23.Kapitel

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"Dafür." Bevor ich noch ein weiteres 'wofür?' herausbrachte, zog Damon mich an sich und küsste mich. Im ersten Moment war ich zu überrascht, um bewusst zu reagieren, doch mein Körper schaffte das auch ganz gut ohne meine Erlaubnis. Ein unbeschreibliches Kribbeln durchzuckte mich und ohne zu wissen, was genau ich tun sollte, erwiderte ich den Kuss vorsichtig. Keine Ahnung, ob ich es richtig machte, doch aus Damons Reaktion schloss ich, dass ich zumindest nichts falsches tat. Er vergrub eine Hand in meinen Haaren, um mich noch näher an sich zu ziehen. Eine ungeahnte Wärme breitete sich in meinem Bauch aus, ich hatte es mir nie so schön vorgestellt. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und klammerte mich fest; Anne hatte recht gehabt, Damon küsste großartig. Noch viel besser, als in meinen Träumen...
Ruckartig löste ich mich von ihm, eine plötzliche Panik breitete sich in mir aus.
"Was ist los?" Fragend sah Damon mich an, in seinen Augen lag etwas, was ich erst auf den zweiten Blick als Unsicherheit identifizierte.
"Ich....nichts." Ich machte Anstalten von ihm runter zurutschen, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er mich auf seinem Schoß gezogen hatte.
"Verarsch mich nicht, Lola." Er hielt mich eisern fest und suchte nach einer Antwort in meinen Augen. Ich schüttelte nur den Kopf und senke den Blick; ein scheußliches Déjà-vu hatte sich bei mir eingestellt und ich wurde es einfach nicht los.
"Hey...." Er hob sanft mein Kinn an und zwang mich ihn anzusehen. Das brachte das Fass zum Überlaufen und gegen meinen Willen rollten mir immer mehr Tränen über das Gesicht. Alle aufgestauten Emotionen der letzten Wochen brachen auf einen Schlag aus mir raus.
"Ach scheiße.....", sagte Damon und ließ mich los. Zu meiner eigenen Überraschung lief ich jedoch nicht weg, sondern vergrub nur das Gesicht an seiner Schulter und schluchzte weiter. Nach einem kurzen Zögern legte Damon seine Arme wieder um mich und fing an leicht über meinen Rücken zu streicheln.
Ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, bis ich mich wieder beruhigt hatte, doch inzwischen war mir eiskalt. Auch Damon bemerkte, dass ich zitterte und zog wortlos seine Jacke aus und legte sie über mich.
"Tut mir leid, dass ich dich so überrumpelt habe, wenn ich gewusst hätte..." Er brach ab, offenbar wusste er ausnahmsweise mal nicht, was er sagen sollte.
"Nein, mir tut es leid. Ich habe wahrscheinlich ziemlich überreagiert." Ich fing zögernd an mit meinem Finger Kreise auf seine Brust zu malen. "Du erinnerst dich, dass ich vor zwei Wochen wegen Albträumen nicht schlafen konnte? Nun, eben ist genau dasselbe passiert wie in diesem Traum...." Für einen Moment spürte ich, wie Damon sich versteifte, doch ebenso schnell überspielte er das wieder. "Autsch, Prinzessin. Ich wusste nicht, dass es ein Albtraum ist mich zu küssen." Er fing unwillkürlich an mit einer Haarsträhne von mir zu spielen. Bei jedem anderen hätte mich das vermutlich gestört, normalerweise hasste ich es, wenn jemand meine Haare anfasste, doch irgendwie beruhigte mich diese Geste gerade. "Das ist es auch nicht, im Gegenteil soweit ich das einschätzen kann", ich lächelte leicht. "Newton zu küssen, das ist ein Albtraum, glaub mir. Aber in meinem Traum ist plötzlich immer Kim aufgetaucht und hat mich beschuldigt, sie wegen dir vergessen zu haben. Und dann.." Ich holte tief Luft. "...hat sie dich erschossen. Jedes Mal, ich konnte nichts dagegen tun." Jetzt, wo es raus war, fühlte ich eine tiefe Erleichterung. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut tun würde, mich jemandem anzuvertrauen, vielleicht sollte ich das häufiger machen, anstatt meine Probleme immer in mich hinein zufressen.
"Also deswegen wolltest du unbedingt mitkommen, du hast dich schuldig gefühlt." Damon hatte den tieferen Sinn meines Traums also auch verstanden. Seltsam eigentlich, dass ich nach Kims Rettung nicht einmal wieder diesen Albtraum hatte.
"Ja. Wahrscheinlich hätte ich dir einfach vertrauen sollen, aber irgendwie hat mein Gehirn verrückt gespielt und wollte, dass ich Kim holen gehe." Ich schielte nach oben. "Entschuldigung nochmal, dass ich dir das Messer ins Bein gerammt habe, ich hatte irgendwie keine andere Wahl." Er lächelte leicht. "Ich war ziemlich beeindruckt, dass du überhaupt auf die Idee gekommen bist." Augenverdrehend schlug ich ihm gegen die Brust. "Ich bin nicht blöd, Damon. Du solltest mich nicht unterschätzen." Ein leises Lachen ließ seinen Körper und somit auch unweigerlich mich erbeben. Ich fing ebenfalls an zu grinsen.
"Wann hast du eigentlich damals beschlossen, mich hierher zu bringen?" Mein Themenwechsel kam ziemlich abrupt, doch ich wollte fragen, ehe ich es wieder vergaß.
"Ich glaube, das war in dem Moment, als du so süß über die Dachkante geschaut hast. In dem Augenblick wusste ich einfach, dass ich dich nicht an Newton ausliefern konnte. Irgendein Teil in mir hat schon damals entschieden, dass du lieber mir gehören sollst." Nachdenklich sah er mich an, ich hob nur verärgert eine Augenbraue. "Ich gehöre niemandem. Weder Newton, noch dir, noch sonst jemanden, dass das klar ist." Belustigt von meinem Ärger schmunzelte Damon. "Ach nein?" "Nein", gab ich entschlossen zurück. Soweit würde es ganz sicher nicht kommen, meine Freiheit ließ ich mir nicht nehmen.
"Nun, wenn es so wäre, wie du sagst, wäre eigentlich spätestens jetzt der Augenblick gekommen, in dem du mir eine Ohrfeige geben und wütend abhauen solltest." Er lächelte immer noch, während ich versuchte herauszufinden, was er bezweckte. Trotzdem blieb ich, wo ich war und bewegte mich nicht vom Fleck. "Ich gehöre dir nicht, Punkt." Für einen winzigen Moment fing an zu zweifeln. "Was meinst du überhaupt damit? Ich werde mich nicht einfach in eine Reihe von Spielzeugen einreihen, falls du das vorhast." Tatsächlich war ich nun doch kurz davor zu verschwinden, doch Damon hielt mich blitzschnell fest und zog mich zurück. "Damit meine ich, dass ich will, dass du zu mir gehörst, zu niemandem sonst; dass ich der einzige bin, mit dem du rumknutscht, dass ich mit dir im Arm einschlafen und wieder aufwachen will. Ich könnte die Liste noch ein ganzes Stück fortführen, aber ich glaube, das reicht für den Moment." Er sah mich ernst an, allmählich begriff ich, dass er keine Scherze, was ich anfangs erwartet hatte, machte. Unsicher schwieg ich und dachte nach; irgendwie war diese ganze Situation so surreal, dass ich eigentlich die ganze Zeit darauf wartete, dass ich entweder aufwachte oder jemand hinter einer Ecke hervorsprang und sich halb totlachte, um mir zu sagen, dass das alles ein Witz war. Abgesehen davon wurde ich allmählich echt müde, ich war es nicht gewohnt, so lange auf zu bleiben.
"Damon?", fragte ich schläfrig.
"Mhm?"
"Das ist jetzt aber nicht irgend ne blöde Wette unter Männern, wie schnell du mich ins Bett kriegst, oder?" Ich wagte es nicht ihn anzusehen, zu groß war die Angst, dass meine Befürchtung echt war.
"Nein. Und selbst wenn es eine gewesen wäre, hätte ich schon lange gewonnen, falls ich dich daran erinnern darf, dass du schonmal in meinem Bett warst." Er grinste und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
Schweigend saßen wir eine Weile so da und starrten in die Nacht.
"Eigentlich müsste jetzt mal eine Sternschnuppe runterfallen...." Konzentriert beobachtete ich den Himmel, vielleicht hatte ich ja Glück.
"Warum? Willst du dir unbedingt etwas wünschen?" Schmunzelnd sah Damon mich an, während ich nur den Kopf schüttelte. "Auch, ja, aber eigentlich geht es darum, dass die kitschige Szene komplett wird." Ich schaute weiter zu den Sternen und lächelte; tatsächlich erinnerte mich das ganze an einen Moment aus einem Liebesfilm, den ich irgendwann einmal gesehen hatte.
"Nein, ums richtig kitschig zu machen, müsste jetzt dein eifersüchtiger Freund reinplatzen und dich anschreien, was das denn soll." Er verschränkte unsere Hände ineinander und warf einen so vielsagenden Blick zur Tür, dass ich anfing zu lachen.
"Willst du dich mit dir selbst prügeln, oder was?"
"Also bin ich dein eifersüchtiger Freund?" Er tat überrascht, während ich mich dichter an ihn kuschelte und gähnte. "Wenn du mich denn willst. Ich kann ziemlich nervig sein."
"Und ich kann ein ziemliches Arschloch sein, die Frage ist also eher, ob du mich willst." Um ihm in die Augen sehen zu können, legte ich den Kopf in den Nacken. "Was wäre dir denn lieber?" Eine Antwort hatte ich sowieso nicht erwartet, weswegen ich auch nicht sonderlich überrascht war, dass er mich einfach küsste. Im Gegenteil, ich hatte es sogar gehofft.
