Nikos und Tom bekamen an der Rezeption des Superior den Schlüssel für das zweite reservierte Zimmer und gingen dann zu Phil und Björn.
„Erzählt schon," forderte Björn sie auf, aber Tom wollte als Erstes Klaus anrufen, der sehr erleichtert war, seine Stimme zu hören. Er gab ihm eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse und äußerte eine Bitte:
„Können wir uns nicht schon morgen treffen? Dann wäre ich rechtzeitig zur Abfahrt ins Manöver wieder in der Kaserne. Außerdem frage ich mich, ob es klug ist, uns in Bonn oder im MAD-Hauptquartier zu treffen. Der MfS-Mann hat zwar versprochen, uns nicht mehr zu beschatten, aber wer weiß?"
„Ich bespreche das mit Fred und melde mich," versprach Klaus, und setzte hinzu, „Tom, das war große Klasse. Ich weiß nicht, ob ich die Nerven gehabt hätte."
„Als ich noch dachte, die hätten uns wirklich Gift gespritzt, hatte ich richtig Angst. Danach nicht mehr."
Die nächste Stunde verbrachten Tom und Nikos mit einer ausführlichen Schilderung ihrer Erlebnisse jenseits von Mauer und Stacheldraht. Dann war Phil an der Reihe, seinen Einbruch in Herrn Lütjes Wohnung zu schildern, aber als er gerade anfangen wollte, klingelte das Telefon.
Klaus hatte vom MAD-Chef grünes Licht für Toms Bitte bekommen:
„Morgen um 12 im Chefzimmer Deiner Kompanie, Tom. Fred würde gerne mit Euch allen sprechen, ginge das?"
Tom besprach sich kurz mit Nikos, Phil und Björn, die alle einverstanden waren.
„Ich könnte Nikos und Phil anschließend mit nach Bonn nehmen," bot Klaus an. „Die möchten sicher so schnell wie möglich nach Hause."
Auch darüber herrschte schnell Einigkeit, wobei Phil hoffte, noch am Sonntagabend einen Flug nach London zu erwischen. Nikos würde dann am Montag nach Athen fliegen, was sich eigentlich kaum lohnte, denn am darauffolgenden Sonntag stand schon das nächste Treffen in Bonn an. Er entschied sich dennoch dagegen, die Woche über in Deutschland zu bleiben. Noch mehr Fehlzeiten würde ihm auch sein überaus langmütiger Professor nicht durchgehen lassen.
„Klaus, kannst Du Basilis Bescheid sagen?" fragte Phil Klaus abscließend. „In London rufe ich selbst an."
„Ich stehe mit Basilis sowieso in Kontakt. Wir sehen uns morgen, kleiner Major. Grüß mir die anderen."
Das Zimmertelefon ließ keine Auslandsgespräche zu, und so bat Tom die Rezeption, eine Verbindung mit der Uptones-Villa zu vermitteln. Zehn Minuten später, als Phil gerade seinen Bericht beendet hatte, meldete sich Sophia.
„Von mir aus hätten sie Dich ruhig ein paar Tage dabehalten können," bemerkte sie spöttisch, nachdem er aufgrund der unsicheren Leitung nur gesagt hatte, alles sei gutgegangen, und Nikos würde ihr in Agios Andreas ausführlich Bericht erstatten. „Das hat sich gar nicht gelohnt, herzukommen," beschwerte sie sich. „Ich glaube, vor Mittwoch kriegen wir keinen Flug. Dann können wir am Dienstag wenigstens noch ins British Museum gehen."
„Macht das," ermutigte Tom sie. „Sophia, es tut mir leid, dass Ihr wegen mir flüchten musstet. Bitte sag das auch Georgios."
„Das braucht Dir nicht leidzutun. Erstens wollte ich immer schon mal nach London, und es ist wirklich super hier. Und zweitens wissen wir jetzt, wie wir im Notfall fliehen können. Also, danke, Verlobter."
Björn und Phil hatten Hunger. Sie hatten außer den Marsriegeln den ganzen Tag nichts gegessen. Also gingen sie ins Lübecker Stadtzentrum, um ein Restaurant zu suchen.
„Deutschland überrascht mich doch immer wieder," sagte Nikos, der ebenso wie Phil die mittelalterlichen Gebäude rund um den Marktplatz bestaunte. „Bienenstich, Jägerschnitzel, und dann diese schönen Städte wie Münster und Lübeck, ich glaube, wir studieren doch nicht in Athen, was meinst Du, Gangster?"
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Die richtigen Leute Band 11: Dürre im Sahel
Historical Fiction„Dürre im Sahel" ist der 11. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute", und bevor Tom und seine Freunde sich an einer Hilfsmission für die Opfer der entsetzlichen Dürre beteiligen, die in den frühen 1970er Jahren die Staaten südlich der Sahara tra...