8 So Gott will

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Phil parkte Toms BMW einige Querstraßen von dem Hochhaus in Lübeck-Buntekuh entfernt. Er klingelte dreimal bei Erich Lütje, und es passierte nichts. Als jemand aus dem Haus kam, schlüpfte er hinein und fuhr zum 4. Stock, wo er von Tür zu Tür ging, bis er das richtige Namensschild fand. Er klingelte noch dreimal, und als sich wieder nichts tat, öffnete er die Tür mit einem Dietrich. Er schloss sie leise und horchte, aber da war nichts und niemand.

Hastig durchsuchte er das Wohnzimmer, wo er ebensowenig etwas Lohnendes fand wie im Schlafzimmer. Dafür wurde er in der Küche in einem Schrank unter der Spüle fündig. Hinter einer Batterie von Reinigungsmitteln stand ein brauner Karton, der seine Neugier weckte. Er nahm ihn heraus, stellte ihn auf den Küchentisch und öffnete ihn.

Er pfiff durch die Zähne und entnahm zwei handliche, schwarze Funkgeräte. „Souvenir," grinste er, ließ aber die Pistolen nebst Munition unangetastet, die ebenfalls in dem Karton waren. Er packte die Funkgeräte in seinen Rucksack und untersuchte das letzte Zimmer, ein Büro, dessen Wände im Gegensatz zu den anderen Räumen nicht tapeziert, sondern mit Holz verkleidet waren. Er klopfte die Vertäfelung ab, und prompt klang es hinter dem Schreibtisch an einer Stelle hohl.

Mit Toms Messer fuhr er in die Fuge zwischen zwei Paneelen, und eine etwa 40 x 40 cm große Luke öffnete sich. Darin standen drei flache Kartons, randvoll mit Heftern, anscheinend Protokolle. Die Akten passten nicht in seinen Rucksack, und so ging er zurück in die Küche und stahl dem Hausherrn eine Einkaufstasche. Dann verließ er vorsichtig die Wohnung, ohne seine Spuren zu beseitigen. Als er wieder im Auto saß, brach ihm der Schweiß aus.

„Allahu Akbar. Danke, Lieber Gott, dass Du sie mir vom Leib gehalten hast," dachte er.

***

Oberst Schadewald lächelte wieder, als Tom und Nikos den Gastraum mit dem wunderschönen Ostseeblick betraten:

„Major Tom, Major Nikos, willkommen zurück. Setzen Sie sich. Wie hat Ihnen Boltenhagen gefallen?"

Tom und Nikos hatten Mühe, ihre Freude nicht nach außen zu zeigen. Ihre Befürchtung, die Hilfe aus Tripolis würde aufgrund der schlechten Telefonverbindungen in der DDR nicht rechtzeitig ankommen, hatte sich also als unbegründet erwiesen!

„Gut. Wirklich gut," sagte Nikos, ohne zu lügen. „Nur schade, dass so ein Strand wie da unten," er wies aus dem Fenster, „durch so einen hässlichen Zaun verunstaltet ist."

„Ja, die Imperialisten zwingen uns zu manchen unschönen Dingen. Sie mögen doch sicher Kuchen?"

Eigentlich waren sie nach dem opulenten Mittagessen und dem Eis in Boltenhagen satt, aber wenn einem der Arbeiter- und Bauernstaat Kuchen anbot, sollte man nicht nein sagen, fanden Tom und Nikos.

Horst brachte Kaffee und eine verführerische Schwarzwälder Kirschtorte, die sich allerdings als Enttäuschung herausstellte, denn sie war statt mit Sahne mit einer viel zu süßen Buttercreme gemacht.

Oberst Schadewald war die Freundlichkeit in Person, als er seine beiden Gästen fragte:

„In einer Stunde bringe ich Sie zurück nach Lübeck. Würden Sie mir vorher noch einige Fragen beantworten?"

Tom bedankte sich innerlich bei Klaus und Fred, deren Plan B ganz offensichtlich funktionierte. Er antwortete betont vage:

„Das kommt auf die Fragen an."

Oberst Schadewald wusste, dass er behutsam vorgehen musste:

„Wir haben in der Zwischenzeit ein wenig recherchiert. Sie sind Majore des libyschen Geheimdienstes..."

„Nicht ganz. Der libyschen Armee," korrigierte ihn Tom.

„Auch gut. Ich frage Sie nicht, wie es dazu gekommen ist. Ich frage Sie gar nichts über Libyen. Aber Sie sagten, Sie haben einige gute Quellen in unterschiedlichen Gegenden der Welt. Wären Sie bereit, natürlich gegen entsprechendes Honorar, uns auch gewisse Informationen zur Verfügung zu stellen?"

Die richtigen Leute Band 11: Dürre im SahelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt