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„Mach mal die Tür zu," sagte der Hauptmann zu Tom, als der sich am Mittwoch, dem 9. Mai 1973, von seiner Reise nach Zypern, die er mit Nikos und einigen anderen aus der Athener Widerstandsgruppe im Auftrag mehrerer Geheimdienste unternommen hatte, in seiner Bundeswehrkompanie zurückmeldete.

Gehorsam schloss er die Tür des Chefzimmers und stellte sich darauf ein, möglichst höflich jeder Antwort auf Fragen nach seiner Abwesenheit vom Kasernenalltag auszuweichen. Aber die Fragen kamen nicht. Stattdessen nahm der Kompaniechef ein Schlüsselbund aus seiner Aktentasche, schloss die unterste Schublade seines Schreibtischs auf, nahm einen braunen Umschlag heraus und legte ihn auf den Tisch. Tom wurde puterrot, denn auf den beiden weißen Briefmarken prangten in riesengroßen, blauen und roten Linien die Buchstaben „USA".

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Zur gleichen Zeit saßen Hamit und Phil mit Richard, ihrem Auftraggeber beim britischen Geheimdienst, im Zimmer des Schuldirektors der Finchley Grammar School und überreichten ihm den Bericht ihres Zypernaufenthalts. Phil fasste seinen Inhalt zusammen.

„Also steckt Grivas hinter den abscheulichen Attentaten," kommentierte der MI6-Mann. „Arbeitet der auf eigene Rechnung oder auf Anweisung aus Athen?"

„Teils, teils," antwortete Phil. „Er hat wohl eine Rechnung mit Makarios zu begleichen, dem er übel nimmt, dass er nach der Unabhängigkeit nicht mehr den Anschluss an Griechenland verfolgt hat. Aber er handelt ganz klar auch in Abstimmung mit Ioannidis."

„Das heißt, Athen meint es ernst mit der Annexion?"

„Ja, und sie rechnen in Monaten, nicht in Jahren."

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Sophia, Xenia und rund 20 weitere Studenten und Studentinnen berieten in einem Raum des Gewerkschaftsbundes in Thessaloniki über ihre weiteren Aktionen. Die Studentenproteste hatten im Frühjahr trotz der harten Reaktion der Junta viel Zulauf gefunden, besonders nach der zweimaligen Besetzung der Athener juristischen Fakultät, die Sophia mitorganisiert hatte. Aufgrund des ermutigenden Verlaufs planten die Gruppen des Widerstands im Herbst einen Aufstand, um die Junta zum Einsturz zu bringen. Der 4. November sollte der Startpunkt sein.

„Wir werden einen Gedenkgottesdienst für Papandreou in Athen abhalten, an seinem fünften Todestag. Im Anschluss organisieren wir eine Demonstration, die so groß sein wird, dass sie nur mit massiver Gewalt zu stoppen ist. Dann besetzen wir die Universitäten und blockieren das öffentliche Leben in den Großstädten," umriss einer der Führer das Vorhaben, das sie bis zum guten oder bitteren Ende durchfechten wollten.

„Wir müssen mit den Jungs reden," flüsterte Sophia in Xenias Ohr. „Es wird Zeit, dass wir Selbstverteidigung lernen."

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Es gelang Tom nicht, im Gesicht seines Hauptmanns zu lesen, der auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch deutete. Tom setzte sich. Dass dieser Moment eines Tages kommen würde, wusste er seit jenem verschneiten Januartag, als Melinda, die Spionin der DDR, ihn als Geisel genommen hatte, um ihn für ein paar unbedachte Worte zu bestrafen, die er ihr vor langer Zeit in einem Anflug von Wut an den Kopf geworfen hatte.

„Ich halte mich aus dem Privatleben meiner Soldaten heraus, solange sie nicht den Dienst beeinträchtigen," begann der Hauptmann seine einstudierte Predigt, die er beim ersten gedanklichen Probelauf nicht ohne spontane Lachanfälle zu Ende gebracht hatte. „Deswegen bist Du immer noch Soldat, obwohl Du hier mit Deinem Freund aufgetaucht bist. Andere Chefs hätten Dich entlassen. Aber alles hat seine Grenzen."

Er öffnete den Umschlag, entnahm zwei Hochglanzfotos im Format 20 x 30 und legte sie vor Tom auf den Tisch. Der warf nur einen kurzen Blick darauf. Wenn er jemals gehofft hatte, Melinda hätte eine falsche Belichtung gewählt oder die Aufnahmen verwackelt, wurde er bitter enttäuscht. Offenbar gehörte ein Fotokurs zur Ausbildung von DDR-Agenten.

Die richtigen Leute Band 11: Dürre im SahelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt