Kapitel 12

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Erschrocken blieb ich stehen. Doch ich drehte mich nicht um. Die Schritte von der Person hinter mir wurden lauter und verstummten schließlich. Tyler stand direkt hinter mir. Ich konnte seinen Atem schon in meinem Nacken spüren. Schlagartig bekam ich eine Gänsehaut.
,,Warum gehst du schon?", fragte er leise, aber deutlich.
,,Ich will euch nicht stören", antwortete ich sofort und ging weiter. Jedenfalls wollte ich weitergehen, doch er packte mein Handgelenk. Und das ziemlich fest. ,,Lotte", sagte er jetzt und schaute mich an. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben.
,,Charlotte", korrigierte ich ihn.
,,Aber Cassie darf auch Lotte sagen."
,,Cassie ist auch viel jünger als du."
,,Ich bin auch jung."
,,Aber älter als ich", meinte ich.
,,Trotzdem jung", gab er zurück. Ich zuckte mit den Schultern. Lust auf eine Diskussion hatte ich wirklich nicht.
,,Tiffany ist nicht meine Freundin."
,,Tiffany?"
,,Das aufgetakelte Mädchen von eben."
,,Achso", murmelte ich und sah in seine hellen Augen, die zu funkeln schienen.
,,Sie knutscht mit jedem rum."
,,Aha, dann machst du das wohl gerne, was?"
,,Tyler!", kreischte das Mädchen von vorhin auf einmal.
,,Wenn man vom Teufel spricht", murmelte ich und warf einen Blick über Tylers Schulter. Es war – wie nicht anders zu erwarten – Tiffany, die jetzt zu uns gestolpert kam.
,,Mensch!", sagte sie, während sie sich an Tylers Schulter festhielt. Automatisch wich ich einen Schritt zurück. Dafür, dass Tyler neu hierher gezogen war, schien er das Mädchen aber gut zu kennen. Ich zwang mich kurz zu einem Lächeln, drehte um und ging nach Hause.
,,Charlie", sagte Tyler noch, aber ich blieb nicht stehen. Schließlich sah ich nicht gerne zu, wie sich zwei Personen, die ich noch nicht einmal richtig kannte, abknutschten. Allerdings waren es nicht nur irgendwelche Personen. Eine davon war Tyler.
Ich ging in mein Zimmer und schaute aus dem Fenster. Wenige Sekunden später kam auch Tyler zurück. Er stellte sich ebenfalls vor das Fenster und musterte mich. Aber er war nicht alleine. Tiffany tauchte hinter ihm auf. Sofort machte ich meine Vorhänge vor das Fenster und warf mich auf mein kleines Sofa. Meine Gedanken waren aus irgendeinem Grund die ganze Zeit bei ihm. Trotzdem fand ich noch Schlaf und schlief, als meine Eltern kamen.

ChylerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt