,,Was machst du hier, Cassie?", fragte Tyler und setzte sich überrascht neben mich.
,,Kiki kann nicht kommen und jetzt habe ich Langeweile."
Langeweile? Sollte sie doch ihre Hausaufgaben machen gehen! Tyler wäre sicher gestorben, wenn ich auf ihm liegen geblieben wäre. Ich wollte gar nicht wissen, wie das eben aussah.
,,Dann geh nach Hause und spiel mit dem Ball."
,,Oh man, Tyler!", jammerte sie. ,,Du darfst bei deiner Freundin schielen und ich - "
,,Schielen?", unterbrach ich sie verwirrt.
,,Sie meint chillen", sagte Tyler und warf einen grinsenden Blick zu mir.
,,Und ich muss Zuhause rumsitzen!", fuhr sie fort.
,,Cassie", sagte Tyler jetzt und stand auf. ,,Wir gehen zusammen Ball spielen, okay?"
,,Ja!", rief sie und rannte in ihren Garten.
,,17 Uhr", sagte Tyler zu mir.
,,Äh", murmelte ich. Er blieb stehen und schaute mich fragend an.
,,Kann Lena mitkommen?"
,,Lena?"
Ich nickte.
Er verdrehte seine Augen. ,,Wenn das unbedingt sein muss."
Ich nickte wieder.
,,Von mir aus."
,,Cool", murmelte ich. Aber wahrscheinlich hatte er das nicht mehr gehört, denn jetzt ging er schon weg.
Ich ließ die letzten paar Minuten sicher noch zehnmal durch meinen Kopf gehen und ging dann ins Haus. Mit unproduktiven Sachen verschwendete ich dann meine Zeit und gegen 16:30 Uhr kam Lena zu mir. Zusammen gingen wir zu Tyler. Sie war unglaublich aufgeregt und trug ein kurzes Kleid. Ich dagegen hatte noch meinen Pullover und meine Jeans von heute Mittag an. ,,Hi", sagte Tyler an der Tür und kam raus. Er hatte nicht mal eine Jacke an, abgesehen von seiner dunklen Strickjacke, obwohl es gar nicht so warm war. Lena war auch schon am frieren.
,,Hey", sagte Lena ein wenig laut und hakte sich sofort bei ihm ein. Ich ging neben den beiden her.
Genau zur richtigen Zeit betraten wir das Kino. Wir schauten einen Horrorfilm. Tyler hatte sich den ausgesucht. Begeistert war ich davon nicht. Lena aber schon. Sie meinte, dass sie sich dann super an ihn ranmachen könnte. Tyler saß in der Mitte. Er teilte sich mit mir das Popcorn. Lena wollte lieber Nachos essen. Irgendwann schaute ich gar nicht mehr zum Film. Er war einfach zu eklig. Die Menschen sahen aus wie Monster. Das war nichts für mich. Ich nahm eine Handvoll Popcorn, lehnte mich zurück und betrachtete Tyler, der gespannt zum Film schaute. Als ich plötzlich ein Schrei aus den Boxen wahrnahm, zuckte er kurz zusammen. Lachend schaute ich weg. ,,Was ist?", fragte er und warf ein Blick zu mir.
,,Nichts", sagte ich, als ich mich wieder beruhigt hatte.
Tyler zog nur seine Augenbrauen hoch und grinste leicht.
Dann beschloss ich, auf Toilette zu gehen. Es war wirklich dringend. Schnell quetschte ich mich durch die Menge und lief zum Klo. Ich musste meine Augen zu kneifen, weil es auf einmal total hell war.
Als ich wieder kam, glaubte ich, dass Lena Tränen in den Augen hatte. Doch wegen der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen.
Ich setzte mich wieder neben Tyler. Sofort hielt er mir die Tüte Popcorn hin. Dankend nahm ich ein paar.
,,Sorry", murmelte er jetzt. Fragend zog ich meine Augenbrauen hoch.
,,Ich hab es ihr gesagt."
,,Was?", hakte ich ahnungslos nach.
,,Dass ich nicht auf sie stehe."
,,Ouh."
,,Tja", seufzte er, ,,jetzt heult sie."
,,Platz tauschen?", fragte ich ihn jetzt. Schlagartig nickte er. Wir beide standen auf und tauschten unsere Plätze.
Ich warf ein Blick zu Lena. Ihre Tränen liefen schon an ihren Wangen herunter. Als sie mich bemerkte, legte sie ihren Kopf an meinen Arm und weinte. Sie weinte ziemlich laut.
Während Tyler ziemlich genervt war, zischten die Leute vor und hinter uns andauernd ,,Psscht". Der Kinobesuch war ein Reinfall. Aber trotzdem dachte ich daran, wie es wohl gewesen wäre, wenn Lena nicht mitgekommen wär. Ich grinste.
Der Film dauerte zum Glück nicht mehr lange. Während der Abspann anfing, standen wir drei auf und verließen schweigend das Kino. Lena weinte immer noch leise. Auf dem Weg nach Hause versuchte Tyler sie irgendwie zu trösten.
,,Nur weil ich nicht auf dich stehe, können wir doch trotzdem Freunde sein", sagte er in einer total liebevollen Stimme und legte seinen Arm um ihre Schultern.
,,Lass mich", murmelte sie und ging ein Schritt zur Seite.
Ich war ja sonst nicht wirklich froh darüber, wenn Freunde von mir weggingen. Aber als sich Lena bei der Kreuzung von mir verabschiedete, war ich glücklich darüber, dass sie jetzt links abbiegen musste.
,,Mann, die kann einem echt auf den Sack gehen", sagte Tyler, als sie hinter den Büschen verschwunden war.