69. Kapitel

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"Was zur Hölle war das denn?" Vollkommen durcheinander lehnte ich mich gegen die Wand, um mich zu beruhigen. Noch war dieser Gang zu meiner Erleichterung relativ leer und die Wahrscheinlichkeit, dass die Journalisten uns bald finden würden, war ziemlich gering. Mit ein bisschen Glück hatten sie es angesichts Damons übernatürlichem Tempo auch gar nicht erst versucht.
"Das war das Ergebnis von einigen neuen Gesetzen, die inzwischen verfasst wurden", grollte Damon und starte finster in die Richtung, aus der wir gekommen waren. "Ein paar gewisse Leute waren der Ansicht, dass wir schonmal an einer Verfassung arbeiten sollten, falls es in näherer Zukunft tatsächlich zum Sturz der Regierung kommt. Unter anderem wurde die Pressefreiheit eingeführt, weswegen es jetzt dutzende Idioten für nötig halten, alle Informationen, die sie kriegen können, sofort an den Rest der Rebellen weiterzuleiten, selbst wenn es sie überhaupt nichts angeht. Es gibt sogar schon eine Nachrichtensendung, damit man immer auf dem Laufenden bleibt. Um an diese Informationen zu kommen, schrecken sie vor fast nichts zurück, wie du ja gerade gemerkt hast; und das Schlimmste ist, dass man sie nicht einmal davon abhalten kann. Irgendwann kommen sie auch noch auf die Idee, die restliche Bevölkerung und somit die Regierung zu informieren."
Wenn das mal keine tollen Neuigkeiten waren. Als ich das letzte Mal hier war, war es schon beschissen, dass ständig irgendjemand aufgrund meiner Stellung als Offizierin und Ratsmitglied etwas von mir wollte, jetzt würden mir mit ein bisschen Pech auch noch diese dämlichen Pressefuzies folgen.
Seufzend schob ich die Gedanken, einfach heimlich wieder zu verschwinden von mir und klammerte mich stattdessen an die Hoffnung, dass ich eigentlich nicht wichtig genug sein konnte, um dauerhaft belagert zu werden.
"Was wollten die dann von mir? Ich meine, bei dir verstehe ich's ja noch, aber warum ich? Ich spiele doch keine tragende Rolle bei der Rebellion und irgendetwas von großer Bedeutung könnte ich ihnen auch nicht erzählen", fragte ich und warf Damon einen unsicheren Blick zu.
Auch wenn sein Ärger nicht mir galt, beunruhigte er mich. Umso erleichterter war ich, als er aufhörte, irgendjemandem in Gedanken den Hals umzudrehen und ein warmes Lächeln seinen düsteren Gesichtsausdruck erhellte, als er sich mir zuwandte. "Ich würde sagen, schon allein die Tatsache, dass du Telekinese beherrschst, macht dich interessant für sie", antwortete er, ehe sein Lächeln sich in ein Grinsen verwandelte. "Dazu kommt noch, dass du mehr oder weniger bekannt für dein Talent, dich in Schwierigkeiten zu bringen sowie Offizierin und Ratsmitglied bist, von vielen Menschen hier bewundert wirst und meine Freundin bist. Nicht zu vergessen, dass du als Heldin angesehen wirst."
Natürlich, warum war ich denn nicht selbst auf diese grandiose Erklärung gekommen? Ach ja, weil sie schwachsinnig war.
"Könntest du dein Ego vielleicht ein kleines bisschen runterschrauben?", fauchte ich und registrierte zufrieden, wie Damons Grinsen wieder erlosch. Ich wollte zwar wissen, was die Journalisten von mir wollen könnten, aber das lag ganz sicher nicht an der Tatsache, dass ich in einer Beziehung mit Damon war. So wichtig oder interessant war er nun auch wieder nicht. "Ganz abgesehen davon sind wir nicht mehr zusammen, falls du das nicht mitbekommen haben solltest. Und könntest du mir endlich mal erklären, was der Mist von wegen ich wäre eine Heldin soll?!"
Aufgebracht gab ich meinen Posten an der Wand auf und lief auf gut Glück nach links. Ich musste nicht zurücksehen, um zu wissen, dass Damon mir stirnrunzelnd folgte.
"Die Menschen sehen dich als Heldin an, weil du dich geopfert hast, um die Leute, die du nach Philadelphia bringen solltest zu retten", sagte er schließlich zögerlich nach einigen Minuten des Schweigens. Über die Tatsache, dass ich offiziell gesehen gerade mit ihm Schluss gemacht hatte, verlor er kein Wort.
Seltsam, ich hatte erwartet, dass er mich bedrängen würde, ihm noch eine Chance zu geben.
Unschlüssig drehte ich den Kopf nun doch leicht zur Seite und hoffte, in Damons Miene lesen zu können, wie er wirklich reagiert hatte. Doch den Versuch hätte ich mir sparen können, er erwiderte meinen Blick freundlich, beinahe schon ausdruckslos. Entweder es kümmerte ihn nicht, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte oder er versteckte seine Gefühle meisterhaft vor mir. Ich war mir nicht sicher, welche Möglichkeit mir lieber war.
Aber gut, wenn er diesen Punkt umging, konnte ich mich genauso auf etwas anderes konzentrieren. Beispielsweise warum ich eine Heldin sein sollte. "Ich habe mich nicht geopfert, ich habe einfach nur die mir anvertrauten Menschen zuerst in Sicherheit gebracht. Jeder andere einigermaßen gute Offizier hätte das selbe getan", stellte ich klar.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt