„Was ziehen wir eigentlich an?" fragte Nikos, als sie um sechs geduscht hatten. „Uniform wohl eher nicht."
„Ich dachte Jeans und T-Shirt," schlug Tom vor.
„Und wenn die uns in so einem Hotel unterbringen, wo man ohne Anzug nichts zu essen kriegt?" gab Nikos zu bedenken.
„Okay, dann packen wir die Anzüge eben ein. Wir haben ja sonst kaum Gepäck. Aber ich setze mich nicht stundenlang im Anzug ins Flugzeug, sonst ersticke ich. Hey, was ist das? Du hast die Messer mitgebracht?"
„Nach unserem Ausflug ins falsche Deutschland hab ich mir gedacht, ich packe sie jetzt immer ein, wenn wir in fremde Länder fahren. Komm, wir wickeln sie in Handtücher."
Als sie vor dem Hangar auf dem Militärflugplatz Okba Ben Nafi hielten, waren Stavros und Tareq schon startklar. Knapp drei Stunden flogen sie fast ausschließlich über Wasser. Sie gingen den Fragenkatalog noch einmal durch und verteilten Rollen für ihr Gespräch mit den Syrern.
Am Ende wandte sich Nikos an Torsten:
„Hast Du Dich eigentlich mal gefragt, wieso General Al-Hamidi Dich dabei haben will?"
„Ich frage mich seit Tagen nichts anderes," gab Torsten zu. Nikos hatte eine Lösung des Problems parat:
„Vielleicht solltest Du diesmal etwas anders auftreten. Jungs, was haltet Ihr davon, wenn wir Torsten spontan zum Delegationsleiter wählen? Dann kann er die Blamage vom letzten Mal wettmachen."
„Meine Stimme hat er," pflichtete ihm Klaus mit einem spöttischen Seitenblick auf ihren Diplomaten bei. Martin verstand nicht, um was es hier ging, und Torsten war Manns genug, ihm zu erklären, wie er bei ihrem Besuch in Damaskus ihre Gastgeber gegen sich aufgebracht hatte.
Nach zweieinhalb Stunden verkündete Stavros über Bordlautsprecher:
„Wir nähern uns Zypern. Landung in 20 Minuten."
Toms Beklemmung wuchs mit jedem Meter, den sie sich dem zyprischen Boden näherten. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, die Insel vor dem Krieg, der hier mit Sicherheit bald ausbrechen würde, noch einmal besuchen zu können. Ganz genau prägte er sich ein, was er durch das Bullauge sehen konnte.
Nach der Landung wurde der Jet an den Rand des Flughafengeländes gelotst, wo er zwischen zwei offensichtlich eingemotteten viermotorigen Propellermaschinen zum Stillstand kam. Ein Ford Cortina und ein Bedford Lieferwagen näherten sich, und als die deutsch-griechische Delegation die drei Stufen der Gangway hinuntergestiegen war, wurden sie sehr zu ihrer Freude von Costas und dem zweiten Fahrer begrüßt, dessen Namen sie nie erfahren hatten.
„Unser Kollege bringt die Piloten in ein Hotel ganz in der Nähe, wenn die hier fertig sind," erklärte Costas. „Wir fahren Euch nach Famagusta. Bitte entschuldigt, dass wir Euch in einen Kastenwagen verfrachten, aber Herr Navidis meinte, Ihr dürft auf keinen Fall gesehen werden."
Der Laderaum des hellblauen Bedford hatte nur ein schmales Fenster in der Trennwand zur Fahrerkabine. Zwei kleine Birnchen spendeten etwas Licht. Wenigstens hatte man den Metallboden mit ein paar Decken ausgelegt.
„Sowas nenne ich mal einen Staatsempfang," brummte Klaus, während Torsten durch diese ziemlich unbequeme Maßnahme eine Idee davon bekam, als wie gefährdet man seine Delegation auf Zypern betrachtete.
„Sagt mal, so rein theoretisch, was würden diese Rebellen machen, wenn sie Euch erkennen würden?" fragte Torsten.
„Was machen solche Leute mit Verrätern oder Spionen?" fragte Nikos zurück. „Sie werden uns mit Bienenstich füttern, was meinst Du, Tom?"
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Die richtigen Leute Band 11: Dürre im Sahel
Historische Romane„Dürre im Sahel" ist der 11. Band meiner Buchreihe „Die richtigen Leute", und bevor Tom und seine Freunde sich an einer Hilfsmission für die Opfer der entsetzlichen Dürre beteiligen, die in den frühen 1970er Jahren die Staaten südlich der Sahara tra...