Leseprobe

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Ich wollte mich nochmal kurz für die unheimlich vielen Kommentare beim Nachwort bedanken, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich die mich machen ❤

Für jeden, der mehr von mir lesen möchte oder es noch nicht sicher weiß, ist hier eine Leseprobe von meinem neuen Buch, dass Samstag (12.3.16) veröffentlicht wird.

Der Fluch der Hexen

(Klappentext)

Es ist allgemein bekannt, dass Hexen furchtbare Flüche wirken. Sie vernichten ganze Ernte, töten Menschen, entführen Kinder oder lassen kleinere Landstriche verdorren und zwingen Königen ihren Willen auf. Böse - ihr Charakter kann durch dieses eine Wort beschrieben werden. Es ist nur gut und recht, die dunklen Wesen für ihre Taten zu bestrafen, sie zu verfolgen und ebenso grausam wie sie selbst sind zu töten. Doch was wäre, wenn sie in Wirklichkeit nichts davon jemals tun wollten? Wenn auf ihnen selbst ein Fluch läge, der sie zu Unbeschreiblichem zwingt?
Der Großteil der Menschen glaubt nicht mehr an die alten Geschichten die man sich erzählt, doch in einigen Teilen des Landes hat man die Geschöpfe der Finsternis noch nicht vergessen. Was, wenn eben diese Welten aufeinander treffen?

"Ihr wollt mir nicht ernsthaft weiß machen, dass Ihr an diese Ammenmärchen glaubt." Sie versuchte zu lachen, doch der intensive Blick seiner eisgrauen Augen ließ sie unbehaglich verstummen.
"Doch, genau das will ich."

1.

Dimitri

Er lehnte mit locker verschränkten Armen an der baufälligen Stadtmauer und beobachtete gelangweilt das rege Treiben auf dem Marktplatz. Hätten seine Auftraggeber nicht darauf bestanden, in diesem Nest Halt zu machen, wären sie schon vor Stunden in einer deutlich lukrativeren Stadt angekommen, die in jedem Fall mehr als ein paar Marktstände mit mangelhafter Ware und einer Herberge, die sogar die Ärmsten mieden, geboten hätte. Warum bezahlte man überhaupt einen Führer, wenn man am Ende doch nicht auf ihn hörte, sondern seinen eigenen Kopf durchsetzen musste?
Bei dem Gedanken daran, dass Alexander vermutlich später wieder ihn dafür verantwortlich machen würde, knirschte er mit den Zähnen und hätte die kleine Reisegruppe am liebsten ihrem Schicksal überlassen. Im Nachhinein gesehen war es wirklich ein Fehler zuzustimmen, ihnen als Führer zu dienen und notfalls vor eventuellen Gefahren zu beschützen. Es war schon so seltsam genug, dass jemand ohne bewaffnete Begleitung quer durch das ganze Land reiste. Normalerweise heuerte jeder, der es sich irgendwie leisten konnte, einige erfahrene Söldner an, um nicht hinterrücks überfallen, ausgeraubt und im schlimmsten Fall auch noch ermordet zu werden. Wobei man, wenn man Pech hatte, eben jenen Banditen vertraute und dafür bezahlte dafür zu sorgen, dass man beruhigt schlafen konnte. Was sie dann in der Regel auch taten, nur anders als sich ihre Auftraggeber das Ganze vorgestellt hatten.
Seufzend fuhr sich Dimitri durch die dunklen Haare und richtete seinen Blick auf drei Personen, die sich ihm gemächlich näherten. Der großgewachsene Alexander war ihm schon von Anfang an durch seine arrogante Art unsympathisch gewesen. Wenn nur die Hälfte von dem, was er in seinen überheblichen Sprüchen äußerte wahr wäre, hätte die Gruppe weder ihn selbst noch irgendjemand anderen zu ihrem Schutz benötigt, doch nachdem was Dimitri bisher erlebt hatte, würde der Mann vermutlich bei einer Bedrohung als Erster die Flucht ergreifen. Schon allein das ließ ihn in den Augen des erfahrenen Kriegers tief sinken, doch sein ständiges Herumnörgeln an Dingen, an denen er größtenteils selbst Schuld trug, machte es noch schlimmer.
Es war eigentlich ein Wunder, wie die anderen beiden es mit ihm aushielten. Der eher schüchterne Jasper war das genaue Gegenteil seines älteren Bruders und musste sich oft genug dessen Spott anhören. Nichtsdestotrotz war der in sich gekehrte junge Mann eine deutlich angenehmere Gesellschaft für Dimitri, der nicht selten überlegte, wie zwei Menschen so unterschiedlich sein konnten, obwohl sie Geschwister waren.
Unter anderen Umständen hätte er spätestens nach drei Tagen in Alexanders Gesellschaft schon ihre Abmachung gekündigt und sich einen angenehmeren Dienstherrn gesucht. Die Bezahlung war zwar mehr als akzeptabel, doch wenn nicht eine dritte Person die beiden Männer begleitet hätte, hätte er auch diese in den Wind geschlagen, um dafür nicht mehr ununterbrochen mit dem Drang kämpfen zu müssen, Alexander niederzuschlagen. Unglücklicherweise verbot es ihm jedoch sein restliches vorhandenes Ehrgefühl die junge Frau, die, wie es sich bald herausstellte ebenfalls zur Familie gehörte, allein oder in Begleitung wenig vertrauenserweckender Söldner reisen zu lassen. Auch wenn sie auf seinen Rat hin ihre wie Gold schimmernden Haare unter einem Kopftuch trug, war Anastasia eine bemerkenswerte Schönheit und er würde ohne zu zögern darauf wetten, dass es genügend Männern egal wäre, ob ihre Brüder sie eigentlich für ihren Schutz bezahlt hatten oder nicht.
Also musste er wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und hoffen, dass Alexander zumindest was seinen Lohn anging nicht maßlos übertrieb. Trotz der Anzahlung, die Dimitri zu Beginn der Reise erhalten hatte, blieb er misstrauisch. Es war alles andere als ungefährlich von einem Ende des Landes zum anderen zu wollen und den eigentlichen Grund für die Reise hatte noch keiner von den Dreien verraten wollen. Wenn er Pech hatte, hatten sie sich mit den falschen Leuten angelegt und mussten nun Hals über Kopf vor diesen fliehen. Das würde zumindest auch erklären, warum sie kaum Gepäck bei sich hatten und allein den beschwerlichen Weg aus ihrer ruhigen Heimat auf sich nahmen. Nun, im Endeffekt war es nicht sein Problem was die Geschwister nach Westen trieb.
"Dieses Kaff verdient seine Bezeichnung als Stadt nicht einmal annähernd", urteilte Alexander missmutig und spuckte angewidert aus. "Den Umweg hierher hätten wir uns sparen können." Und um das zu merken hast du zwei Stunden gebraucht?
Ein spöttisches Lächeln huschte über Dimitris Gesicht. "Sagte ich ja. Wenn Ihr nicht gerade in der versifften Herberge übernachten wollt, werdet Ihr wohl hoffen müssen, dass sich das Wetter hält, denn die nächste Stadt werden wir vor Anbruch der Nacht sicher nicht erreichen."
Jasper und Anastasia wechselten einen kurzen Blick ehe sie ergeben nickten, doch ihr Bruder konnte sich offensichtlich wieder einmal nicht mit der unliebsamen Situation abfinden.
"Und das hättet Ihr nicht früher sagen können? Wenn Ihr die Gegend hier so gut kennt, wie Ihr es angeblich tut, sollte Euch diese Tatsache bewusst gewesen sein."
"Er hat es oft genug erwähnt, Alex. Du willst nur wieder jemand anderem die Schuld geben", widersprach Anastasia ihm und verdrehte die Augen. Offensichtlich hatte sie nun ebenfalls genug von dem kindischen Verhalten ihres Bruders, jedenfalls war es das erste Mal in den letzten zwei Wochen, dass sie etwas gegen ihn sagte. Dimitri grinste unwillkürlich, als Alexander den Mund öffnete, um irgendetwas zu seiner Verteidigung zu sagen, es sich dank dem zornigen Blick seiner Schwester dann aber doch anders überlegte und ihnen den Rücken zudrehte. Er murmelte etwas, dass so klang, als wolle er trotzdem nach einer akzeptablen Unterkunft suchen und verschwand in einer der Gassen.
"Wir sollten ihm wohl folgen", sagte Jasper seufzend. "Am Ende kommt er noch auf die Idee, die erstbesten Bürger aus ihren Häusern zu vertreiben."
"Mich würde es ehrlich gesagt nicht stören, wenn er von der Stadtwache, sofern es hier überhaupt eine gibt, ein paar Tagen in den Kerker gesteckt wird, aber sucht ihn meinetwegen. Ich warte hier." Dimitri verlagerte sein Gewicht von einem Bein auf das andere und stellte sich unwillig auf weitere zwei Stunden Wartezeit ein. Prinzipiell hatte er nichts dagegen, etwas länger an einem Ort zu verweilen, doch allein die Tatsache, dass Alexander daran Schuld war, verschlechterte seine Laune.
"Wir beeilen uns", versprach Anastasia noch, bevor sie ihrem beleidigtem Bruder folgten.
Erneut zu Untätigkeit verdammt ließ er seinen Blick zum wiederholten Mal über den gepflasterten Marktplatz gleiten. Viele Stände waren es nicht, die hier ihre Ware anboten. Eine alte Frau verkaufte ein paar Äpfel und Kartoffeln, ein Mann, der allein durch seine Hakennase und seine Haltung belustigende Ähnlichkeit zu einer Krähe hatte bot mehrere Laibe Brot an, während der links von ihm sein Glück mit kleineren Fischen aus dem nahen Fluss versuchte. Am Rand stand schließlich noch ein etwa 12jähriger Junge, der Eier und Milch verkaufte.
Alles in allem ein mageres Angebot, doch die Einwohner der namenlosen Stadt schienen es gewohnt zu sein.
Genaugenommen war dieser Markt im Verhältnis gesehen nicht anders als größere. Tratschende Frauen standen an jeder Ecke, in der Nähe saßen einige Bettler, an den Ständen wurde um jeden Pfennig gefeilscht - eigentlich fehlten hier nur noch zwei Dinge, um das Bild zu vervollständigen.
Erstens eine Prügelei zwischen mehreren Betrunkenen und zweitens ein geschickter Taschendieb. Zu einem ordentlichen Kampf würde es wohl heute zu Dimitris Enttäuschung nicht kommen, dafür waren zu wenige Männer unterwegs. Doch wie um diesen Umstand auszugleichen fand er plötzlich etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit fesselte.

Das war der erste Teil des ersten Kapitels. Es ist bereits veröffentlicht und es würde mich freuen, wenn ihr mal reinschaut :).

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt