Kapitel 15

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Als es draußen langsam aber sicher beginnt, dunkel zu werden, werde ich ungeduldig. Ich sitze an meinem Fenster und sehe raus in den Himmel und frage mich, was um Gotteswillen Noah macht. Wo steckt er? Ist er noch immer bei Clara? Und wenn ja, was denkt er sich dabei, mich die ganze Zeit hier in Ungewissheit warten zu lassen. Wieso muss genau dieser Tag so bitter sein? Wenn ich mich doch schon so lange auf ihn gefreut habe...

Ich seufze schwer und lasse mich in meinem Bett zurückfallen. Eines ist sicher, wenn ich bald keine Nachricht von Noah kriege, die mich irgendwie aufklärt, werde ich absolut ungemütlich.

Langsam glaube ich nämlich, dass irgendetwas faul ist. Schließlich kenne ich so ein Benehmen von Noah nicht. Und auch Clara kann ihn nicht so abgelenkt und für sich beansprucht haben, dass er bis jetzt keine Möglichkeit hatte, mir Bescheid zu geben.

Am liebsten würde ich schreien, so sehr frustriert mich die ganze Situation.

Ich bin gerade dabei, meine Pyjama anzuziehen, als plötzlich mein Handy zu klingeln beginnt. Sofort laufe ich darauf zu, doch als ich anders als erwartet nicht Noahs Namen darauf stehen sehe, sondern den seiner Schwester, halte ich verwirrt inne. Es ist nicht so, als würden Dina und ich nie telefonieren, das machen wir sogar gar nicht so selten, doch das sie mich einfach so abends anruft, kommt nicht sonderlich oft vor.

Mit gerunzelter Stirn nehme ich den Anruf an und halte mir mein Handy ans Ohr. »Hallo?«

»Lindsey! Oh Gott... Ich... Ich erzähle dir jetzt was, aber ich will, dass du Ruhe bewahrst, okay?«, stammelt Dina total benommen und bringt mein Herz damit zum stillstehen.

Mir wird ganz mulmig zumute und mein Griff um mein Handy verkrampft sich, während ich mir mit meiner anderen Hand ans pochende Herz fasse. »Was... was ist passiert?«, hauche ich wie benebelt.

»Noah... er... er hatte einen Unfall«, erklärt Dina und ab dann bin ich nicht mehr Herr meiner Sinne. All die Kraft entweicht aus meinen Beinen, sodass ich mich im nächsten Moment auf dem Boden sitzend wiederfinde.

»W-was?«, stottere ich in den Hörer, während mir zeitgleich Tränen in die Augen steigen. Meine Sicht verschleiert sich, bis ich nur noch verschwommen sehe und die paar Sekunden, die Dina zum antworten braucht, fühlen sich wie schmerzhafte Jahrzehnte an.

»Mach dir bitte keine Sorgen, Linsey... Es geht ihm gut«, beteuert Dina, doch ich kann nichts anderes tun, als total abgehakt zu atmen. Ich bin so überfordert wie schon lange nicht mehr und verfluche mich, als ich mehrere Sekunden brauche, um meine Stimme zu finden. »In welchem Krankenhaus seid ihr?«

Ich höre Dina erschöpft ausatmen. »In dem in der Innenstadt.«

»Ich bin in zehn Minuten da«, sage ich, ehe ich auflege. Ich reiße mich zusammen, springe auf und flitze dann sofort die Treppen runter. Als ich Mum im ersten Moment nicht finde, werde ich ganz panisch. Erst, als ich sie aus dem Badezimmer laufen sehe, halte ich inne. »Mum, Noah... er.. er hatte einen Unfall. Kannst du mich bitte sofort zu ihm ins Krankenhaus fahren?«

Mum macht große Augen und schlägt sich die Hand vor den Mund. »Was?! Geht... geht es ihm gut?«, fragt sie prompt und sieht fast genauso panisch aus, wie ich es wahrscheinlich bin.

»Ja... also, ich weiß es nicht. Dina sagte, dass es ihm gut geht. Gott, ich habe so große Angst«, hauche ich zum Ende hin und bemerke gar nicht, dass Mum mich an der Hand nimmt, erst, als wir schon beinahe an der Haustür sind.

»Lass uns sofort zu ihm«, bemerkt sie, als sie sich ihre Autoschlüssel schnappt. Ich ziehe mir schnell ein paar Schlappen an und laufe Mum dann hinterher Richtung Auto. Dabei kann ich nicht aufhören, mir die größten Sorgen meines Lebens zu machen und fast an meiner Angst zu ersticken.

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