Auch ein schöner Rücken kann entzücken, dachte ich leicht grinsend. Ohne etwas zu sagen, sprang ich rauf und er klemmte seine Arme unter meine Beine, sodass ich nicht herunterfallen konnte. Schnell hielt ich mich an ihm fest und der Duft seiner zerzausten Haare stieg mir sofort in die Nase. Automatisch fing ich an zu grinsen, während er durch die Pfützen stapfte. Es ging ein wenig bergauf. Hoffentlich war ich ihm nicht zu schwer. Der Regen prasselte direkt auf uns herab. Meine Haare waren inzwischen schon klitschnass und durch den leichten Wind wurde mir ziemlich kalt. Doch wir waren mittlerweile schon in der Mitte vom Wald angekommen. Der Boden bestand nur noch aus Schlamm und Tylers Schuhe waren versaut. Die konnte er sicher nach diesem Trip wegwerfen. Langsam bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich die ganze Zeit tragen ließ.
,,Soll ich nicht lieber gehen?", fragte ich unsicher.
,,Nein, dann sind deine Schuhe hin."
,,So toll sind meine Schuhe auch wieder nicht", meinte ich und verdrehte meine Augen. Anschließend machte ich meine Haare nach hinten. Die Regentropfen tropften schon an meinen Haaren herunter. Doch ein Vorteil war, dass sie jetzt total glatt waren. Aber sie hingen im Gesicht, das jetzt ziemlich nass war. Ich hatte vergessen, sie zu einem Zopf zusammenzubinden.
,,Charlie!", rief er auf einmal und torkelte hin und her.
,,Oh, oh", murmelte ich und klammerte mich an ihn.
Plötzlich verloren wir das Gleichgewicht. Ich kniff meine Augen zusammen und wir fielen in den Schlamm. Direkt ins Nasse. Sofort spürte ich, wie alles nass wurde und wie etwas auf mir war. Ich versuchte aufzustehen. Doch Tyler lag halb auf mir. Er stöhnte genervt auf und ließ sich noch weiter neben mir in den Schlamm fallen. Bei dem Anblick musste ich grinsen.
Ich stand auf und hielt ihm meine Hand hin.
,,Scheiße", murmelte er und nahm sie. Gleichzeitig schaute er hoch.
Mit einem Ruck zog er mich zu sich runter und fing mich gekonnt auf. ,,So dreckig hab ich dich noch nie gesehen", meinte er dann und grinste. Ein wenig geschockt lag ich auf ihm. Im Schlamm. Wie romantisch. Mit einem knallroten Kopf stützte ich mich mit meinen Händen ab.
,,Danke", zischte ich verärgert.
Plötzlich lag seine Hand auf meine Wange. Er wischte den Schlamm weg. Aber nicht nur das. Seine Hand wanderte in meinen Nacken und dann drückte er mich zu sich rüber und gleichzeitig beugte er sich vor.
Auf einmal berührte mich etwas Schmieriges am Kopf.
Sofort schaute ich zur Seite. Dort sah ich ein Mädchen. Ein kleines Mädchen.
,,Cassie", murmelte Tyler auf einmal und stand auf. Gleichzeitig zog er mich mit hoch. Er ging auf sie zu, während er sich den Dreck aus dem Gesicht und von den Armen wischte.
,,Was machst du hier?", fragte er und setzte ihr ihre Mütze auf. Ihre langen Haare waren auch schon total nass. Aber sie hatte eine Regenjacke und Gummiestiefel an.
,,Ich wollte euch abholen", meinte sie und hielt lachend ihre Hand vor ihren Mund. ,,Habt ihr euch im Schlamm gewälzt?"
,,Hast du Charlie abgeworfen?", entgegnete er und schaute sie ernst an. Sie nickte unschuldig. ,,Ich wollte dich treffen", murmelte sie. ,,Entschuldigung, Charlie."
,,Egal", meinte ich.
,,Cassie!", ermahnte Tyler sie und mit einem Schwung hing sie bei ihm über der Schulter. ,,Lasst uns jetzt beeilen. Morgen sind wir bestimmt krank."
,,Na und?", quiekte Cassie lachend.
Der Regen wurde nicht weniger. Außerdem kamen jetzt Donner und Blitz dazu.
Wir gingen schnell durch den Wald und kamen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich auf einer Straße an.
,,Ich will nach Hause", murmelte Cassie auf einmal
,,Wir verschieben unser Date auf Samstagabend, okay?", sagte Tyler plötzlich und musterte mich gespannt, während wir in unserer Straße angekommen waren.
,,Unser Date?", hakte ich überrascht nach.
,,Unser Date, Treffen.. Kannst du nennen wie du willst..."
Er grinste.
,,Date?", meldete sich seine Schwester hellhörig.
Grinsend verabschiedete ich mich schnell von ihnen und ging ins Haus herein. Direkt im Flur blieb ich stehen. Schließlich wollte ich nicht, dass der ganze Boden schmutzig wurde.
Ich zog meine Schuhe aus und ließ sie auf der Fußmatte stehen. ,,Was hast du denn gemacht?", ertönte auf einmal die Stimme meiner Mutter. Sofort kam sie zu mir und nahm meine total dreckige Jacke ab.
,,Es regnet und der Boden im Wald ist ziemlich ... "
,,Oh, nein", murmelte sie und ging zur Waschmaschine. Dort steckte sie meine Schuhe und meine Jacke rein.
,,Ich gehe duschen!", beschloss ich jetzt und ging vorsichtig nach oben. Angeekelt zog ich meine Klamotten aus und stellte mich unter die warme Dusche.
Ob Tyler mich küssen wollte?, fragte ich mich immer wieder. Am liebsten wollte ich ihn direkt fragen. Dann hätte ich wenigstens eine Antwort gehabt.