Kapitel 27

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Seit dem Zwischenfall sind nun einige Tage vergangen. Doch anstatt mich in meinem Zimmer zu verbarrikadieren, bin ich ganz normal zur Uni gegangen. Doch nur, um an den Vorlesungen teilzunehmen. Bei jeder freien Gelegenheit bin ich wieder verschwunden, damit ich den Blicken der anderen Studenten entkommen konnte. Zwar hat niemand was gesagt, doch ich konnte mir denken, was sie hinter meinem Rücken getuschelt haben und was sie selbst von mir fanden.

Noah hat sein Wort gehalten, er hat mitten in der Cafeteria eine Ansage vor all den Gruppen gemacht, die ihre Köpfe zum Lästern zusammengesteckt haben, als ich die Cafeteria betreten habe. Er hat klargemacht, wie es zu dem Kuss kam und das mich keine Schuld trifft, und es hat tatsächlich ein wenig geholfen, da damit für einige das Thema gegessen war.

Aber es gibt natürlich wie immer eine Anzahl an Leuten, die es lieben, wenn sie andere am Boden sehen und über sie reden können.

Clara habe ich seit ihrem Ausraster nicht mehr  zu Gesicht bekommen. Ich hätte gerne nochmal mit ihr geredet und ihr das ganze erklärt, doch sie hat mich blockiert und hat sich seither nirgends blicken lassen. Ich frage mich, ob sie Kontakt zu Noah hatte, doch traue mich nicht, ihn zu fragen, zumal ich die letzte bin, die sich in dem Punkt einmischen sollte.

Daher behalte ich meine Neugier für mich und versuche mich zusammenzureißen.

Die Zeit vergeht ziemlich monoton, bis Lewis plötzlich meinen Weg im Korridor der Uni blockiert. Auch ihn habe ich bisher nicht mehr angetroffen, doch nun hat er es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht, mit mir zu sprechen, denn als ich versuche, stumm an ihm vorbeizulaufen, stellt er sich mir erneut in den Weg.

Lewis räuspert sich. "Lindsey... ich würde sehr gerne kurz mit dir reden. Du kannst dir sicher denken warum."

Ich sehe ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Was? Willst du dich etwa dafür entschuldigen, dass du überall rumerzählt hast, was auf der Party zwischen Noah und mir passiert ist?"

Lewis scheint es unangenehm zu sein, dass ich ihn so direkt darauf anspreche. Man könnte fast meinen, dass es echt ist, wenn ich es nicht anders wüsste. "Ich finde es nicht fair, dass du mir sowas vorwirfst."

"Also stimmt es nicht?"

Lewis zieht die Schultern an. "Doch... es stimmt. Aber ich habe es nicht mit einer bösen Absicht weitererzählt. Also... zumindest wollte ich dir nichts Böses damit."

Nun werde ich hellhörig. "Noah aber schon?"

"Ja... der Arsch hat eine Freundin und küsst dich einfach. Er soll sich für eine von euch entscheiden. Ich weiß echt nicht, was er denkt, wer er ist", sagt Lewis ganz direkt und lässt mich damit mit offenem Mund stehen. Ich sehe ihn mit großen Augen an und er scheint scheinbar auch jetzt erst so richtig zu realisieren, was er da gerade von sich gegeben hat, denn er zieht die Brauen verwirrt zusammen. "Auf jeden Fall hat dieser Kuss nicht ihm gehört."

"Hör bitte auf, so einen Mist über Noah und mich rumzuerzählen. Die ganze Uni glaubt jetzt, dass da was zwischen uns läuft", bitte ich Lewis, ohne auf seine vorherigen Worte einzugehen. Ich wüsste sowieso nicht, was ich darauf erwidern könnte.

"Läuft da denn was zwischen euch?"

Die Frage kommt so direkt, dass ich mich fast an meiner eigenen Spucke verschlucke. "W-was? – Nein."

"Das sieht von außen aber ganz anders aus", entgegnet Lewis zu meiner eigenen Überraschung und bringt mich damit zum innehalten.

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