25 Tierliebe

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Beim Frühstück gab ein Soldat Tom eine Nachricht von Mansour Al-Marzouki:

WIR KOMMEN AM MITTAG PER HUBSCHRAUBER, AUCH OBERST GADDAFI UND DER CHEF DER SICHERHEITSDIENSTE.

Also hatten sie den Vormittag frei, und so beschlossen sie auf Toms Vorschlag, eine weitere Trainingseinheit und einen Ausritt einzlegen.

Als sie auf ihrem Ritt eine kurze Rast einlegten, nahm Peter Tom beiseite und fragte ihn:

„Hab ich das richtig verstanden, dass nachher Gaddafi und der Chef des libyschen Geheimdienstes herkommen?"

„Hast Du."

„Die kommen aber nicht meinetwegen, nicht? Die kommen wegen Euch."

„Stimmt auch," beruhigte ihn Tom. „Obwohl, wie ich Gaddafi so kenne, wird er sich auch gerne mit Dir unterhalten wollen."

„Willst Du mir nicht mal sagen, was Ihr in der Armee genau macht?"

Tom rief Nikos hinzu und entfernte sich mit ihm und dem Doktor ein Stück vom Camp. Dann erklärte er ihm:

„Es ist so. Neben unserer Tätigkeit für den griechischen Widerstand, die von Gaddafi übrigens sehr unterstützt wird, beraten wir die Libyer. Manchmal bekommen wir von denen auch einen direkten Auftrag. So haben wir zum Beispiel eine Hilfslieferung für die Tuareg in Mali begleitet."

„Okay, das kann ich nachvollziehen so weit," meinte Peter. „Ich frage mich nur, wie es dazu gekommen ist."

„Das ist eine lange Geschichte, die wir Dir vielleicht mal erzählen, wenn wir uns besser kennen," vertröstete ihn Tom.

Der deutsche Arzt hatte eigentlich noch etliche Fragen, die er aber auch lieber auf später verschob. Stattdessen zog er ein Zwischenfazit:

„Das waren zwei extrem schöne Tage, die besten, die ich bisher in Libyen hatte. Gut, dass diese Spionierei vorbei ist. Ich bin wirklich froh, dass Ihr mich erwischt habt."

„Das kannst Du auch sein," grinste Tom. „Besser, als sich von den Libyern enttarnen zu lassen. Es gibt hier ein paar Dinge, die ziemlich übel sind. Die Gefängnisse zum Beispiel. Man sollte sich den Staat nicht zum Feind machen."

„Ich dachte, Ihr seid absolute Anhänger der Revolution."

Nikos schaltete sich ein:

„Wir sind keine absoluten Anhänger von irgendwas. Wir finden vieles gut, das Gaddafi und der Revolutionsrat machen. Aber es gibt Sachen, die wir strikt ablehnen, etwa politische Gegner zu verhaften oder sogar umzubringen. Tom hat Gaddafi aus genau diesem Grund die Freundschaft ausgeschlagen."

„Sowas lässt der sich gefallen?" fragte Dr. Peter.

„Sicher nicht von jedem," erwiderte Nikos.

„Aber von Euch. Ich bin sehr gespannt, was nachher passiert."

„Das sind wir auch. Irgendwas ist im Busch, Gangster, nicht?"

„Auf jeden Fall."

Als in der Ferne ein Hubschrauber zu hören war, versammelten sich alle am Rand des Zeltdorfs. Tom ließ – als ranghöchster libyscher Offizier - die Soldaten in einer sauberen Linie antreten, nachdem Nikos ihm dankend den Vortritt gelassen hatte. Martin, Klaus und Peter stellten sich in Dschallabijas ans Ende der Reihe.

Der Hubschrauber landete in etwa 300 m Entfernung, und als der Staub sich verzogen hatte, stiegen Gaddafi und der Chef des Geheimdienstes, danach Mansour Al-Marzouki, der MAD-Chef, Phil und Torsten aus. Tom stellte sich vor die Reihe der Soldaten und nahm Haltung an:

Die richtigen Leute Band 11: Dürre im SahelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt