5.Kapitel

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"Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist...", zweifelnd sah ich Haley an; inzwischen wohnte ich seit einer Woche hier und hatte mich sehr gut mit ihr angefreundet, auch wenn ich mir noch nicht völlig sicher war, ob ich ihr wirklich vertrauen konnte.
"Ach komm schon, Lola! Du kannst dich doch nicht ewig hier verkriechen, du musst endlich mal raus und etwas erleben. Mal ganz davon abgesehen, dass du ja nicht ewig meine Klamotten anziehen kannst." Sie grinste mich aufgeregt an, offenbar wollte sie mich tatsächlich um jeden Preis ins nächste Einkaufszentrum schleifen um 'shoppen', wie sie es nannte, zu gehen. Mein spöttisches Schnauben schien Haley gekonnt zu überhören und versuchte mich stattdessen zur Eingangstür zu ziehen. "Darf ich dich daran erinnern, dass ich eine gesuchte Flüchtige bin?! Ein Einkaufszentrum ist nicht unbedingt ein sonderlich gutes Versteck, da sind doch garantiert überall Überwachungskameras und ein Haufen Menschen, die mich erkennen könnten", missmutig machte ich mich los und lehnte mich an die Wand. Meine Freundin schien dieser Einwand jedoch nicht zu stören, jedenfalls winkte sie nur ab und zog sich ihre alten schwarzen Schuhe an.
"Und genau deswegen ist es kein Problem dorthin zu gehen; niemand würde vermuten, dass eine Flüchtige ganz gemütlich einkaufen geht. Und um die ganzen Leute musst du dir auch keine Sorgen machen, es kennt dich ja schließlich niemand und wenn dein Bild in den Medien gewesen wäre, hätten wir es mitbekommen." Sie hielt mir auffordernd ihre rechte Hand hin. "Also komm jetzt, ich brauche außerdem noch neue Ballerinas." Stirnrunzelnd gab ich nach und folgte ihr, wahrscheinlich würde sie mich sonst nie in Frieden lassen und am Ende kannte sie sich in der Welt von Caeth eben doch besser aus als ich. Da fiel mir ein, "Was sind eigentlich Ballerinas, Haley?"

Nach einem etwa 10 Minütigen Fußmarsch, bei dem meine Anspannung mit jedem Meter weiter sank, erreichten wir ein gigantisches verglastes Gebäude. Ich konnte einfach nicht anders und starrte es mit großen Augen an. "D-das ist das Einkaufszentrum?! Aber es ist riesig, wie sollen wir uns denn da zurecht finden?" Das war wohl eine meiner größten Sorgen, wenn ich Haley aus den Augen verlieren würde, könnte ich mich eigentlich gleich selbst der Regierung ausliefern; ich hatte mir ja nicht mal den Weg hierher gemerkt, könnte also unmöglich zurück zu Haleys Wohnung finden und ohne sie wäre ich in dieser mir unbekannten Welt echt aufgeschmissen. "Das geht schon, bleib einfach immer in meiner Nähe; und wenn wir doch mal getrennt werden, treffen wir uns einfach an der Information, der Weg dahin ist überall ausgeschildert." Zielstrebig zog Haley mich zu zwei großen Türen, die sich automatisch öffneten, als wir uns näherten. Angenehm warme Luft empfing uns und ich musste mich zusammenreißen, damit ich nicht schon wieder alles anstarrte. Dieses ganze Gebäude war aber auch beeindruckend; links und rechts des breiten Ganges befanden sich die Geschäfte, durch zahlreiche bunt dekorierte Schaufenster konnte man die angebotenen Waren erkennen. Zudem standen überall die verschiedensten Pflanzen rum, von kleinen Blumen bis hin zu ganzen Bäumen. Wenn ich mich nicht täuschte, war das dahinten sogar eine Palme. Etwa in der Mitte der Halle befand sich zu meiner Überraschung auch ein großer Springbrunnen, um welchen einige Bänke zum Ausruhen standen. Um das ganze noch zu vervollständigen, spendeten majestätische Kronleuchter ein sanftes Licht. "Ähm bist du sicher, dass wir uns hier überhaupt etwas leisten können? Das sieht alles ganz schön teuer aus...", unsicher sah ich Haley an, ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass es hier Läden für die 'nicht-reichen' Leute gab. Haley grinste mich nur an und schlenderte zu einem Geschäft über dem in prunkvollen Buchstaben 'Shegoes' stand. "Siehst du, deswegen wollte ich, dass du mitkommst. Hier gibt es sowohl sehr teure, als auch sehr billige Sachen, das ist ja der Vorteil an einem Einkaufszentrum. Und das hier ist mein Lieblingsladen, wer schöne Schuhe will, geht zu 'Shegoes' ." Langsam folgte ich ihr in den Laden; ich hätte mir denken können, dass das ein Schuhgeschäft war, denn wohin ich auch sah, standen die verschiedensten Arten Schuhe. Direkt links neben mir war ein Regal mit Stiefeln, weiter hinten konnte ich Sportschuhe erkennen und Haley lief gerade durch eine Reihe mit High Heels, wie ich auf dem Schild darüber lesen konnte. Wow, das mussten hunderte von Schuhen sein; um mich in dieser Vielzahl nicht zu verirren folgte ich schnell meiner Freundin, die inzwischen vor einem Regal mit Absatzschuhen stehen geblieben war. "Wie wäre es denn mit denen? ", sie hielt mir ein undefinierbares schwarzes Modell hin. "Ähm also ich glaube nicht, dass ich mit so einem...Ding weglaufen kann, wenn es notwendig ist", misstrauisch beäugte ich den hohen Absatz.
"Das sind Hochfrontpumps du Modebanause, aber wenn du lieber was flaches willst....", sie eilte weiter, während ich noch darüber nachdachte, was wohl ein Modebanause war. "Hier, der ist doch gut, oder? Das sind Stiefelleten und die sind echt super bequem und sehen auch noch gut aus", begeistert drückte sie mir nun zwei dunkelbraune Schuhe mit einem kleinen Absatz in die Hand. "Probier sie einfach mal an, da kannst du dich hinsetzen."
Mhm, Haley hatte recht gehabt, diese Stiefeldinger waren echt bequem, jedenfalls als ich endlich die richtige Größe gefunden hatte. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte vor einer Spiegelwand auf und ab; am liebsten würde ich ja ausprobieren, ob ich damit rennen konnte, aber das wäre vermutlich zu auffällig gewesen. Also begnügte ich mich damit mich selbst im Spiegel anzusehen. Tatsächlich gefiel ich mir in diesen Schuhen ziemlich gut, das war kein Vergleich zu meinen alten Tretern aus dem Heim. "Ich glaube die nehm ich.......Haley?", suchend drehte ich mich um, sie war doch gerade noch hinter mir gewesen. Genau das hatte ich befürchtet.... unsicher überlegte ich, was ich jetzt tun sollte.
"Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?" Ich zuckte erschrocken zusammen, als mich eine junge Verkäuferin ansprach. "Ähm...also naja, ich bin mit einer Freundin hier und sie ist jetzt irgendwie verschwunden, während ich die Schuhe anprobiert habe." Verzweifelt versuchte ich meinen Herzschlag wieder zu beruhigen; diese Frau wollte mir nur helfen, ich war nicht entdeckt worden, also kein Grund zur Panik.
"Oh, ja dieses Problem hatte ich auch mal. Am besten Sie warten hier auf Ihre Freundin, wenn Sie sie jetzt suchen gehen, laufen Sie am Ende nur gegenseitig an sich vorbei", sie lächelte mich freundlich an. "Wollen Sie die Schuhe kaufen? Sie können sie gerne anlassen, ich müsste nur schnell den Sicherheitsalarm an dem rechten Schuh deaktivieren."
"Äh ja gerne, wie viel kosten die denn?" Perplex über so viel Freundlichkeit zog ich schnell den rechten Schuh aus und gab ihn ihr.
"Das wären dann 40ori" erwiderte sie, während sie mit einer kleinen Maschine irgendetwas an der Innenseite der Stiefellete machte. Jetzt war ich wirklich froh, dass Haley mir ein Portemonnaie mit ein paar hundert ori gegeben hatte.

"Lola! Du wirst nicht glauben, was ich...." Wütend unterbrach ich Haley, die endlich wieder aufgetaucht war. "Ist mir egal, was du gefunden hast, ich warte hier jetzt seit 10 Minuten auf dich! Wo zum Teufel warst du, hast du überhaupt eine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich dachte du wärst sonstwo und hättest mich hier einfach im Stich gelassen!" Schuldbewusst starrte sie auf ihre Füße, offenbar hatte sie sich gerade daran erinnert, dass sie mich nicht allein lassen wollte. "Tut mir echt leid; irgendwie habe ich total vergessen, dass du das alles hier nicht kennst.....Es war einfach so schön mit einer Freundin shoppen zu gehen, dass ich nicht mehr daran gedacht habe, dass du Panik bekommen könntest", jetzt sah sie mich bittend von unten an.
"Oh nein, nicht der Hundeaugentrick, den habe ich erfunden." Lachend umarmte ich sie. "Ich kann dir doch gar nicht böse sein, du bist doch die einzige, die ich hier habe."
Nachdem Haley ihre geliebten Ballerinas gekauft hatte, erstanden wir in ein paar anderen Läden noch einige Klamotten für mich und ließen uns schließlich erschöpft auf eine der Bänke vor dem Springbrunnen fallen. "Puh, ich hätte nicht gedacht, dass einkaufen so anstrengend sein könnte", müde streckte ich mich und schloss für einen Moment die Augen. Eigentlich hätte ich jetzt wirklich einschlafen können, als sich plötzlich mein Magen zu Wort meldete. Gut, dann würde ich eben etwas zu Essen suchen müssen; seufzend fragte ich Haley, in der Hoffnung nicht alleine gehen zu müssen, ob sie auch etwas wolle, doch sie verneinte. Also machte ich mich ohne Begleitung auf die Suche; theoretisch musste ich nur den Hinweisschildern folgen, doch das war schwieriger als ich dachte. Ständig zeigten die in eine andere Richtung, besonders, weil es hier offenbar mehrere Orte gab, an denen man etwas zu Essen kaufen konnte. Nachdem ich zum dritten Mal an dem selben Ahornbäumchen vorbei gelaufen war, stand ich ratlos vor einer Karte des Einkaufzentrums und versuchte mich zu orientieren. Ha! Da war ein kleiner Kreis, der wohl meinen Standort darstellen sollte. Mal sehen, laut der Legende musste es hier irgendwo einen Hot-Dog Stand geben; ich hatte zwar keine Ahnung, was ein Hot-Dog war, aber Haley hatte gesagt, dass ich mir so etwas kaufen sollte. Endlich, keine 10 Meter von mir musste es sein, also drehte ich mich zurück und sah mich um. Hä, war ich irgendwie zu blöd.....? Ärgerlich starrte ich wieder auf die Karte, da stand doch, dass links von mir dieser Stand sein musste. Gut, dann suche ich halt nochmal, dachte ich genervt und sah mir jedes Geschäft links von mir ganz genau an. Nach dem 5.Durchgang hatte ich dann tatsächlich mal in einer kleinen Lücke einen Wagen, auf dem ich 'Hot-Dogs' lesen konnte, erspäht. Kopfschüttelnd ging ich dorthin, wer kam denn bitte auf die Idee hier zu suchen? Ein alter Mann lächelte mich freundlich an, als ich neugierig die Sachen auf dem Wagen musterte. "Hallo, wollen Sie einen Hot-Dog?" Ich riss meinen Blick von den Würstchen los und lächelte leicht zurück. "Ja, gerne....Ähm was kommt da eigentlich alles drauf?" Der Mann holte eines der Würstchen, die ich gerade noch hungrig angestarrt hatte, aus dem kochendem Wasser und legte es in ein geöffnetes Brötchen. "Was sie gerne wollen. Ich hätte Hot-Dogsoße, Ketchup, Gürkchen, Mais und geröstete Zwiebeln."
Mit großen Augen sah ich ihn an, dass waren ganz schön viele Sachen. Er zwinkerte mir zu."Ist Ihr erster Hot-Dog, nicht wahr? Wissen Sie, zur Feier, dass Sie einen probieren wollen, gebe ich Ihnen einen umsonst." Überrascht blickte ich auf, warum waren denn alle so nett? Im Kinderheim war das nie so gewesen und wir hatten auch nie den Eindruck vermittelt bekommen, dass es hier draußen anders war. "Danke, das ist sehr freundlich von Ihnen; ich glaube, ich nehme einfach alles drauf...".

Mhmm, sowas leckeres hatte ich schon lange nicht gegessen. Zufrieden und satt machte ich mich schließlich auf den Weg zurück zu Haley; zum Glück war sie ziemlich leicht zu finden, da der Springbrunnen sehr zentral lag. " Lola, ich dachte schon, dass du dich verlaufen hast, was hast du denn solange gemacht?" Haley sah mich vorwurfsvoll an.
"Hey, ich kann auch nichts dafür, dass dieser Stand so versteckt war, du hättest mir ja ruhig sagen können, dass der nur so klein ist", verteidigte ich mich.
"Naja, ist auch egal. Ich habe schonmal unsere Einkäufe nach Hause bringen lassen, ich hoffe das ist in Ordnung? Ich wollte nicht alles selber schleppen." Erstaunt sah ich sie an. "Klar ist das ok, aber wie hast du das gemacht? Ich meine, wer bringt denn freiwillig Einkäufe von anderen Leuten weg?"
"Ach", sie winkte ab, "das bieten hier mehrere Leute an, ist eine ganz lukrative Sache. Wobei nicht sie selbst die Arbeit machen, sondern ihre Sklaven." Ach ja, da war doch noch etwas. Sklaven machten hier fast alle Arbeiten, die sonst niemand machen wollte. Ich wollte aber lieber nicht genauer darüber nachdenken, schließlich war es noch immer möglich, dass ich auch bald zu den Sklaven gehören würde. "Lola" Haleys leises Wispern ließ mich aufschrecken. "Da hinten ist Newton mit ein paar Polizisten."

Sooo das war eigentlich eher ein Füllkapitel, ich hoffe euch hats trotzdem gefallen und, dass ich euch mit dem Shopping nicht zu Tode gelangweilt habe ;).

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt