Der MAD-Chef weckte Tom und seine Freunde, obwohl sie gerade erst eingeschlafen waren. So kam es ihnen jedenfalls vor. In Wirklichkeit war es schon elf.
„In einer halben Stunde frühstücken wir zusammen in meinem Zimmer," befahl er. Sie rasierten sich und duschten kalt.
„Anzug oder Räuberzivil?" brachte Martin nach Deo duftend das alte Reizthema wieder auf.
„Zieht Ihr mal Eure Anzüge an," schlug Tom vor. „Als Ausgleich für Nikos und mich. Unsere Anzüge sind gerade nicht so vorzeigbar. Wir müssen Jeans und T-Shirt nehmen."
„Dann auch alle," entschied Martin.
Fred und General Lehmann bewunderten vom Balkon aus das Panorama, als die eigentliche Delegation mehr oder weniger frisch erschien.
„Ich wollte kurz mit Euch sprechen, bevor wir uns mit den Syrern treffen," sagte er. „Ich nehme an dem Gespräch mit den Syrern teil, aber nur als Gast. Wie habt Ihr Euch den Verlauf vorgestellt?"
Nikos zeigte auf Torsten:
„Herr Delegationsleiter, bitte sehr."
Der Außenamtsmitarbeiter erläuterte die Rollenverteilung, die sie im Flugzeug besprochen hatten. Er würde die Moderation übernehmen, während die anderen jeder ein Spezialthema hatten: Klaus war für die militärischen Fragen zuständig, Tom sollte sich beim Thema „Palästinenser" äußern, Martin versuchen, etwas über internationale Absprachen zwischen Ägyptern, Syrern und eventuell weiteren an einem bevorstehenden Krieg beteiligten Parteien zu erfahren, und Nikos sollte Al-Hamidi möglichst Informationen über die Kurden entlocken.
„Wir haben überlegt, dass es zwei Runden geben sollte," sagte Torsten abschließend. „Die erste Runde wäre ein Austausch von Meinungen und Informationen zu allen Punkten, die wir und die Syrer auf der Liste haben. Dazu gehört auf unserer Seite auch die Sache mit der gemeinsamen Handelskammer. Wir erhoffen uns einen positiven Einfluss auf das Gespräch, wenn wir den Syrern eine wirtschaftliche Perspektive anbieten. Dann übergeben wir das Dossier des BND und machen zwei Stunden Pause. Wir versprechen uns davon, dass die Syrer nach dem Studium der Unterlagen offener sein werden."
General Lehmann schmunzelte:
„Mal gespannt, ob Sie das so hinkriegen. General Al-Hamidi macht mir nicht den Eindruck, dass man ihm eine Tagesordnung diktieren kann."
„Was machen Sie und Ihre Leute denn eigentlich, während wir tagen?" fragte ihn Klaus.
„Herr Navidis hat angeboten, mit uns im Hauptquartier der Nationalgarde die derzeitige Lage zu diskutieren. Er will auch versuchen, ein Treffen mit General Dewan zu arrangieren, das ist der Kommandeur der UN-Truppen. Wenn nichts dazwischen kommt, fliegen wir heute Abend nach Hause."
Tom zwinkerte Nikos zu und ging mit ihm auf den Balkon.
„Wie schaffen wir es, den Rover zurückzubringen, ohne dass das jemand merkt?" fragte er.
„Mit „jemand" meinst Du die Rebellen?"
„Die auch. Aber die zyprischen Behörden genauso. Das ist doch alles unterwandert hier, und wir dürfen Linos und Lekos nicht gefährden."
„Wir verkrümeln uns in der Pause," schlug Nikos vor. „Und dann müssen wir eben mal wieder schneller sein als die anderen. Du fährst, ich beobachte. Martin muss Fred ablenken, wenn nötig."
Torsten eröffnete das Gespräch mit einem Dank an die Syrer, dass sie über Nacht geblieben waren, und kam dann gleich zum Thema:
„Ich denke, wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden, Herr General. Wir sitzen hier, weil wir befürchten, dass es bald einen Krieg zwischen Ihrem Land und Israel geben wird. Sie wissen, dass sich Deutschland aus historischen Gründen dem Staat Israel verbunden fühlt. Gleichzeitig bemühen wir uns um gute Beziehungen zur arabischen Welt. Abgesehen davon, dass wir einen Krieg in und um Palästina nicht verhindern können, ist es uns ein Anliegen, etwas dazu beizutragen, dass sich ein lokaler Konflikt nicht zu einem großen Krieg ausweitet."
DU LIEST GERADE
Die richtigen Leute Band 11: Dürre im Sahel
Fiction Historique„Dürre im Sahel" ist der 11. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute", und bevor Tom und seine Freunde sich an einer Hilfsmission für die Opfer der entsetzlichen Dürre beteiligen, die in den frühen 1970er Jahren die Staaten südlich der Sahara tra...