ich hab bis jetzt noch gar nicht die Chance gehabt, ihn zu fragen, wie es war, denn ich wollte es aus einem mir unauffindbaren Grund nicht in Clara's Nähe tun.

"Ganz gut", erwidert Noah nur und macht mich damit neugierig.

Doch ich frage nicht weiter nach, denn eigentlich will ich es gar nicht wissen. Zumindest rede ich mir das ein. Das ist nämlich eine Sache zwischen Noah und Clara. Und in meiner freien Zeit mit Noah will ich um ehrlich zu sein lieber über andere Dinge reden, als über seine Freundin.

A/N:

Supriseee
I am back with the next chapter 🤝

Bin gut drauf und hab jetzt auch richtig Lust auf einen Kakao bekommen, wie sieht's bei euch aus?

Was sagt ihr zum Kapitel?

Keine Sorge, bald wird es ein bisschen spanender zugehen, hoffe, ihr freut euch genauso sehr wie ich

xoxo

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