72. Kapitel

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Leutchens, wir haben die fucking 100k reads erreicht *_* danke euch allen, zur Feier der Stunde gibts ausnahmsweise jetzt ein Update ^^

"....und dann bin ich panisch abgehauen, weil ich Angst hatte, dass Damon noch in der Nähe sein könnte", schloss ich meinen Bericht und spielte nervös an dem Reißverschluss meiner Jacke herum. Meine Hoffnung, dass Damon mich vielleicht wirklich genauso ignorieren würde, wie ich ihn, hatte sich in dem Moment, in dem ich den Zettel gefunden hatte, in Luft aufgelöst. Seit dem hatte ich ununterbrochen das Gefühl, ihm nicht mehr aus dem Weg gehen zu können.
"Es ist zwar irgendwie ein bisschen unheimlich, dass er in deinem Zimmer war, aber es hätte doch auch schlimmer kommen können. Ich meine, immerhin war er so rücksichtsvoll und hat das Buch einfach auf dein Bett gelegt, anstatt dir irgendwo aufzulauern und es dir persönlich zu geben. Und es ist schon ziemlich süß, dass er überhaupt daran gedacht hat, dass du es vielleicht zu Ende lesen willst", meinte Zoey. Sie prüfte konzentrierte den Sitz ihrer Schutzweste, ehe sie mich aufmunternd anlächelte. "Es ist doch gut, dass er nett zu sein versucht, oder?"
"Nein, eben nicht, das ist doch das Problem. Ich will nicht, dass er nett ist. Er soll sich wie das größte Arschloch der Welt benehmen und mich total scheiße behandeln, damit ich ihn hassen kann", sagte ich verzweifelt und erinnerte mich gerade noch rechtzeitig daran, dass Zoey nicht wusste, warum ich Damon wirklich mied.
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen schienen sie meine letzten Worte zu irritieren, doch sie ging zu meiner Erleichterung nicht weiter darauf ein.
"Gerade deshalb solltest du mal mit ihm reden. Du musst ihm einfach klipp und klar sagen, dass du nichts mehr mit ihm zu tun haben willst. Es kann natürlich auch sein, dass er das schon verstanden hat und einfach nur nett sein will, aber besonders in diesem Fall musst du ihm das erklären. Er kann ja nicht wissen, dass dich das stört." Sie drückte mir kurz einen Rucksack in die Arme und begann, mehrere Pakete Ersatzmunition für verschiedene Waffen hinein zu schmeißen. Es wunderte mich, dass sie überhaupt noch die Nerven hatte, mit mir über meine Probleme zu reden, ich an ihrer Stelle wäre viel zu gestresst dafür gewesen. Andererseits hatte sie inzwischen schon mindestens ein Dutzend solcher Einsätze mitgemacht, vielleicht wurde das irgendwann zur Routine. Dennoch fühlte ich mich irgendwie, als würde ich inmitten der gefühlten 50 Soldaten, die sich gerade darauf vorbereiteten, in eine kleinere Stadt in der Nähe zu gehen und dort Vorräte zu besorgen, stören.
"Ich weiß nicht, irgendwie bin zu feige, um mit ihm zu reden", murmelte ich seufzend und folgte Zoey quer durch den Raum zu einem von unzähligen Waffenschränken.
Sie schnappte sich für meine Begriffe wahllos einige Pistolen, mehrere Blendgranaten und ein paar Dinger, von denen ich weder den Namen noch den Verwendungszweck kannte. "Nun, ich denke, dann wirst du jetzt all deinen Mut zusammenkratzen müssen." Ihr vielsagender Blick hinter mich ließ mich kurz erstarren, ehe ich es wagte, kurz über meine Schulter zu sehen.
Zu meiner Bestürzung hatte sie sich nicht nur über mich lustig gemacht, am anderen Ende der Halle stand tatsächlich Damon und redete mit einigen anderen Männern. Noch schien er mich nicht bemerkt zu haben oder, was wesentlich unwahrscheinlicher war, er ignorierte mich. Egal was es war, ich wollte kein Risiko eingehen und huschte mit einem entschuldigendem Lächeln zu Zoey auf die Tür neben uns zu.
Oder jedenfalls hatte ich das vor, wenn mir nicht plötzlich jemand im Weg gestanden hätte.
'Okay, Lola, jetzt nur keine Panik. Einfach ruhig bleiben und so tun, als wäre alles in bester Ordnung', redete ich mir selbst ein und zwang mich zu einem winzigen Lächeln.
"Hey."
"Hey?", wiederholte Damon und zog belustigt eine Augenbraue nach oben. "Ich hatte irgendwie mit einer etwas originelleren Begrüßung gerechnet. 'Geh mir aus dem Weg' zum Beispiel."
Obwohl ich es hartnäckig zu unterdrücken versuchte, stahl sich einen Moment lang ein Grinsen auf mein Gesicht.
"Ich wollte nicht gleich unhöflich sein. Aber da du mir tatsächlich im Weg stehst...", antwortete ich ausweichend. Ohne ihm die Gelegenheit zu geben, noch irgendetwas zu sagen, ging ich einen Schritt zur Seite, um an ihm vorbei zur Tür zu gelangen.
Meine Erleichterung darüber, dass er sich offenbar so leicht abwimmeln ließ, verflog in selben Sekunde wieder, als Damon seelenruhig den Arm ausstreckte und mich wieder zurück zog.
Wäre auch zu schön gewesen.
"Was?", fragte ich und schaffte es, zu meiner eigenen Überraschung, genervt anstatt unsicher zu klingen.
Damon musterte mich einige Sekunden lang stirnrunzelnd, ehe er mein Handgelenk wieder freigab. "Du weißt schon, dass du mir nicht ewig ausweichen kannst, oder? Ich verstehe ja, dass du Abstand willst, aber wir werden doch mal kurz miteinander reden können."
"Bis jetzt hat das mit dem Ausweichen ziemlich gut funktioniert", erwiderte ich nur und ging unauffällig einen Schritt rückwärts. Ich wollte nicht mit ihm reden, was war denn nur so schwer daran, das zu verstehen? Mal ganz davon abgesehen, dass es nichts gab, worüber wir meiner Meinung nach sprechen mussten.
Ich warf einen hilfesuchenden Blick zu Zoey, doch sie zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. Wahrscheinlich war sie der Ansicht, dass sie sowieso nichts gegen Damon ausrichten konnte. Super, also musste ich selbst sehen, wie ich möglichst schnell dieser unangenehme Situation entkam. Seufzend verschränkte ich die Arme und starrte auf den Boden vor mir. Früher oder später würde Damon es aufgegeben, mit mir reden zu wollen, wenn ich nur lang genug schwieg.
"Gut, dann eben nicht", knurrte er schließlich, machte jedoch keine Anstalten zu gehen. "Ich wollte dich auch nur fragen, ob du Zoey und die anderen bei dem Einsatz begleiten würdest. Es wäre hilfreich, wenn du dabei wärst. Wir können es uns nicht leisten, dass das schief geht."
Und da wollte er ausgerechnet mich mitschicken? Wahrscheinlich würde dann schon aus Prinzip nicht alles glatt laufen. Wobei man auch bedenken sollte, dass ich weder wusste, wohin genau es ging noch was ich machen müsste.
Im Übrigen bezweifelte ich, dass er wirklich nur deswegen mit mir reden wollte.
"Ich bin nicht dabei, falls dir meine Anwesenheit Sorgen bereiten sollte", fügte er noch hinzu, als ich nicht antwortete. Ich bildete mir ein, neben dem beißenden Spott noch etwas anderes gehört zu haben, dachte aber lieber nicht weiter darüber nach. Am Ende interpretierte ich noch zu viel hinein und bekam Mitleid.
Trotz meines festen Entschlusses, weiterhin zu schweigen, siegte meine Neugier. "Und wo bist du dann?" Wenn wir es uns wirklich nicht leisten konnten, dass irgendetwas passierte, müsste er doch eigentlich erst recht dabei sein.
"Bei der Gruppe, die euch den Rücken frei hält", erwiderte er ernst, ehe er sich umdrehte und mich stehen ließ.
Verblüfft starrte ich ihm hinterher. Damit hätte ich nun wirklich als Letztes gerechnet, aber umso besser, dann musste ich wenigstens nicht mehr ununterbrochen darüber nachdenken, wie ich das Gespräch am schnellsten beenden konnte. Trotzdem war es erstaunlich, dass er als Erster nachgeben hatte.
Ein beinahe unsichtbares Grinsen schlich sich aufgrund meines scheinbaren Sieges auf meine Lippen. Erst danach fiel mir auf, dass er mich in seinem letzten Satz eindeutig in die Gruppe eingeschlossen hatte.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt