Kapitel ~ 1 (Justin)

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Seit fünf Jahren schon hatte ich die gleiche Aussicht, wenn ich aus meinem Fenster schaute. Seit fünf verdammten Jahren war ich hier. Ich konnte jederzeit gehen, doch warum raus in die freie Welt gehen, wenn es hier drinnen doch viel interessanter war? Die psychiatrische Klinik Saint Mary in Los Angeles, Kalifornien.  Netter Ort, für Verrückte.. Oder für Typen wie mich. Warum ich hier war? Sie sagten, ich wäre schwer traumatisiert. Das einzige, was einen traumatisieren konnte in dieser Umgebung, war der eklige Fraß, den sie einem hier hin und wieder mal vorsetzten. Oder dieses Psycho Gerede. Die Art wie sie mit manchen Patienten hier redeten, war ebenso verstörend, wie das, was ich vor fünf Jahren erlebt hatte. Um einen still zu halten, schmissen sie jeden Tag mit bunten Pillen um sich, dass man sich fühlte, wie auf einem bunten Kindergeburtstag.
Glaubten die wirklich, ich würde diese Scheiße schlucken? Als Meister auf ihrem Gebiet, sollten sie Menschen wie mich kennen... Eigentlich... Aber viele der Psychologen sagten, sie hätten niemals jemanden getroffen, der so war wie ich. Posttraumatische Belastungsstörung, sagten die einen. Schwere Persönlichkeitsstörung, sagten die anderen. Es gab Leute, die mich für sonderbar hielten. Anders, als all die anderen hier. Sie sollten sich freuen, wenn sie einen Patienten weniger hatten, der wie ein Irrer durch die Gegend schrie und hysterisch vom Ende der Welt erzählte. Für manche schien sich das alles hier anzufühlen, wie das Ende. Vielleicht war es das auch. Für einige war es das mit Sicherheit. Zimmer 33. Steve Watson. Suizid durch Erhängen. Der hatte scheinbar die Schnauze voll von der Scheiße hier. Dieser Terror jeden Tag. Naja, es gab eben Menschen, die mir wirklich unsympathisch waren und wieso sollte ich sie das nicht spüren lassen? Dass er wegen schweren Depressionen hier war und schon zuvor diverse Selbstmordversuche unternommen hat, war nicht meine Schuld und es war auch nicht meine Aufgabe, die Patienten hier am Leben zu halten. Entweder sie blieben oder nahmen sich eben einen Strick. Neue Patienten kamen und gingen. Jeden Tag. So wie vor einer halben Stunde. Wie lange musste ich noch in meinem Zimmer hocken, bis der Sicherheitseinschluss endlich vorbei war? Wieso konnte er sich nicht nachts aufhängen? Wieso gerade kurz vorm Abendessen? Scheiß Freak. So lange konnte es doch nicht dauern, ihn weg zu schaffen.
Jetzt stand ich hier seit einer gefühlten Ewigkeit und guckte einfach in den Garten der Klinik. Sah aus wie immer. Rasen, Bäume, ein kleiner See und dieses ätzende Gejaule der Klinik Katze. Dieses Scheißvieh gehörte niemandem und trotzdem war sie immer hier. Jeden Tag und jede Nacht. Keiner der Ärzte hier unternahm etwas dagegen, denn sie glaubten, dass Tiere einen positiven Einfluss auf die Psyche hatten. Lächerlich.
Es klopfte an der Tür. Endlich schien ich raus zu kommen.

"Justin, bitte verzeihen Sie, dass es so lange gedauert hat aber jetzt können Sie endlich zum Abendessen gehen"

"Danke"

Jeden Tag grinste mir diese Frau Dr. Foster in die Fresse und tat so, als wäre dieses hier der tollste Ort auf der Welt. Amüsant konnte er sein. Zumindest wurde mir hier nie langweilig. Die Menschen hier waren einfach zu blind, um zu merken, dass nicht sie die Kontrolle hatten. Die Sicherheit, die sie spürten, war nur eine Illusion

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt