14.Kapitel

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"Frag einfach nicht." Stöhnend ließ ich mich neben Liz auf die Bank fallen. Sie sah mich stirnrunzelnd an und rutschte für mich ein Stück zur Seite. "Lass mich mal raten: du hast ihn verärgert?" Ich lächelte gequält, so wie sie mich ansah, musste ich echt scheiße aussehen. "Könnte man so sagen. Eigentlich mach ich das ja immer, aber diesmal habe ich es offenbar ein wenig übertrieben." Schmerzhaft erinnerte ich mich an den letzten Tag; Damon war auf die Idee gekommen mal wieder den Zweikampf mit mir zu üben und schien es sich als Ziel gesetzt zu haben, mir möglichst viele Schmerzen zuzufügen. Danach war ich erschöpft ins Bett gegangen, zumindest hatte ich den Großteil der Nacht durchgeschlafen, obwohl mir alles weh tat. In den Spiegel zu schauen hatte ich möglichst vermieden, aber ein blaues Auge hatte ich auf jeden Fall und wie der Rest meines Körpers aussah, wollte ich lieber nicht wissen.
"Wie wäre es mal, wenn du ihn einfach nicht immer provozierst?" Liz' Blick war noch immer besorgt und gleichzeitig vorwurfsvoll. "Was denn, jetzt bin ich selbst daran schuld, dass ich verprügelt wurde?" Missmutig trank ich ein Glas Milch; ob ich etwas zu essen runterwürgen konnte, wollte ich noch nicht ausprobieren. Vermutlich würde ich das sowieso demnächst wieder auskotzen, also ließ ich es lieber gleich sein.
"Lächel mal, Prinzessin, dieses deprimierte Gesicht steht dir nicht." Grinsend setzte sich Damon mir gegenüber. Ich versuchte nur noch unglücklicher zu gucken, schon allein um ihn zu ärgern. "Und ein blaues Auge steht mir oder was?" Als Liz mir unter dem Tisch warnend auf den Fuß trat, zuckte ich kurz zusammen; selbst meine Füße hatten blaue Flecken, ich hatte keine Ahnung, wie ich das geschafft hatte. Mein Ausbilder legte den Kopf leicht schief und musterte mich kritisch. "Nein, das solltest du demnächst vermeiden. Sieht irgendwie ziemlich beschissen aus." Blitzschnell trat nun ich gezielt zu, theoretisch sollte ich sein Schienbein getroffen haben. Doch anstatt zumindest ein wenig das Gesicht vor Schmerzen zu verziehen, sah er mich nur belustigt an. "Au?"
Augenverdrehend versuchte ich ihn nun zu ignorieren, wenigstens am frühen Morgen wollte ich meine Ruhe haben, besonders, wenn es mir scheiße ging. Eigentlich hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, einfach im Bett zu bleiben, doch ich ahnte schon, dass Damon dann früher oder später wutschnaubend ins Zimmer gestürzt wäre. Es war wirklich eine Schande, dass wir die Tür nicht abschließen konnten.
"Hey, Prinzessin." Ich warf einen genervten Blick nach oben und bemerkte, dass Damon bereits aufgestanden war. "Kommst du jetzt oder muss ich dich wegtragen." Das fehlte ja gerade noch, da ließ ich mich doch lieber rumscheuchen, als ihm die Chance zu geben mich so zu blamieren. Betont langsam erhob ich mich und ging, die Hände in den Taschen vergraben, an meinem Ausbilder vorbei. Nach einem kurzen Moment hatte er mich wieder eingeholt; schade, eigentlich hatte ich gehofft ihn abhängen zu können, doch das würde ich wohl nie schaffen.
"Warum so schweigsam heute?" Damon lief neben mir her und warf mir immer wieder undefinierbare Blicke zu. Ich dagegen hatte beschlossen heute kein Wort mehr mit ihm zu wechseln und an diesen Vorsatz hielt ich mich eisern.
"Hey, Prinzessin, ich rede mit dir." Anscheinend nervte ihn mein Schweigen allmählich, doch nachdem ich auch auf die nächsten fünf Kommentare nicht reagierte, gab er es vorerst auf.

In der großen Halle angekommen blieb ich für einen Moment verwirrt stehen; auf einem Tisch in der Mitte lagen ein Haufen Schutzwesten und Gewehre. Auch die anderen Azubis standen ratlos herum, zumindest war ich also nicht die einzige, die keinen Plan hatte, was das sollte.
"Was ist denn mit dir passiert, Prinzessin? Bist du gegen eine Wand gerannt?" Ein Mädchen namens Lisa und ein Junge, dessen Name ich nicht kannte, musterten mich hämisch. Keine Ahnung, was die gegen mich hatten, eigentlich war es mir egal. "Denk dir nen eigenen Spitznamen aus, Jackson", knurrte Damon genervt. Jetzt wusste ich immerhin wie dieser Idiot hieß; dazu zu antworten ließ ich mich trotzdem nicht hinab, das war es nicht wert. Stattdessen überlegte ich, warum da Waffen lagen. Logischerweise waren die für uns, aber ich hatte keine Idee, wofür wir die brauchen könnten.
Damon ließ uns noch ein paar Sekunden grübeln, bis er schließlich das Wort ergriff.
"Jeder von euch schnappt sich jetzt so eine Weste und ein Gewehr...."
"Wofür denn?", unterbrach ihn jemand augenblicklich.
"Das erfahrt ihr schon noch früh genug. Und bevor jemand die nächste blöde Frage stellt; das ist keine echte Munition." Inzwischen hatte sich jeder eine Weste geschnappt und mühte sich damit ab, die halbwegs vernünftig festzuziehen.
"Keine echten Waffen? Das ist doch sinnl...." Mit einem leisen Stöhnen ging Jackson zu Boden. Damon hatte ihm ins Bein geschossen, genau deswegen würde ich diese Frage nie stellen. "Diese Waffen sind ähnlich aufgebaut wie Betäubungsgewehre, nur, dass sie den echten Schmerz einer Schusswunde simulieren. Nach ein paar Stunden vergeht er wieder, aber wer beispielsweise in den Kopf oder sonst ein lebenswichtiges Organ getroffen wird, bleibt für eine Weile bewusstlos." Damon und ein anderer älterer Phoenix gingen inzwischen herum und zogen die Schutzwesten richtig fest; ich selbst hatte das meiner Meinung nach ziemlich gut selbst hinbekommen, doch offenbar musste das Teil so eng sein, dass ich fast keine Luft mehr bekam. "Das Hauptquartier ist heute relativ leer, weil der Großteil der anderen Menschen auf einer Versammlung ist." Für einen Moment schien er zu warten, ob jemand es wagte zu fragen, warum wir denn nicht auf dieser Versammlung waren, doch es blieb totenstill. "Diesen Umstand werden wir nutzen. Wir bilden zwei Teams, eines unter meiner Führung, das andere wird von Colin geleitet. Im Endeffekt geht es darum einen festgelegten Raum zu erobern und das gegnerische Team auszuschalten." Lukas neben mir konnte sich eine Frage, die vermutlich uns allen durch den Kopf ging, nicht verkneifen. "Was heißt 'ausschalten'?" Überraschend antwortete nun dieser Colin, er schien genauso belustigt zu sein, wie Damon. "Es heißt, dass entweder alle des gegnerischen Teams ohnmächtig oder so gefesselt sein müssen, dass sie nicht mehr entkommen können." Ungläubig starrte ich die beiden an, sie schienen sich köstlich zu amüsieren. "Ihr wollt also ernsthaft Krieg spielen?" Jetzt hatte ich natürlich mein Schweigen gebrochen, darüber ärgerte ich mich sofort, aber jetzt war es nicht mehr zu ändern.
"Du kannst ja doch noch sprechen, Prinzessin. Und nein, wir wollen nicht, wir werden Krieg spielen." Er grinste mich auf diese Art an, die mich immer sofort misstrauisch machte. "Herkommen, du bist in meinem Team." Hätte ich mir ja denken können, es wäre ja auch zu schön gewesen in Colins Team zu sein. Andererseits hätte ich dann gegen Damon kämpfen müssen, was auch nicht so prickelnd gewesen wäre. Zögernd stellte ich mich zu ihm und beobachtete, wie die beiden abwechselnd wählten.
"Jackson."
"Lukas."
"Paul."
"Lucy."
"Richard."
"Sarah."
Nachdem Sarah sich neben mich gestellt hatte, verlor ich die Lust am zuhören, vor allem, weil ich die meisten der anderen Namen nicht kannte.
"Habt ihr sowas schonmal gemacht?" Fragend sah ich meine Freundin an, ich ahnte zwar schon ihre Antwort, wollte aber lieber auf Nummer sicher gehen. "Nein, ich bin gespannt, was das wird." Sie schüttelte den Kopf und hielt nach irgendjemandem Ausschau.
"Warum sprichst du ihn nicht einfach mal an?" Ich hatte bereits gemerkt, dass Sarah hoffnungslos in einen schwarzhaarigen Jungen namens Moritz verliebt war, doch sie traute sich nie auch nur in seine Nähe zu kommen. Sarah zuckte nur hilflos mit den Schultern. "Weiß auch nicht..."
"Kaffeekränzchen könnt ihr später immernoch halten, jetzt haben wir anderes zu tun." Damon lief an uns vorbei und zerrte mich im Gehen mit sich. "Die Prinzessin, Lukas, Tina und Kevin kommen mit mir. Du, du, du und du, ihr bleibt hier, das ist unser Lager. Der Rest geht in den Ostflügel." Wir waren vor einem mittelgroßen Raum, der mit allem möglichen vollgestellt war, stehen geblieben.
"Wie soll das unser Quartier sein, wenn hier so ein Haufen Gerümpel rumsteht?" Ein gelangweilt aussehender Junge rümpfte die Nase. Ich verdrehte die Augen. "Das ist gerade ideal, weil wir uns dahinter verschanzen können, falls das gegnerische Team unser Versteck findet. Dann sind wir kein so leichtes Ziel und können die gleich erwischen, wenn sie hier reinkommen sollten." Ich spürte, wie mir jemand auf die Schulter schlug. "Und genau deswegen habe ich dich mitgenommen, Prinzessin." Damon drückte uns allen ein Funkgerät in die Hände und kramte eine Karte heraus. "Wer von euch kann gut Karten lesen?" Ein rothaariges Mädchen meldete sich zögerlich. "Ich komm damit ganz gut klar, denke ich."
"Gut." Damon drückte ihr die Karte in die Hand. "Du bleibst auch hier, das ist der Grundriss der Tunnel, alles hier ist darin eingezeichnet. Wir funken auf Kanal 12, passt auf, was ihr sagt, es ist gut möglich, dass die anderen uns abhören. Du", er zeigte auf die Rothaarige, "wirst genau das tun; hör die anderen Kanäle ab und gib uns durch, wenn sie in der Nähe sind oder irgendetwas planen. Wenn jemand verletzt wird oder sonst etwas passiert, kommt ihr hierher." Er sah uns prüfend an. "Wenn ihr jemanden aus dem anderen Team seht, schießt auf den Kopf oder sonst irgendwohin, wo es unter anderen Umständen tödlich wäre. Gefangene macht ihr nur mit meiner Erlaubnis, gibt's sonst noch Fragen?" Ein einheitliches Kopfschütteln war die Antwort, woraufhin Damon die fünf Leute, die hier bleiben sollten, in unser 'Lager' schob und die Tür schloss. "Auf geht's."

"Ist dir eigentlich schonmal aufgefallen, wie schwachsinnig das hier ist?", zischte ich meinem Ausbilder an; seit 10 Minuten knieten wir nun hinter einer Ecke und warteten, dass irgendjemand vorbei kam. Tina und Kevin waren einige Meter hinter uns und sollten die andere Richtung im Auge behalten, weswegen ich nun mit Damon alleine war.
"Nein und jetzt halt die Klappe." Vorsichtig spähte er um die Ecke und fing plötzlich an zu schießen. Ohne mich anzusehen machte er ein paar Handzeichen. Ich brauchte ein paar Sekunden, ehe ich begriff, dass ich quer über den Gang auf die andere Seite laufen sollte. Geduckt rannte ich herüber, während Damon weiter feuerte. Schnell presste ich mich gegen die Wand und sah zu ihm herüber. Lautlos fragte ich, was ich als nächstes tun sollte. Sein leichtes Nicken in Richtung des gegnerischen Teams brachte mich dazu ebenfalls kurz um die Ecke zu spähen und zu schießen, während Damon sein Gewehr nachlud. Zu meiner Überraschung traf ich sogar jemanden, der sofort zu Boden fiel. Die anderen drei stürmten zurück in ihre Deckung und zerrten ihren Kameraden ebenfalls weg.
"Hinterher!" Unbemerkt hatte Damon sich an mir vorbeigeschlichen und die Verfolgung aufgenommen. Schnell lief auch ich los und schnappte mir mein Funkgerät.
"Tina?"
"Ja? Lola, bist du das?"
"Ja, wir folgen einigen, kommt her."
"Verdammt nochmal, Prinzessin, lass das scheiß Funken." Verwirrt starrte ich auf das Teil und versuchte herauszufinden, was Damon damit meinte.
"Runter!" Ich wurde hart auf den Boden geworfen und hinter einen Schrank gezerrt. "Überlass es lieber mir, die anderen zu informieren und pass auf, dass du nicht erschossen wirst." Wütend sah Damon mich an, vermutlich hatte er mich gerade davor bewahrt einen Schuss abzubekommen. "Danke", murmelte ich leise. Mein Ausbilder warf mir einen genervten Blick zu und sprach nun selbst ins Funkgerät.
"Zoey?" Das war das rothaarige Mädchen, wenn ich mich nicht täuschte.
"Ja?"
"Wir sind kurz vor dem Speisesaal, ist noch jemand in der Nähe?"
"Moment." Wir warteten und Damon klopfte ungeduldig mit den Fingern auf seinem Bein rum. "Könntest du das bitte lassen? Das macht mich total nervös." Vorsichtig lugte ich um ihn herum und versuchte zu erkennen, ob jemand von dem gegnerischen Team zu sehen war.
"Damon?"
"Ja?"
"Ein paar Gänge weiter sind fünf von den anderen."
"Gut, wir versuchen durchzukommen."
"Was?" Geschockt starrte ich ihn an. "Wir können doch nicht allein auf die losgehen, wir sollten wenigstens auf Kevin und Tina warten." Mein Ausbilder hob nur eine Augenbraue und bedeutete mir leise zu sein. Ohne auf meinen Protest zu achten schlich er zu einem Schrank ein paar Meter weiter. Auffordernd nickte er in die Richtung eines umgefallenen Tisches vor mir. Geduckt lief ich in mein neues Versteck und beobachtete die Umgebung. Erschrocken zuckte ich zusammen, als hinter mir irgendetwas in den Tisch einschlug; wenn ich mich nicht täuschte, hatte gerade jemand auf mich geschossen.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt