Kapitel 44

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,,Ich weiß gar nicht, was an ihm so toll ist. Er hat kein Tunnel im Ohr, keine schwarzen Haare und nicht mal ein Piercing", sagte Liz, während sie auf meinem Schreibtischstuhl saß. Sie schaute gelangweilt aus dem Fenster.
,,Geschmäcker sind eben anders", meinte ich grinsend. Gleichzeitig öffnete ich meinen Kleiderschrank. Ich fand einfach nichts zum Anziehen!
,,Na ja", murmelte sie jetzt. ,,Ich stehe mehr auf Kerle wie Jayden."
,,Jayden? Der vom Tanzen?", hakte ich sofort nach und warf einen Blick zu ihr. Sie nickte lachend.
,,Muskeln hat er ja", musste ich zugeben.
,,Tanzen kann er auch gut", meinte Liz.

,,Das kann Tyler aber auch", bemerkte ich.
,,Stehst du auf ihn?"
Ich wusste, dass diese Frage kommt, zuckte aber nur mit den Schultern.
,,Ich hoffe, dass es zwischen dir und Lena keinen Streit gibt", murmelte sie. ,,Die hat sich nämlich auch in den verknallt."
,,Es wird keinen Streit geben", meinte ich.
,,Sogar ein Blinder sieht, dass du in Tyler verknallt bist."
Plötzlich sah ich meinen Lieblingshoodie im Schrank liegen. Schnell zog ich ihn raus.
,,Glaubst du, der geht?"
Fragend schaute ich Liz an.
,,Auch mit Lumpen siehst du gut aus", meinte sie.

,,Das sagst du doch nur, weil du meine Freundin bist", sagte ich skeptisch.
,,Nein", meinte sie sofort, ,,ehrlich!"
,,Oder doch lieber eine Bluse?"
,,Nein, Charlie, dein Hoodie sieht gut aus."
Ich entschied mich also doch für den Hoodie und eine Jeans. Tyler sollte bloß nicht denken, dass ich mich für ihn in eine Bluse zwang. Oder noch schlimmer: in ein Kleid.
Auf einmal klopfte jemand an die Tür. Weil ich sowieso direkt vor der Tür stand, öffnete ich sie und sah Piet.
,,Hey", sagte ich überrascht und zog ihn in mein Zimmer. Anschließend schloss ich die Tür.
,,Hi", meinte er ruhig. Mir war sofort klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Anscheinend schien auch Liz das zu bemerken.
,,Was ist denn los?", fragte sie sofort, als er sich auf mein Bett fallen ließ.
,,Meine Alten wollen sich jetzt trennen."
,,Schon wieder?", fragte ich erstaunt. Seine Eltern wollten sich schonmal trennen, haben es aber doch nicht durchgezogen, weil sie sich doch zu sehr liebten.
,,Diesmal ziehen die das zu 100% durch!", seufzte er. Ich nahm neben ihm Platz und legte mein Arm um seine Schultern mit der Hoffnung, dass ich ihn ein wenig trösten konnte. ,,Ich glaube nicht, dass die sich trennen werden!"
,,Ich glaube schon. Mit Piets Vater hält man es doch nicht mal ein Tag aus", meinte Liz. Ich warf ihr einen Killerblick zu und sofort schwieg sie.
,,Sie hat doch recht", murmelte Piet. ,,Nie kann man dem etwas recht machen!"
,,Ich finde ihn eigentlich ganz nett", musste ich zugeben.
,,Ja, zu dir ist er nett. Du bist ja auch ein Mädchen."
,,Hat doch damit nichts zutun."
,,Doch", widersprach er.
,,Ich gehe dann mal", meldete Liz sich zu Wort und stand auf. Anschließend warf sie ein Blick zu Piet. ,,Du solltest jetzt auch besser gehen. Charlie hat nämlich gleich noch etwas vor."
Verwirrt schaute Piet zu mir. ,,Echt?"
Ich nickte. ,,Aber erst heute Abend."
Er seufzte.
,,Komm, wir gehen was trinken." Liz hielt ihm seine Hand hin und zog Piet hoch. Gleichzeitig stand ich ebenfalls auf und brachte sie nach unten zur Tür.
,,Können wir uns wann anders nochmal treffen?", fragte Piet, während er seine Jacke anzog. Ich nickte. Dann umarmte ich die beiden noch einmal und verabschiedete mich von ihnen. Anschließend lief ich wieder hoch, duschte und zog mich um.

,,Hast du heute Abend noch was vor?", fragte mich mein Vater.

,,Ich gehe zu Tyler."
,,Ist er dein Freund?"
,,Nein, er ist nur ... ein Kumpel", meinte ich. Sofort hörte ich meine Mutter aus der Küche lachen. Ich verdrehte nur meine Augen und setzte mich dann neben meinem Vater aufs Sofa. Diesmal verging die Zeit überhaupt nicht schnell. Aber Tyler hatte mir keine direkte Uhrzeit gesagt. Also ging ich einfach um 18:30 Uhr los. Schließlich wollte ich nicht beim Abendessen stören.
Heute war das Wetter super. Kein Regen, kein Wind. Sogar die Sonne war noch am Himmel.
Ich betätigte die Klingel und Tyler öffnete mir lässig die Tür.

,,Hallo", sagte er und trat einen Schritt zur Seite.
,,Hey", sagte ich und betrat den Flur. Meine Stimme klang total nervös. Hoffentlich merkt er das nicht, dachte ich und musterte ihn.
Plötzlich kam Cassie angelaufen. ,,Charlie!", rief sie.

,,Cassie", ertönte plötzlich die Stimme von der Mutter. Als sie vor uns stand, begrüßte ich sie und anschließend nahm sie Cassie auf ihren Arm. ,,Wir hatten doch eine Abmachung! Wir lassen Tyler und Charlotte in Ruhe."
,,Na gut", seufzte sie jetzt. Zusammen mit ihrer Mutter ging Cassie zurück in die Küche.

,,Die kann nerven!", meinte Tyler und verdrehte genervt die Augen. ,,Komm, wir gehen raus."
Auf einmal nahm er meine Hand und führte mich durch das Haus. Anschließend durch die Terassentür und erst auf dem Rasen blieb er stehen. Schnell drückte er auf ein Knopf vom CD-Player, der auf einer Bank stand, und dann ertönte eine ruhige Musik. Er zögerte kurz, nahm dann aber erneut meine Hand und schon standen wir dort in einer perfekten Tanzhaltung.

ChylerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt