Nach ein paar Anfängerfehlern meinerseits, kriegten wir die Schritte dann doch gebacken. Es war anfangs ziemlich peinlich. Tyler hatte mich gefragt, ob ich die Tanzschritte nach kurzer Zeit verstanden hätte. ,,Natürlich", meinte ich dann stolz. Als es dann aber los ging, trat ich ihm zweimal hintereinander auf die Füße.
Ich hatte mich aber insgesamt fünfmal entschuldigt. Doch dafür klappte es jetzt einwandfrei! ,,Yeah", sagte Tyler auf einmal, als wir die Schritte öfter wiederholt hatten. Und das ganz ohne Fehler!
Ich grinste ihn an.
,,Jetzt dein Teil", sagte er dann und ging wenige Schritte zurück. Verwirrt sah ich ihn an.
,,Pirouetten", half er mir auf die Sprünge.
,,Aber ich habe das nur einmal gemacht. Ich glaube nicht, dass ich das jetzt - "
,,Versuch es einfach", unterbrach er mich, während er seine Hände verschränkte.
Pirouetten auf dem Rasen. Na, toll. Ich ging eins, zwei Schritte nach hinten. Anschließend holte ich ohne zu zögern mit dem linken Bein Schwung und schon drehte ich mich. Doch wie mein Schicksal es so wollte, schaffte ich leider nur drei Umdrehungen und schon fiel ich gegen etwas. Es musste die Aufregung gewesen sein, weshalb ich stolperte.
,,Ah", murmelte ich vor Schmerz, als ich wahrnahm, dass ich auf dem Boden saß und direkt vor mir befand sich die Hauswand. Hätte ich nicht in Tylers Arme fallen können? Das wäre viel weicher gewesen.
Hinter mir hörte ich Tyler lachen. Leise, aber nicht überhörbar.
,,Sehr witzig", murmelte ich ein wenig sauer. Im selben Moment packte jemand seine Hände unter meine Schultern und zog mich hoch. Endlich stand ich wieder einigermaßen sicher auf meinen Beinen. Sofort drehte ich mich zu ihm um.
,,Geht's?", fragte er.
Ich nickte nur, obwohl mein Bein höllisch schmerzte.
,,Dein Gesicht sagt was anderes", meinte er dann.
,,Mein Bein tut nur ein wenig weh, sonst geht es mir den Umständen entsprechend gut."
,,Weißt du was? Wir üben wann anders weiter."
,,Warum? Du könntest doch auch ein paar Tanzeinlagen von dir zeigen", forderte ich ihn schmunzelnd auf.
,,Hm", brummte er. ,,Ich hätte auf irgendwas anderes Lust."
,,Ach ja?"
Er nickte.
,,Auf was?"
Erst grinste er breit, doch jetzt wurde sein Mund wieder zu einem waagerechten Strich. Anschließend fuhr er sich durch die Haare. ,,Egal. Tanzen wir weiter."
Sofort nahm er meine Hand, legte sie auf seine Schulter und dann packte er die andere. Er wiederholte die Tanzschritte. Ich musste gut aufpassen, um mit ihm mithalten zu können.
,,Beim fünften Mal machst du deine Pirouetten. Und diesmal zeigst du bitte etwas von deiner Prima-Ballerina-Seite."
,,Prima-Ballerina-Seite?", hakte ich ein wenig gekränkt nach. Machte er sich über Ballett lustig?
,,Jetzt", sagte er plötzlich, drehte mich und gab mir einen kleinen Schubs nach hinten.
Während meine innere Stimme ,,Aaaaah!" schrie, drehte ich ohne nachzudenken ein paar Pirouetten. Bei der sechsten blieb ich automatisch stehen. Auf dem Rasen klappte das nicht so gut wie in unserem Tanzraum, aber es war ganz okay. Glaubte ich zumindest.
,,Das sah schon viel besser aus", lobte Tyler mich und nahm auf der Bank Platz. Er legte seine Hände hinter seinen Kopf und lehnte sich dann ziemlich weit nach hinten.
,,Das waren sechs Umdrehungen", murmelte ich etwas enttäuscht.
,,Besser als keine."
,,Ich muss fünfzehn schaffen ohne Pause."
,,Das kriegst du schon noch hin", meinte er gelassen. Tyler konnte gut reden!
,,Komm, wir gehen rein."
Er nahm wieder meine Hand und zog mich hinter sich her. Wir machten einen Zwischenstopp in der Küche und tranken etwas. Gerade wollte ich sagen, dass ich jetzt nach Hause gehen sollte, da nahm er wieder meine Hand und ging mit mir in sein Zimmer. Inzwischen war es 19:30 Uhr.
,,Also", sagte er, als er sich aufs Bett geworfen hatte und ich auf seinem Stuhl Platz nahm...
,,Du hast also drei Ex-Freunde?"
Was? Warum wollte er das wissen? Schließlich war das nur gelogen! Aber das durfte er nicht wissen... Also nickte ich stumm.
,,Wie heißen die?"
Denk dir was aus, Charlie! Schnell!
,,Ähm ... Maik, Thomas und Josh.",,So, so... Gehen die auf unsere Schule?"
Ich schüttelte mit dem Kopf.
,,Woher kanntest du die denn?"
,,Wieso willst du das wissen?", fragte ich ihn.
Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich interessiere mich halt für manche Menschen, die ich mag."
,,Also magst du mich?", wollte ich jetzt wissen.
,,Ja."