Ich rannte. Ich rannte, so schnell ich konnte. Wovor ich davonlief, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass ich nicht stehen bleiben durfte.
"Bleib stehen, Lola!" Ruckartig wurde ich herum gerissen. Überrascht hob ich den Kopf und sah in dunkelblaue Augen.
"Lass mich los, Damon, ich muss weiter." Ungeduldig versuchte ich mich loszumachen, doch er zog mich nur fester an sich.
"Warum läufst du vor mir weg?" Echte Enttäuschung spiegelte sich in seinen Augen; für einen Moment wollte ich einfach aufgeben, aber das durfte ich nicht. Bedauernd schüttelte ich den Kopf und riss mich los. Bereits nach wenigen Metern hatte er mich wieder eingeholt und drückte mich fest gegen die Wand; jetzt hatte ich erst recht keine Chance mehr zu entkommen, doch ich gab nicht auf.
"Warum, Lola?" Damon sah mich eindringlich an. Schweigend starrte ich zurück; ich wollte antworten, wirklich, aber ich wusste es selbst nicht. Langsam kamen wir wieder zu Atem, inzwischen mussten schon mehrere Minuten vergangen sein. "Damon....", begann ich, brach aber wieder ab. Ich wusste einfach nicht, was ich noch sagen sollte; vielleicht wusste ich es ganz tief in mir doch, aber ich konnte es nicht in Worte fassen.
Erneut setzte ich zu einer Erklärung an, doch diesmal verhinderte Damon, dass ich etwas Vernünftiges heraus brachte. Sanft und gleichzeitig bestimmend berührten seine Lippen meine. Für einen Moment erstarrte ich; das war falsch, ich durfte nicht hier sein und trotzdem fühlte es sich so richtig an. Zögernd stellte ich mich auf die Zehenspitzen um den Kuss zu erwidern. Alles in mir schrie danach zu verschwinden, doch ich wollte nicht. Ich wollte hier bleiben, mich geborgen und geliebt fühlen.
Ein lauter Knall ließ uns auseinander schrecken. Damon hielt mich noch immer fest, doch ich konnte eine Gestalt hinter ihm erkennen.
"Du hast es mir versprochen, Lola. Du hast versprochen mich nicht allein zu lassen, aber wegen ihm vergisst du mich. Das kann ich nicht zulassen." Meiner besten Freundin liefen Tränen über das ganze Gesicht, sie hielt eine Pistole in der Hand.
"Kim", wisperte ich. Plötzlich fiel mir wieder ein, warum ich weggelaufen war.
"Lola...." Ich hob den Blick; Damon sah mich ungläubig an und stützte sich an der Wand ab. Langsam wanderte mein Blick nach unten, über seinem Herz bildete sich ein dunkler Blutfleck.
Ich fing an zu schreien.Zitternd schlug ich die Augen auf; das war nur ein Traum, nur ein Traum, versuchte ich mich zu beruhigen. Tatsächlich hatte ich diesen Albtraum nun schon seit mehreren Tagen, er veränderte sich kaum. Im Endeffekt küssten Damon und ich uns immer und dann erschien Kim und erschoss ihn. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was das zu bedeuten hatte, doch es konnte nicht so weiter gehen. Ständig war ich übermüdet, gestern war ich beinahe beim Mittagessen eingeschlafen.
Abgesehen davon, dass ich jedesmal durchgeschwitzt und panisch erwachte, hatte ich auch noch furchtbare Schuldgefühle. Ich hatte zwar nicht mit Damon rumgeknutscht, doch ich hatte meine beste Freundin tatsächlich mehr oder weniger vergessen. Natürlich fühlte ich mich mies deswegen, aber diese Albträume mussten doch nun wirklich nicht sein.
Seufzend versuchte ich zu erkennen wie spät es war; gerade mal um fünf, das Training würde erst um acht beginnen. Andererseits würde ich jetzt eh nicht mehr schlafen können, also konnte ich genausogut duschen gehen. So leise wie möglich schnappte ich mir meine Sachen und verließ das Zimmer.Gelangweilt schlenderte ich durch die leeren Gänge. Es gab nicht sehr viele Leute, die um diese Zeit schon hier rumliefen. Frühstück gab es noch nicht, deswegen war gerade mal eine halbe Stunde vergangen und jetzt wusste ich nicht, was ich machen sollte. In Gedanken versunken bog ich um die nächste Ecke und rannte prompt in jemanden hinein. Ohne aufzusehen murmelte ich eine Entschuldigung und wollte weiter gehen, als mich derjenige festhielt.
"Seit wann bist du denn schon so früh auf den Beinen?" Stirnrunzelnd sah mein Ausbilder mich an. Erschrocken zuckte ich zusammen, das hier erinnerte mich viel zu sehr an meinen Traum. "Ich konnte nicht mehr schlafen", murmelte ich leise. Am liebsten wäre ich jetzt abgehauen, doch gegen Damon kam ich eh nicht an, also ließ ich es bleiben.
"Das sehe ich." Skeptisch musterte er mich. "Wie viele Stunden hast du die letzten Nächte geschlafen?"
"Keine Ahnung. Vielleicht vier, mit ein bisschen Glück fünf." Ich zuckte mit den Schultern. Für mich war das Thema damit erledigt, also konnte ich doch jetzt auch gehen. Mein Ausbilder schien das jedoch anders zu sehen und ließ mich nicht los. "Was ist los, Prinzessin? Ohne Grund passiert sowas nicht, vor allem, da du doch sonst eher eine Langschläferin bist." Meine Antwort bestand aus Schweigen, ein kleiner Teil in mir registrierte, dass ich mich wie in meinem Traum verhielt, doch das war mir egal. Es ging niemanden etwas an, was in meinem Kopf passierte, also würde ich es auch niemandem erzählen. Erst recht nicht Damon, der ja eine nicht unbeträchtliche Rolle in meinem Albtraum spielte.
"Du kannst es mir erzählen, Lola, ich beiße nicht." Damon ließ nicht locker, ich würde trotzdem nichts ausplaudern. Beharrlich schwieg ich weiter, eine erfundene Erklärung würde er mir sowieso nicht abkaufen.
Seufzend zog er mich schließlich mit sich, mir fehlte sowohl die Kraft, als auch die Lust mich zu wehren. Wir blieben vor einer Tür mit der Nummer 343 stehen und Damon kramte einen Schlüssel heraus. Augenblicklich war ich wieder wacher und wurde misstrauisch. "Was soll das werden?" Ohne auf meinen Widerstand zu achten schob er mich in eine Wohnung. Seine Wohnung, wie mir im selben Moment bewusst wurde.
"Du schläfst jetzt erstmal ne Runde und dann erklärst du mir, was los ist." Bestimmt drückte er mich in Richtung eines großen Betts, doch ich blieb entschlossen stehen.
"Das werde ich ganz sicher nicht machen!" Ich wusste selbst nicht so genau, was ich damit meinte, vermutlich beides. Zugegeben, das Bett sah um einiges bequemer aus als meins, trotzdem würde ich mich da jetzt auf keinen Fall reinlegen und schlafen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht wollte, dass Damon mir beim Schlafen zusah.
"Doch, das wirst du. Notfalls verabreiche ich dir ein Schlafmittel, aber ich lasse nicht zu, dass du demnächst vor lauter Müdigkeit in einem ungünstigen Moment umkippst." Er sah mich auffordernd an, doch ich bewegte mich noch immer nicht. "Gut, dann hole ich das Schlafmittel. Glaub nicht, dass du hier abhauen kannst, ich schließe die Tür ab." Genervt verließ er das Zimmer. Unschlüssig blieb ich zurück; mein Blick wanderte immer wieder zu dem Bett, erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war. Vielleicht sollte ich mich wenigstens ein bisschen hinlegen und ausruhen....
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Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015
Science FictionVorweg eines noch - das ist mein erstes Buch und ich verstehe mittlerweile selbst nicht mehr alles, was ich hier geschrieben habe. Allen, die sich dennoch daran wagen, wünsche ich natürlich trotzdem viel Spaß :D. ____ 2061, Amerika Einige Menschen...