54. Kapitel

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Hey guys ^^. I really wanted to write this chapter earlier but my teachers didn't think so and gave me a lot of things to do at home ._.
Well here's the chapter I hope you will enjoy it :D.
PS: Don't worry I wrote it in german
PPS: I don't know why I wrote this A/N in english....
PPPS: I'm sorry if I did some mistakes xD

Konnte man Gefühle eigentlich abschalten? Falls ja, hatte ich es getan. Jedenfalls fühlte ich irgendwie.... nichts. Absolut nichts. Wenn man mal von den körperlichen Schmerzen absah. Aber ansonsten spürte ich nichts. Keine Verzweiflung, weil ich immer noch hier war. Keine Wut auf Damon, weil er mich verraten hatte. Nicht einmal Angst, wenn ich daran dachte, dass er früher oder später wieder in mein Zimmer kommen und mich foltern würde. Vielleicht... nein, all die positiven Gefühle waren erst recht verschwunden. Glücklich konnte ich hier unmöglich sein und die Hoffnung auf eine Rettung oder Flucht hatte ich auch schon aufgegeben.
Träge wanderte mein Blick zu der ursprünglich weißen Wand neben mir. 15 dunkelrote Striche symbolisierten die vergangenen Tage. 15 Striche und heute würde einer dazukommen. Genau wie gestern und vorgestern. Und morgen und übermorgen. Zu Beginn war ich mir noch sicher, dass bald jemand kommen und mir helfen würde. Anne, Zoey, Lukas, Tim, irgendwer. Doch es kam niemand. Nicht nach drei Tagen, nicht nach einer Woche und auch heute würde niemand auftauchen. Abgesehen von Damon natürlich. Und der würde auch nur wieder ein paar weitere Narben in meinen Arm ritzen und dann wieder gehen.
'Du könntest ihm einfach sagen, wo du das Rebellen-Lager vermutest', argumentierte meine innere Stimme zum wiederholten Mal. Und wie jedes Mal ignorierte ich sie und konzentrierte mich stattdessen darauf, an dem dünnen Silberband um mein linkes Handgelenk zu spielen. Wenn ich wenigstens das abbekommen würde, dann hätte ich vielleicht doch noch eine Chance zu entkommen. Unglücklicherweise konnte ich keinerlei Verschluss oder Ähnliches finden. Die Versuche, es über meine Hand zu ziehen, waren ebenfalls gescheitert. Möglicherweise könnte ich es mit einem Messer durchschneiden, aber ich hatte keinerlei Zugang zu irgendetwas scharfen. Selbst die Teller waren aus Plastik, damit ich sie nicht zerbrechen und die Scherben als Waffe benutzen konnte.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand und tat das, was ich momentan immer tat. Nachdenken. Diesen Vorteil brachte die Gefühlskälte immerhin mit sich; ich konnte vernünftig denken, ohne von Gefühlen beeinflusst zu werden. Rein logisch betrachtet hatte ich genau zwei Möglichkeiten. Hier bleiben und nicht hier bleiben. Möglichkeit eins würde bedeuten, dass ich weiterhin nichts tat, abwartete und früher oder später verrückt werden würde. Möglichkeit zwei war wiederum schwer umzusetzen. Entweder ich konnte fliehen, wobei ich jedoch durch eine mehrfach gesicherte Tür, vorbei an unzähligen Soldaten und dieses gesamte hochgesicherte Gebäude durchqueren musste. Unwahrscheinlich, dass ich das schaffen würde. Oder ich wartete, ob mich jemand retten würde. Noch unwahrscheinlicher. Und dann bliebe noch eine einzige andere Variante.
Wie von selbst sah ich zu der Glaswand vor mir. Ich musste nicht hier bleiben. Ich musste mir keine Sorgen machen, ob ich meine Freunde nicht doch bald verraten würde. Ich musste nicht jeden Tag Damons Gegenwart ertragen. Ich musste nicht ständig damit rechnen, dass Newton doch noch auftauchte und mich vergewaltigte. Ich könnte einfach gehen.