"Du bist eiskalt, Lola." Überrascht, dass Damon den Kuss schon wieder abgebrochen hatte, sah ich auf; ich brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen, wenigstens schien es Damon nicht anders zu gehen. Vorwurfsvoll sah er mich an, nachdem er mehr oder, wie ich glaubte, eher weniger zufällig seine Hand auf mein Bein gelegt hatte. "Wenn du so weiter machst, erkältest du dich noch, was kommst du auch in so kurzen Sachen mitten in der Nacht auf's Dach?" Als Antwort zog ich einen Schmollmund und stand schwankend auf. "War ja nicht meine Idee, außerdem dachte ich, dass dir die Sachen gefallen." Er grinste vielsagend und berichtigte mich. "Tun sie auch, aber das rechtfertigt nicht, dass du am Ende noch krank wirst."
"Ich kann auch wieder gehen, mein Bett wartet auf mich." Erfolglos versuchte ich ein Gähnen zu unterdrücken.
"Du kannst auch bei mir schlafen." Damon warf mir einen verführerischen Blick zu, worauf ich nur die Augen verdrehte. "Wir sind gerade mal ein paar Stunden zusammen und schon machst du mir mehrdeutige Angebote?"
"War einen Versuch wert", sagte er grinsend. "Ich werte das dann mal als nein." Für einen Moment überlegte ich doch noch ja zu sagen, doch meine Vernunft siegte. Ich wusste zwar, dass er nichts tun würde, was ich nicht wollte, aber man musste es ja nicht übertreiben. Außerdem war ich hundemüde und wenn ich den Weg richtig in Erinnerung hatte, war mein Bett näher als seins. Es musste inzwischen schon weit nach Mitternacht sein, Sarah und Anne fragten sich bestimmt schon, wo ich war.
"Sie werden mich umbringen...", murmelte ich leise, trotzdem hörte Damon, der ebenfalls aufgestanden war, es. "Wer?"
"Meine Freunde, sie werden das mit uns garantiert nicht verstehen." Unglücklich sah ich auf meine nackten Füße und überlegte, ob es besser wäre, die Schuhe wieder anzuziehen.
"Wenn sie dich deswegen hassen, sind sie keine richtigen Freunde." Sanft strich er mir die Haare aus dem Gesicht und schlang die Arme um mich. "Versprichst du mir dich morgen, wenn die Neuen kommen zu benehmen?" Ich grinste und stellte mich auf die Zehenspitzen um ihm einen kurzen Kuss zu geben. "Nein. Dann wäre es doch nur halb so lustig." Lachend machte ich mich los und ging, mit meinen Schuhen in der Hand, in Richtung Ausgang. Damon sah mir kopfschüttelnd hinterher. "Prinzessin?" Ich blieb stehen. "Ich werde dich deswegen beim Training nicht schonen." Jetzt drehte ich mich doch nochmal um. "Ich wäre enttäuscht, wenn's so wäre."

So leise wie möglich schlich ich durch die Gänge; die ganze Zeit schon hatte ich ein Dauergrinsen auf den Lippen, welches ich erfolglos abzustellen versuchte. Ich war einfach zu glücklich, möglicherweise hatte Anne doch recht gehabt und ich hatte mich in Damon verliebt, ohne es mir eingestehen zu wollen. Verträumt öffnete ich die Tür zu unserem Zimmer und zuckte kurz zusammen. Damit, dass Anne und Sarah schon wieder da waren, beziehungsweise noch nicht schliefen, hatte ich nicht gerechnet.
"Wir wollten dich gerade suchen gehen, wo warst du denn?" Sarah sah mich misstrauisch an. Irgendetwas hinderte mich daran, ihr zu erzählen, dass ich den Abend mit Damon verbracht hatte. "Ich bin durch die Gegend gelaufen, die Party war einfach nichts für mich." Selbst in meinen Ohren klang die Erklärung lahm, doch mir fiel einfach nichts besseres ein.
"Natürlich und ich war bei dem Weihnachtsmann. Oder nein, beim Osterhasen." Sarah verdrehte die Augen und zeigte in meine Richtung. "Die Jacke hast du dann wohl unterwegs gefunden oder was?" Oh Mist, ich hatte völlig vergessen Damon seine Jacke zurück zugeben. Fieberhaft suchte ich nach einer Erklärung, als mir unerwartet Anne zu Hilfe kam. "Lass sie doch in Ruhe, Sarah. Jeder hat das Recht auf ein Privatleben, auch Lola." Dankbar sah ich sie an, vermutlich wusste sie ganz genau, wem die Jacke gehörte. Als Sarah schließlich kopfschüttelnd wegsah, zwinkerte Anne mir verschwörerisch zu. Ich erwiderte ihr Lächeln, putzte in Sekundenschnelle Zähne und ließ mich schließlich erschöpft in mein Bett fallen.

Ach, jetzt sind die beiden doch noch zusammen gekommen, ist vermutlich ziemlich typisch, aber das ist mir egal ;). Hätte jemand am Anfang damit gerechnet? Würde mich mal interessieren. Und war der Wechsel zwischen 'ich kann ihn nicht leiden' und 'ich habe mich in ihn verliebt' zu plötzlich, oder ist es halbwegs realistisch geworden?
Das war übrigens das erste Mal, dass ich so eine Szene mit Gefühlen/Küssen usw. geschrieben habe, ich hoffe ich habe es halbwegs gut rübergebracht :D.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt