Beim Kaffeetrinken gab Klaus den Anwesenden einen Überblick über seine Vorarbeiten für ihre „Sommerreise" nach Mali:
„So langsam steht das Programm für Mali," sagte er. „Wir werden alle zusammen drei Tage in Bamako sein. Amadou Keita, der Kulturstaatssekretär, bringt Euch mit malischen Musikern zusammen. Unser FDP-Freund Högelmann, mein Chef, General Fred, und ich haben dort leider jede Menge andere Termine. Dann fahren wir alle nach Timbuktu. Mole und Sandy, und ich vermute, auch Manos, werden mit zwei malischen Wissenschaftlern einige der Bibliotheken aufsuchen. Viele sind in Privatbesitz, und niemand weiß, was die Familien alles gehortet haben, die sie seit Generationen in Besitz haben. Es ist wohl auch schwer, Zugang zu ihnen zu bekommen. Wir wohnen in einer Pension und besuchen zwischendurch die Fulbe am Lac Télé. Högelmann, Fred und Klaus bleiben länger in Bamako und kommen nach, wobei Högelmann wohl vor uns nach Deutschland zurückreist."
„Ich weiß nicht, ob Manos mitkommen sollte," widersprach Tom. „Den kennt man in Mali als Gaddafis Zauberer."
„Ups, daran habe ich nicht gedacht," stimmte ihm Klaus zu. „Ich geb das so weiter. Er wird sicher traurig sein, aber Du hast recht."
Dann erstatteten Nikos und Martin ausführlicher Bericht über die Entwicklungen in Griechenland. Der gescheiterte Putsch der Marine hatte doch mehr Auswirkungen als gedacht.
„Man spürt, dass sich eine Veränderung anbahnt. Papadopoulos will über die neue Verfassung abstimmen lassen. Dann wird die Monarchie abgeschafft und er selbst Präsident. Und er hat angekündigt, alle politischen Gefangenen freizulassen. Unsere Leute meinen, er versucht damit, die NATO-Verbündeten zu beruhigen und vor allem, an der Macht zu bleiben, aber Ioannidis sägt an seinem Stuhl. Ihm ist das zu weich. Nicht ausgeschlossen, dass es zum offenen Machtkampf in der Junta kommt," sagte Nikos.
Martin ergänzte, die „Mädchen", also Xenia, Sophia und Stella, trainierten regelmäßig Selbstverteidigung. Das war für Tom neu, der immer noch alle zwei Wochen Post von Sophia bekam, in der sie ihre Tätigkeit im Untergrund aber aus guten Gründen nie erwähnte. Martin bestätigte, es rumore im ganzen Land:
„Wir werden im Herbst so viele Leute auf die Straße bringen wie nie zuvor. Es könnte doch alles schneller gehen. Karamanlis steht jedenfalls schon in den Startlöchern."
Ein großes Fragezeichen stand über Phils und Hamits Besuch in Kairo. Hamits seltene Telefongespräche mit seinem Vater waren eine Aneinanderreihung von Andeutungen, aus denen er aber inzwischen nicht mehr schlau wurde.
Dann kam Klaus zum eigentlichen Thema ihrer Zusammenkunft. Er hatte in der Zwischenzeit den Syrien-Besuch insoweit vorbereitet, als er Major Amir Al-Shukri gebeten hatte, Hotelzimmer zu reservieren und General Al-Hamidi ein Dossier des deutschen Geheimdienstes anzukündigen. Den General würden sie zweimal treffen, und für die restlichen Tage wollte Amir ihnen Vorschläge unterbreiten, sowohl was Abstecher in andere Landesteile als auch weitere Gesprächspartner betraf.
„Wir haben ausgemacht, dass wir morgen während der Besprechung telefonieren, dann weiß er mehr," berichtete Klaus. „Der BND möchte, dass wir uns mit Kurden unterhalten. Sie wollen wissen, wie die sich im Falle eines Krieges der Türkei mit Griechenland verhalten würden. Man befürchtet, dass sich die Kurden in allen vier Ländern, Irak, Türkei, Iran und Syrien, die Situation zunutze machen und einen eigenen Staat gründen. Das Ergebnis wäre der nächste Krieg. Im Idealfall kriegen wir heraus, inwieweit sie über die Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten und wie sie an Waffen kommen."
„Die Syrer scheinen etwas Ähnliches zu befürchten," sagte Phil. „In London heißt es, dass sie neuerdings sehr hart gegen die Kurden vorgehen. Sie haben mehr als die Hälfte von ihnen zu Staatenlosen erklärt und wollen sie in die Wüste umsiedeln. Das angestammte Land der Kurden will die syrische Regierung für neu angesiedelte Araber benutzen. Was Al-Hamidi uns damals darüber erzählt hat, wie gut es die Kurden in Syrien haben, war glatt gelogen, wenn es stimmt, was die englischen Zeitungen schreiben. Wir sollten uns ein eigenes Bild machen, wenn sie uns lassen, was ich nicht glaube."
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Die richtigen Leute Band 11: Dürre im Sahel
Fiction Historique„Dürre im Sahel" ist der 11. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute", und bevor Tom und seine Freunde sich an einer Hilfsmission für die Opfer der entsetzlichen Dürre beteiligen, die in den frühen 1970er Jahren die Staaten südlich der Sahara tra...