Eine Art schauriger Faszination erfasste mich, als ich durch die klaren Scheiben nach draußen blickte. Wie würde es sich wohl anfühlen, einfach nur zu fallen? Der Erdboden schien meilenweit entfernt zu sein; in Wirklichkeit waren es vermutlich nur 100 Meter, doch das machte keinen Unterschied. Die Menschen sahen trotzdem aus, wie winzige Insekten, die geschäftig hin und her liefen. Ameisen vielleicht oder Bienen. Jeden Tag waren sie da. Wenn die Sonne schien, wenn es regnete, sogar wenn es stürmte. Immer eben und wenn einer von ihnen verschwand, ersetzte ein anderer seinen Platz. Man tat, was man tun sollte und war zufrieden. Wie könnte es auch anders sein? Von klein auf wurde man auf dieses Leben vorbereitet, man wusste nicht, dass es auch etwas anderes gab. Die Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen - und für die Konsequenzen Verantwortung zu übernehmen. Oder die Freude, etwas vollkommen allein bewältigt zu haben. Selbst der Schmerz und die Enttäuschung, nachdem man bemerkt, dass eine Handlung falsch war und man sie nicht mehr rückgängig machen kann, blieben all jenen dort unten vorenthalten.
Und nun stand ich hier, starrte nach unten und überlegte, was wohl passiert wäre, wenn ich vor mehreren Monaten nicht geflohen wäre. Wenn ich einfach die Entscheidungen akzeptiert und Newton geheiratet hätte. Ich hätte nie Haley kennengelernt, hätte nie mit Anne und Zoey herumgealbert. Und vor allem hätte ich nie Damon getroffen. Ein kleiner Teil in mir wünschte sich, dass ich das tatsächlich nicht getan hätte. Dass ich ein langweiliges Leben, in dem andere das Denken für mich übernahmen, führen würde. Vielleicht wäre ich ja doch glücklich, hätte tagein tagaus unbedeutende Sachen getan und möglicherweise sogar neue Freunde gefunden. Und ich würde nichts von meinem derzeitigen Leben vermissen, weil ich nie erlebt hätte, wie das ist. Wie es ist, zu einer richtigen Gemeinschaft zu gehören; ernst genommen und respektiert zu werden; für den Moment zu leben. Wie es ist, zu lieben.
Der salzige Geschmack auf meinen Lippen löste mich aus meiner Erstarrung; vielleicht hatte das mit dem 'Gefühle abschalten' doch nicht komplett funktioniert. Zitternd wischte ich mir mit meinem Ärmel über die feuchten Wangen, ehe ich mich langsam von dem Fenster entfernte. In spätestens einer Stunde würde Damon wieder hier sein. Er würde irgendwo auf meinem Unterarm ein freies Plätzchen suchen und notfalls an einem anderen Körperteil weitermachen. Ich würde zwanghaft versuchen, nicht zu schreien und es am Ende doch tun. Er würde mich wieder allein lassen und ich würde zu der weißen Wand schwanken und einen weiteren Strich ziehen. Das selbe Prozedere, wie jeden Tag und ich konnte nichts dagegen tun. Einmal hatte ich versucht, Damon das Messer heimlich abzunehmen. Zum Schluss kniete ich wimmernd auf dem Boden und betete, dass er mir die Schulter nicht vollständig ausrenken würde.
Seit diesem Vorfall hatte ich es für sinnvoller erachtet, widerstandslos alles über mich ergehen zu lassen. Die ganze Situation war komplett hoffnungslos. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum mich die Gedanken an das Fenster nicht losließen. Eigentlich war es ganz einfach, ich musste nur springen. Den Aufprall würde ich nicht spüren, ich wäre sofort tot. Und ich hätte endlich Frieden. Frieden, den ich in diesem Leben wohl kaum auf natürliche Art und Weise finden würde.
Ich konnte nicht sagen, was mich schlussendlich dazu bewegte, tatsächlich loszurennen. Als ich gegen die Scheibe sprang, verlangsamte sich meine gesamte Wahrnehmung plötzlich. Ich sah, wie sich tausende kleine Risse auf dem Glas bildeten, ehe es mit einem lauten Klirren in unzählige Scherben zersprang. Einige davon schnitten mich, doch das bemerkte ich nur am Rande. Stattdessen konzentrierte ich mich auf das unglaubliche Gefühl, das mich nun durchströmte. Mein Bauch kribbelte, als würden Millionen von Schmetterlingen durch ihn hindurch fliegen. Ungebremst fiel ich in Richtung Erdoberfläche und doch würde ich es nicht fallen nennen. Wenn ich mir je vorstellen konnte, fliegen zu können, dann übertraf das hier die Vorstellung bei weitem. Ich flog - frei wie ein Vogel und schon allein das verhinderte, dass ich den Sprung bereute.
Ich schloss lachend die Augen, um das Gefühl noch intensiver zu spüren. Wie konnte nur irgendjemand behaupten, der Tod wäre etwas Schlechtes? Etwas, vor dem man sich fürchten musste? Jetzt, wo ich genau diesem Tod ins Auge sah, war ich glücklich. Glücklich, alles hinter mir zu lassen, die schmerzhaften Erinnerungen zu vergessen. Und vor allem glücklich darüber, diese Entscheidung selbst getroffen zu haben.
Ein überraschender Ruck stoppte meinen Fall und ließ mich verwirrt die Augen öffnen. Das konnte doch unmöglich der Aufprall gewesen sein, oder? War ich jetzt tot? Aber das würde nicht erklären, warum ich noch immer mindestens 60 Meter über dem Boden hing. Stirnrunzelnd legte ich den Kopf in den Nacken, um zu sehen, warum ich mich nicht mehr nach den Gesetzen der Schwerkraft bewegte.
"Hasst du mich so sehr, dass du mir sogar meinen Tod verderben musst?", murmelte ich tonlos und verfluchte mein Schicksal. Damon lag bäuchlings auf einer Art Plattform, die wohl früher mal ebenfalls eine Glaswand besaß, und umklammerte mein Handgelenk.
"Nein. Ich bewahre dich lediglich vor dem größten Fehler deines Lebens. Gib mir deine andere Hand", antwortete er in einem betont ruhigem Tonfall. Ich schnaubte genervt und versuchte irgendwie eine andere Position einzunehmen. Schon jetzt brannte meine Schulter aufgrund der ungewohnten Belastung höllisch, lange wollte ich garantiert nicht so hängen bleiben. "Wenn du mich wirklich nicht hasst, lass mich los."
"Nein."
"Warum nicht? Ist doch nicht dein Problem, wenn ich sterbe. Und mir persönlich würde es dann viel besser gehen." Vergeblich versuchte ich seinem eisernen Griff zu entkommen. Vielleicht könnte ich seine Finger von meinem Handgelenk lösen, doch ich befürchtete, dass er blitzschnell meine andere Hand ergreifen und mich hochziehen würde, sobald ich ihm die Gelegenheit dazu gab.
"Weil ich nicht für deinen Tod verantwortlich sein will." Ich konnte regelrecht vor mir sehen, wie er die Augen verdrehte, als wäre es das logischste der Welt, dass er mich retten wollte. Verstehen konnte ich das nicht, immerhin fügte er mir jeden Tag extreme Schmerzen zu, ohne mit der Wimper zu zucken. Und da sollte er jetzt plötzlich Skrupel haben, mich sterben zu lassen? Wohl kaum. "Und das ist wiederum nicht mein Problem. Von mir aus kannst du gerne mit dem Wissen leben, dass du der Hauptgrund bist, warum ich mich überhaupt dazu entschieden habe, zu springen. Du wirst dir höchstens drei Tage darüber Gedanken machen und dann wieder zum Alltag übergehen. Wenn du mich dann endlich loslassen würdest?"
"Nein, das werde ich nicht tun", knurrte er. "Es kann doch nicht wirklich dein Ernst sein, dass du dein Leben jetzt schon beenden willst. Du bist 17, Lola, das ist definitiv das falsche Alter, um....Lass das, verdammt nochmal. Du stürzt uns nur beide in den Tod." Ich hatte damit begonnen, herumzustrampeln und versuchte nun, mich an der Hauswand abzustoßen und hin und her zu schwingen. Allzu lange würde er das nicht aushalten. Hoffte ich jedenfalls. "Gut. Falls du dich nicht mehr erinnern solltest: genau das war mein Plan." Für einen winzigen Moment erstarrte ich erschrocken, als Damon aufgrund meiner Bewegungen ein Stück weiter über die Kante rutschte. Wenn ich so weiter machte, würde ich ihn wirklich mit nach unten reißen. Doch konnte ich das wirklich? Konnte ich ihn kaltblütig umbringen? Ich schaute erneut nach oben. Nein, so sehr ich ihn auch für seine Taten verachtete, töten konnte ich ihn nicht. Trotzdem begann ich wieder nach links und rechts zu schwingen; wenn er nicht mit fallen wollte, musste er mich eben loslassen.
"Du willst dir also unbedingt das Leben nehmen? Gut, von mir aus. Aber ich habe leider noch ein paar Dinge im Hier-und-jetzt zu erledigen und werde nicht zulassen, dass du mich mit dieser bescheuerten Idee mit ermordest, Prinzessin", grollte er wütend.
"Schön, das wir das geklärt haben. Du könntest jetzt einfach diesen schraubstockartigen Griff um mein Handgelenk lösen, dann haben wir beide, was wir wollen", schlug ich vor und sah ihn erwartungsvoll an. Ich hatte diese ganzen Diskussionen gründlich satt, das Einzige, was ich gerade wollte, war, meinen Flug von vorhin zu beenden und dann endlich meine Ruhe zu haben. War das denn so schwer zu verstehen?
"Hast du mir überhaupt zugehört? Ich sagte 'nein' und dabei bleibts auch." Fluchend versuchte Damon zu verhindern, dass wir noch weiter abrutschten - vergeblich, die Schwerkraft eroberte sich ein weiteres Stück von ihm. Allmählich begann ich mich zu fragen, wie er uns überhaupt wieder nach oben bringen wollte, wenn er schon mit dem gesamten Oberkörper über der Kante hing. Rein physikalisch gesehen war das unmöglich.
"Gib. Mir. Deine. Hand", forderte Damon keuchend erneut. Musste ganz schön anstrengend sein, mich die ganze Zeit festzuhalten. Nachdenklich starrte ich wieder in die Tiefe unter uns; eigentlich wollte ich wirklich nicht, dass Damon wegen mir starb, aber andererseits würde ich wohl nie wieder so eine gute Gelegenheit haben. 'Aber vielleicht hört er auf, dich zu foltern, wenn du jetzt kooperierst', meldete sich meine innere Stimme zu Wort. Vielleicht, ja, aber auch nur vielleicht. Zweifelnd musterte ich Damon. "Akzeptierst du dann, dass ich nicht weiß, wo das Versteck der Rebellen ist?"
Einen Moment lang blinzelte er mich überrascht an, ehe er zögernd nickte. Ein Versprechen wäre mir lieber gewesen, aber nun gut. Seufzend streckte ich meine linke Hand nach oben. Es blieb zu hoffen, dass ich diese Entscheidung nicht bereuen würde.

Uuuund Cut ._. Ich weiß, ich bin gemein xD. Und ich bin jetzt schon auf die Kommentare gespannt ^^. Danke übrigens dafür, auch wenn ich nicht jeden beantworte, freue ich mich jedes Mal riesig, wenn ich einen neuen Kommentar entdecke ;D.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt