Ich weiß nicht, wie viele Sekunden vergehen, in denen ich Noah einfach nur ansehe. Doch ich weiß, dass mein Herz die ganze Zeit über hoch über den Wolken fliegt. So fühlt es sich zumindest an, denn noch nie zuvor hat jemand etwas so schönes und besonderes zu mir gesagt. Und das es Noah ist, der diese Sachen gesagt hat, macht es nur noch besser.Ich öffne den Mund, um zu antworten, doch kein Ton verlässt meine Kehle. Noah, der mich ebenso einfach nur ansieht, blinzelt nun und entfernt sich dann wieder von mir. Er fährt sich durch die Haare und räuspert sich dann. "Wie wärs mit einem Film? Wie in den guten alten Zeiten."
Ich nicke, da ich noch immer zu überrumpelt bin, um meine Stimme zu finden.
Noah lächelt, ehe er sich seine Fernbedienung schnappt und sich dann auf die eine Seite des Bettes niederlässt. Als er merkt, dass ich mich nicht von der Stelle bewege, deutet er mir an, mich ebenso hinzulegen. Das tue ich dann auch, mit einem doppelt so schnell schlagendem Herzen. Ich mache es mir auf der anderen Bettseite bequem und versuche so viel Sicherheitsabstand zwischen uns zu lassen, wie nur möglich, ohne das es auffällig ist.
Doch obwohl genug Platz zwischen uns ist, fühlt es sich an, als würde eine Spannungsladung den Abstand füllen und als wäre ich Noah nur einen Atemzug entfernt.
Doch auch dies versuche ich mir nicht anmerken zu lassen.
Auch wenn es unglaublich schwer ist...
Die nächste Stunde verbringen Noah und ich damit, den Film zu schauen. Es ist ein Action Film, doch dies ist nicht der Grund, weshalb ich mehrmals den Atem anhalte. Es ist viel mehr Noahs Nähe, die mir den Verstand raubt. Doch mit der Zeit entspanne ich mich einwenig und ich merke auch, wie es Noah immer besser geht. Seine Wunden bluten nicht mehr, was mich unheimlich beruhigt. Immer wieder sehe ich ihn von der Seite aus an. Nur kurz und unauffällig, doch ich kenne Noah gut genug, um ihn mit einem einzigen Blick einzuschätzen.
Ich würde sagen, dass ist das Ergebnis unserer langen Freundschaft. Niemand anderen kenne ich ansatzweise so gut wie ihn. Niemand anderen möchte ich jemals so gut kennen, wie ihn.
"Lindy?"
Meine Augen wandern zu Noah, der mich bereits ansieht. Meine Haut glüht unter seinem Blick und ich bete innerlich dafür, dass man es mir nicht anhand meiner geröteten Wangen anmerkt. "Hm?", mache ich nur unbeholfen.
"Ich muss dich was fragen." Noah sieht plötzlich ganz ernst aus. Auch seine Stimme ist überraschend kühl und... wirkt so distanziert. Es ist etwas sehr ungewohntes, ihn so zu sehen.
"Was ist denn?", entgegne ich und verschränke meine Finger ineinander, damit sie aufhören, zu zittern. Ich bin unglaublich nervös und auch wenn ich diese Nervosität am liebsten abstellen würde, funktioniert es einfach nicht.
Noah dreht seinen Kopf von mir weg und starrt nun stattdessen an die Decke. Sein Kiefer verspannt sich, ehe er das Wort ergreift. "Bist du sehr sauer auf mich, weil ich dich geküsst habe?"
Seine Frage kommt so unerwartet, dass sie mich wie ein Faustschlag in die Magengrube trifft. Ich schnappe nach Luft, doch lasse sie in der selben Sekunde wieder aus meiner Lunge weichen. "Wie... wie kommst du darauf?", erwidere ich mit leicht zitternder Stimme.
Noah atmet hörbar aus. "Naja... du bist in letzter Zeit so komisch drauf. Seit... seit dem Kuss bist du irgendwie... anders. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es etwas damit zutun hat..."
Ich habe nie daran gedacht, dass Noah auf die Idee kommen könnte, mein komisches Verhalten damit in Verbindung zu bringen, dabei ist es ziemlich naheliegend. Er hat schließlich keine Ahnung, dass es an meinen neugewonnen, romantischen Gefühlen liegt. Ich schlucke schwer. "Nein... nein, ich bin nicht wütend auf dich."
"Also ist zwischen uns alles so wie immer?", fragt Noah nun und sieht direkt zu mir. Seine Augen erfassen meine, es fühlt sich beinahe an, als würden sie sich berühren, so intensiv und fordernd ist sein Blick.
Ich nicke zögerlich und starre dann auf meine Hände, weil ich es nicht standhalte, ihm in die Augen zu sehen, während ich lüge.
Noah scheint nicht ganz überzeugt. "Wieso weichst du dann meinem Blick aus? Warum schaffst du es nicht, mir mehr als drei Sekunden in die Augen zu sehen? Ich... Ich fühle, dass da was ist."
Mein Hals scheint wie zugeschnürt. Ich bin überfordert und weiß nicht, wie ich mich retten kann. Noah hat mich durchschaut, doch er darf niemals erfahren, was der wirklicher Grund für mein Benehmen ist. "Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich bin nach der Sache mit Clara und den tuschelnden Leuten in der Uni einfach einwenig neben der Spur, und dann ist da noch der ganze Stress Zuhause wegen Melissas bevorstehenden Hochzeit. Die Planung und alles macht mich einfach sehr müde.... Es... es hat nichts mit dir zutun."
Noah mustert mich, während ich spreche. Es scheint, als würde er versuchen, mein Gesicht zu studieren. Doch ich gebe mir alle Kraft, um so überzeugend wie möglich zu klingen. Und das schaffe ich auch, denn Noah nickt letztlich.
"Okay. Dann bin ich beruhigt...", murmelt er und deutet mir dann an, näher zu kommen. Ich weiß sofort, dass er darauf hinauswill, dass ich mich an seine Schulter lehne. Ich tue, was er verlangt und mache es mir neben ihm gemütlich. Während mein Herz wie wild pocht, greift Noah nach der Fernbedienung und drückt auf weiter. Der Film ertönt wieder in voller Lautstärke, doch alles was ich wahrnehme, ist Noahs Arm, der sich um mich legt. Eine Wärme erfüllt mich und ich schließe für einen Wimpernschlag die Augen, um seine Nähe zu genießen. Ich weiß, dass Noah versucht, mir Kraft zu geben, vor allem nach alldem, was ich gerade von mir gegeben habe. Dabei weiß er nicht, dass all das mich nicht im geringsten interessiert.
Und selbst wenn, dann würde diese einfache Berührung von Noah all die Last von mir nehmen. Das hat es schon immer.
Wenn mich jemand fragen würde, welcher der für mich sicherste Ort der Welt wäre, dann wäre meine Antwort klar: Wenn ich in Noahs Armen liege. Nirgendwo fühle ich mich so geborgen, so beschützt und so gut aufgehoben.
Noah war schon immer mein Zufluchtsort.
Schon damals als ich ein Kind war.
Doch nun verbinde ich noch so viel mehr damit. Ich fühle so viel mehr als früher... und es macht mir nach wie vor Angst...
"Ich bin immer für dich da. Egal was ist, vergiss das nicht...", raunt Noah mir zu. Wieder einmal bestätigt er mir, dass meine Gefühle für ihn absolut wirklich sind. Denn ich spüre sie in jedem Zentimeter meines Körpers. Es scheint, als würde meine Liebe zu Noah mich mit Kraft erfüllen.
Ich lächle. Doch eine Antwort bringe ich nicht zustande. Viel zu überwältigt bin ich von meinen Gefühlen, die intensiver den je durch meine Adern pulsieren.
A/N:Ich bin absolut unzufrieden mit dem Kapitel, doch irgendwie schaffe ich es nicht, es so umzuändern, dass es mich zufrieden stellt, deshalb dachte ich mir, ich poste es jetzt einfach und hoffe, dass die nächsten mir besser gelingen🥲
Ich hoffe natürlich trotzdem, ihr hattet Spaß beim lesen!
Was macht ihr heute noch schönes?🫶🏼
Wünsche euch schonmal einen angenehmen Sonntag ❤️
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Friendzone
Romance"Lindy..." Seine Stimme ist rau und weht wie ein Sandsturm über meine Lippen. "Wenn du mich noch einmal so ansiehst, besteht die Gefahr, dass ich vergesse, dass wir beste Freunde sind... Das darf niemals passieren."