17.Kapitel

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"Hast du eigentlich schonmal darüber nachgedacht, mich nach meiner Meinung zu fragen, ehe du irgendwelche Experimente mit mir machst?" Nach dieser Simulation hatte ich Hunger bekommen, weswegen wir in Richtung Cafeteria liefen.
"Nein. Abgesehen davon, dass mir das sowieso ziemlich egal ist, finde ich es einfach zu witzig, wie du immer erfolglos versuchst abzuhauen." Mit einem spöttischen Grinsen hielt Damon mir die Tür auf.
"Hat dir schonmal jemand gesagt, was für ein gigantisches Arschloch du bist?" Genervt schnappte ich mir ein paar Kekse und setzte mich auf den erstbesten freien Platz. Mein Ausbilder hatte sich einen Kaffee geholt und stand unschlüssig neben mir. "Bis jetzt bist du die Einzige, die unverschämt genug war, sich das zu trauen. Holst du mir ein Stück Kuchen?" Ich lehnte mich zurück und fing genüsslich an an meinem Keks zu knabbern. "Seh ich aus wie dein Dienstmädchen?" Soweit kommts wohl noch, dass ich ihm das Essen hinterher trage.
"War 'n Versuch wert." Damon schien keine sonderlich große Lust zu haben, sich in die Schlange zu stellen, machte sich aber schließlich doch auf den Weg. Nachdenklich blieb ich zurück; ich verspürte nicht wenig Lust, mich für die Aktion vorhin zu rächen, doch dafür würde mir morgen garantiert irgendetwas höllisch weh tun, wenn ich nicht sogar auf der Krankenstation landete.
Ach, was soll's. Achselzuckend nahm ich den Salzstreuer und sah mich sorgfältig nach meinem persönlichen Erzfeind um; er stand noch immer in der Schlange, das war meine Chance. Unauffällig fing ich an Salz in seinen Kaffee zustreuen. Als mir das zu langsam wurde, drehte ich die kleine Dose kurzerhand auf und kippte ein schönes Häufchen des weißen Goldes in das schwarze Getränk. Das sollte dann wohl reichen, grinsend stellte ich alles zurück. Keine Sekunde zu früh, denn im selben Moment drehte sich der blonde Mann um und kehrte zu unserem Tisch zurück.
"Wolltest du nicht ein Stück Kuchen?" Ich aß auffällig unauffällig meine Kekse und ließ Damon nicht aus den Augen. Er schnappte sich blitzschnell die Kekspackung und schüttelte ein paar heraus. "Ich hatte keine Lust mehr zu warten; abgesehen davon isst du die doch eh nicht alle." Ich zuckte kauend mit den Schultern. "Kannst du diese ganze 'Superschnell-und stark' Sache eigentlich auch auf Knopfdruck ein-beziehungsweise ausschalten?" Mit dieser Frage hatte ich einen ziemlich abrupten Themenwechsel erreicht und Damon vergaß, überrascht von meiner Neugierde, dass er gerade seinen Kaffee trinken wollte. Genau das hatte ich erreichen wollen, ich musste noch meinen Fluchtweg sichern, ehe er das Zeug probieren durfte. "Klar kann ich das; auf Dauer ist es auch viel zu anstrengend die Fähigkeiten zu nutzen, hast du ja vor zwei Wochen selbst bemerkt." Also hatte ich mich damals einfach überanstrengt? Naja, das erklärte zumindest, warum ich ewig geschlafen hatte.
"Ich wette, dass du mich ohne deine Gabe niemals einholen könntest." Ich versuchte meine Stimme möglichst uninteressiert und gleichzeitig überheblich klingen zu lassen. Mein Gegenüber gab nur ein verächtliches Schnauben von sich. "Träum weiter." Er griff zu seinem Kaffeebecher. Das war mein Signal, wie auf Kommando stand ich lässig auf. "Können wir ja irgendwann mal ausprobieren.." Damon nahm einen großen Schluck und spuckte ihn sofort wieder aus, während ich in schallendes Gelächter ausbrach. "Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, zum Totlachen."
"Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege, wird dir das Grinsen noch vergehen." Bedrohlich stand er auf und griff nach mir. Mit einem schnellen Satz nach hinten rettete ich mich; unglücklicherweise fiel ich dabei über die Bank, schaffte es jedoch durch gekonntes Abrollen schnell wieder auf die Beine. "Dafür musst du mich erstmal fangen." Grinsend drehte ich mich auf dem Absatz herum und sprintete los.
Hinter mir hörte ich, dass Damon mir nachsetzte, etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Vermutlich würde ich das hier später furchtbar bereuen, doch jetzt war ich so mit Adrenalin vollgepumpt, dass mir das egal war.

Keuchend bog ich um eine Ecke und rannte direkt in Anne hinein.
"Lola, was ist..." Weiter kam sie nicht, denn ich legte meinen Finger an die Lippen und stellte mich in einen Türrahmen. Gleich darauf stürmte auch Damon heran und stoppte vor Anne.
"Wo?" Dieses einzelne geknurrte Wort verriet mir, dass ich ihn durch das Wegrennen noch wütender gemacht hatte. Anne schien ziemlich erschrocken zu sein und zeigte nach links, in meine Richtung. Bereit, jeden Moment wieder los zusprinten, hielt ich den Atem an. Mein Verfolger verdrehte die Augen "Verarschen kann ich mich alleine, danke" und bog nach rechts ab. Offenbar dachte er, dass Anne ihn in die Irre führen wollte; tja, zu blöd, dass wir genau mit dieser Reaktion gerechnet hatten. Kopfschüttelnd näherte meine Freundin sich meinem provisorischen Versteck.
"Was hast du diesmal schon wieder angestellt?" Erschöpft lehnte ich mich an die Tür und atmete tief durch. "Ich hab ihm einen Haufen Salz in den Kaffee gekippt...."
"Bist du jetzt völlig übergeschnappt?" Ungläubig sah sie mich an, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. "Ich wollte mich rächen. Mittlerweile bereue ich es, aber freiwillig werde ich mich ganz sicher nicht schnappen lassen, nicht, solange ich noch eine Chance habe." Vorsichtig schaute ich nach, ob Damon noch immer nicht zurück kam. Allmählich sollte er bemerkt haben, dass er in die falsche Richtung gelaufen war.
"Du hast aber keine Chance! Das hier ist ein Bunker, du kannst nicht ewig davon laufen."
"Wo sie recht hat, hat sie recht." Unbemerkt hatte Damon sich uns genähert. "Gib auf, Prinzessin, du kannst mir nicht entkommen." Das denkst auch nur du, mit einem entschuldigenden Blick zu Anne rannte ich wieder los. Erstaunlicherweise war ich kaum aus der Puste, das Training hatte meine Kondition mehr gesteigert, als ich dachte. Fluchend blieb ich nach einigen Metern stehen, ich war direkt in eine Sackgasse gelaufen. Panisch drehte ich mich um, zurück konnte ich jetzt schlecht, dann würde ich ihm direkt in die Arme rennen. Irgendwo musste es doch einen Ausgang geben. Tatsächlich, in meiner Panik hatte ich die Tür neben mir übersehen. Schnell riss ich sie auf und landete in einem Treppenhaus. Unruhig versuchte ich meine Möglichkeiten abzuwägen; wenn ich nach oben lief, würde Damon mich möglicherweise nicht gleich sehen, doch runter würde ich definitiv schneller sein. Hinter mir wurde die Tür aufgerissen, was mir die Entscheidung abnahm. Ohne zu zögern sprintete ich die Stufen hinab und übersprang das letzte Stück. Für einen kurzen Moment stolperte ich und warf einen Blick nach hinten; was ich sah, ließ mich erschrocken noch einen Gang hochschalten: Damon ignorierte die Stufen und sprang einfach über das Geländer. In dem Tempo würde er mich eingeholt haben, ehe ich auch nur ein Stockwerk geschafft hatte. Kurz entschlossen bremste ich auf dem nächsten Absatz ruckartig ab. Damit hatte mein Ausbilder nicht gerechnet und wurde von seinem Schwung weitergetragen; er versuchte noch mich festzuhalten, doch ich duckte mich rechtzeitig. So schnell ich konnte sprintete ich nun wieder die Stufen nach oben. Das war deutlich anstrengender, doch ich hoffte so einen größere Chance zu haben.
Bei der ersten Tür angekommen, riss ich diese auf, lief jedoch weiter. Mit ein bisschen Glück würde er darauf hereinfallen....
"Netter Versuch, Prinzessin." Verdammt, natürlich durchschaute er den Trick. Den nächsten Ausgang nutzte ich aber wirklich, im normalen Gedränge rechnete ich mir meine Chancen deutlich höher aus, als in diesem engen Treppenhaus. Anstatt geradeaus weiter zu laufen, bog ich scharf nach links ab. Wenn ich mich nicht irrte, müsste ich jeden Moment die Trainingshalle erreichen, vielleicht konnte ich ihn dort abhängen.
Ächzend schob ich die schwere Tür auf; für einen Moment dachte ich darüber nach mich dahinter zu verstecken, ließ es jedoch lieber sein. Wenn ich dort stehen blieb, würde Damon mich eher früher als später bemerken, also lief ich in Richtung der Zielscheiben und duckte mich hinter einer, die wie ein Mensch geformt war. Ich hatte sicherheitshalber das Licht nicht angemacht, weswegen der Raum nur von der Notbeleuchtung geringfügig erhellt wurde; meine Position dürfte kaum zu sehen sein, so dunkel wie es war.
Meine Augen hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt und ich beobachtete angespannt die Tür. Nach circa 10 Minuten war noch immer nichts passiert, doch ich rührte mich nicht vom Fleck. Das alles roch gewaltig nach einer Falle, Damon würde niemals so einfach aufgeben. Links von mir hörte ich plötzlich ein lautes Scheppern und direkt darauf ein leises Fluchen; sofort suchte ich die Richtung ab, er konnte doch unmöglich von mir unbemerkt durch die Tür gekommen sein. Offenbar doch, denn ich sah einen Schatten geduckt durch die Halle huschen; großartig, sollte ich jetzt hier ausharren und hoffen, dass er mich nicht fand oder doch lieber abhauen und ihn somit erstrecht auf mich aufmerksam machen?
"Ich weiß, dass du hier bist, Prinzessin." Gleißendes Licht blendete mich; schmerzhaft kniff ich die Augen zusammen, dieser Idiot hatte doch wirklich die Deckenbeleuchtung betätigt. Ich brauchte einen Moment, um mich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen, zumindest hatte er mich noch nicht bemerkt. Zurzeit suchte er noch den vorderen Teil der Halle ab, was mir etwas Zeit verschaffte.
Unsicher versuchte ich den Abstand bis zu der Tür einzuschätzen; ich könnte es vielleicht schaffen, doch sobald ich aufstand, würde Damon mich bemerken und wenn ich die Entfernung zwischen ihm und mir richtig berechnete, hätte er mich geschnappt, ehe ich auch nur in der Nähe der rettenden Tür wäre. Ich musste ihn irgendwie ablenken......
Ein paar Meter neben mir lagen einige Bälle, mit den Dingern mussten wir unsere Reaktionsgeschwindigkeit trainieren. Möglicherweise könnte ich ihm die zumindest vor die Füße werfen und ihn so für den Zeitraum, den ich bis zum Ausgang brauchte, aufhalten. Das Problem war nur, dass ich dafür meine Deckung verlassen musste; ich könnte zwar auch Telekinese benutzen, doch das erschien mir irgendwie unfair.
"Buh." Mit einem leisen Schrei sprang ich zurück, während der Ausarbeitung eines Plans hatte ich Damon völlig aus den Augen gelassen. Ein boshaftes Grinsen huschte über sein Gesicht; mit jedem Schritt, den ich zurückwich, kam er weiter auf mich zu.
"Ich würde mal sagen, du hast verloren, Prinzessin. Lassen wir doch dieses blöde Katz-und-Maus Spiel sein; bleib stehen, ich bin nicht mehr wütend auf dich." Mit jedem Meter näherte er sich mir weiter, er müsste nur schnell auf mich zu springen, um mich festzuhalten, doch er schien seine Technik geändert zu haben. "Wer's glaubt....", sagte ich; ehe ich jetzt freiwillig anhielt, würde die Hölle zufrieren. Inzwischen sollte ich fast die Bälle erreicht haben, jetzt musste ich es nur noch schaffen....
"Sorry, Damon, ich halte nicht viel vom Aufgeben." Ohne nach hinten zu sehen drehte ich mich mit Schwung um die eigene Achse und traf zu meiner Freude einen der Bälle. Er rollte direkt vor Damons Füße, doch der hatte meinen Idee offenbar durchschaut und wich ohne Mühe aus.
"Scheiße." Fluchend rannte ich los, das hätte mich jetzt eigentlich retten sollen, einen Plan B hatte ich nicht. Blieb nur noch die Beine in die Hände zu nehmen und die Flucht anzutreten. Ich hatte schon fast die Tür erreicht und beschleunigte hoffnungsvoll, als ich hart auf den Boden knallte. Damon hatte sich einfach auf mich geworfen und drückte mich nun runter. Ich hatte es gerade noch geschafft mich umzudrehen, um nicht auf dem Bauch liegen zu bleiben, doch weiter konnte ich mich nicht bewegen. Mein Ausbilder hielt meine Handgelenke mit einer Hand über meinem Kopf zusammen, mit der anderen stütze er sich ab, um nicht komplett auf mir zu liegen. Trotzdem spürte den Großteil seines Gewichts auf mir.
"Du bist verdammt schwer", brachte ich keuchend hervor.
"Ach, tatsächlich?" Auch Damon atmete schwer, meine Verfolgung hatte ihn mehr angestrengt, als er zugeben würde. Sein Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt, ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass er sich nur ein winziges Stück herunterbeugen müsste, um mich zu küssen. Ärgerlich verscheuchte ich die Vorstellung, wie konnte ich nur an so etwas denken?
Für ein paar Sekunden starrten wir uns noch an, ich erwartete tatsächlich schon halb, dass er mich küssen würde, als mein Ausbilder plötzlich in einer fließenden Bewegung aufstand und mich gleichzeitig nach oben zog. Er hielt noch immer meine Handgelenke fest und ehe ich meine Idee, ihm das Knie zwischen die Beine zu rammen, verwirklichen konnte, packte er mich schmerzhaft im Nacken und zog mich so mit sich.
"Autsch....geht das nicht ein bisschen vorsich....arrgh." Anstatt seinen Griff zu lockern, hatte Damon ihn nur verstärkt, sodass mir Tränen in die Augen traten. "Lässt du mich los, wenn ich verspreche nicht abzuhauen?", startete ich einen neuen Versuch; ich meinte es ernst, das war verdammt schmerzhaft und ich würde im Moment so ziemlich alles machen, um seine Hand in meinem Nacken loszuwerden.
"Nein." Er schob mich rücksichtslos durch eine Tür, wobei ich unsanft gegen die Wand knallte. Die Frage, wohin wir gingen, verkniff ich mir; vermutlich würde ich sowieso keine Antwort bekommen.
"Damon?" Überrascht versuchte ich von meiner ungünstigen Position aus etwas zu erkennen. Vor uns stand ein Mann um die 30 und sah mich belustigt an. "Ich störe nur ungern, aber Christina will mit dir sprechen." Christina war, soweit ich mitbekommen hatte, sowas wie die Anführerin hier. Ich hatte sie noch nicht kennengelernt, doch im Moment war ich ihr sehr dankbar, dass sie mit meinem Ausbilder sprechen wollte.
"Muss das jetzt sein?" Missmutig sah er mich an, offensichtlich wiederstrebte es ihm zutiefst jetzt von mir ablassen zu müssen.
"Ja, muss es. Ich bin sicher die Kleine ist nachher immer noch da." Damit war dann wohl ich gemeint. Wütend verstärkte Damon seinen Griff in meinem Nacken erneut, sodass ich keuchend in die Knie ging. "Wir sind noch nicht fertig miteinander, Prinzessin." Erfolglos versuchte ich die Tränen wegzublinzeln, wenn ich gewusst hätte, dass er so reagieren würde, hätte ich mir das mit der Rache besser überlegt.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt