17 Es hätte sein können

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„Ich freue mich, Sie zu sehen. Ich habe noch nie einen westdeutschen Geheimdienstgeneral getroffen," begrüßte General Al-Hamidi im Hotel in Famagusta den MAD-Chef auf Deutsch.

„Und ich noch nie einen syrischen," erwiderte Fred. „Das ist der Leiter unserer Elitetruppe, General Lehmann."

„Sehr erfreut, Herr General."

Ein Kellner brachte – unter den aufmerksamen Augen der zwei Wachsoldaten – Essen, Wein und Wasser.

„Ihre Truppe wird in einem anderen Raum auch versorgt," erläuterte Herr Navidis. „Costas, gibt es was Neues?"

„Leider nicht."

„Gut. Geh bitte wieder ans Telefon."

„Allein diese Vorspeisen lohnen schon die lange Anreise," lobte Fred die Mezedes. „Herr Navidis, haben Sie eine Idee, was wir nun tun können?"

„Wir müssen warten, bis wir mehr Informationen haben. Die Polizei, die Nationalgarde und der Geheimdienst fahnden auf der ganzen Insel." Er unterbrach sich, als Costas wiederkam. „Entschuldigung. Costas, was gibt's?"

„In Nikosia ist ein leerer, brauner Bedford gefunden worden," berichtete Costas. „Der Schlüssel steckte, die Türen waren nicht verschlossen. Die Nummernschilder sind gefälscht."

„Bring mir einen Stadtplan," befahl Navidis, und Costas brauchte nur eine Minute, um einen Stadtplan von Nikosia aufzutreiben.

Der Fundort des Lieferwagens lag in einer kleinen Seitenstraße außerhalb des Festungsrings.

„Dann sind sie also umgestiegen," folgerte Herr Navidis. „Fragt sich nur, wer da umgestiegen ist: die Entführer, die Entführten oder beide. Gibt es irgendwelche Hinweise, Costas?"

„Die Polizei ruft wieder an, wenn sie den Wagen ganz genau angesehen haben."

„Gut. Danke, Costas."

Der Kellner brachte den Hauptgang, und die Syrer konnten nicht widerstehen, ein zweites Mal an diesem Abend zu speisen. Immerhin war es schon halb zwei, da passte ja auch schon wieder was hinein.

***

Zwei Nationalgardisten näherten sich Schritt für Schritt dem kleinen Besprechungsraum im Präsidentenpalast, in den sich Tom und seine Freunde geflüchtet hatten. Als die beiden Soldaten die Tür erreichten, standen alle auf und hoben die Hände.

„Legen Sie Ihre Pistole auf die Erde, langsam," sagte einer der Soldaten und zeigte mit seiner Waffe auf Nikos, der umgehend gehorchte. Auch Tom legte die Pistole ab.

„Wir müssen mit Erzbischof Makarios sprechen. Es ist wichtig," sagte Nikos.

„Das muss bis morgen warten," bremste ihn einer der Soldaten. „Der Präsident ruht."

„Er wird sauer sein, wenn Du ihm erst morgen sagst, dass wir da sind. Mach schon," drängelte Nikos.

Die beiden Soldaten sahen sich unschlüssig an, und in diesem Moment hatte Torsten seinen großen Auftritt:

„Ich bin ein Repräsentant der Bundesrepublik Deutschland," sagte er auf Englisch. „Wir wurden entführt und haben uns befreit. Holen Sie bitte sofort den Präsidenten. Ich bin hier in offizieller Mission."

Tom zog innerlich den Hut, zumal sich einer der Soldaten nach kurzer Rücksprache mit seinem Kollegen entfernte.

„Sie dürfen sich setzen," sagte der andere und schob die Waffen mit dem Fuß in den Gang. Er blieb in der Tür stehen und hielt sie nach wie vor mit der Pistole in Schach.

Die richtigen Leute Band 11: Dürre im SahelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt