Kapitel ~ 23

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Selena versuchte ruhig zu bleiben. Während sie in ihrem Büro stand und versuchte, sich zu sammeln, schaute sie aus dem Fenster. Hinaus in den Park, in der Hoffnung, dass die wunderschöne Umgebung, die etwas beruhigen würde. Sie gab es ungerne zu, doch die Konfrontation mit dem jungen Patienten, holte ihre dunkelsten Gedanken wieder hervor und ließ sie daran zweifeln, ob es die richtige Entscheidung war, eine Karriere als Psychologin zu beginnen. Sie hatte sich das alles anders vorgestellt. Sie wollte nicht mit so einem Psychopathen konfrontiert werden. Nicht schon wieder. Wieder konnte sie das Blut von damals, förmlich riechen und die Angst, die sie in dieser Nacht spürte, fühlte sich an, als hätte die junge Frau sie die ganzen Jahre in ihrem Herzen mit herum getragen. Sie hatte die Angst immer gut verbergen können und sie begraben. mit schönen Erinnerungen und der Liebe ihrer Freunde, doch seit sie in dieser Einrichtung war, kam es ihr vor, als würde sich die Angst langsam einen Weg an die Oberfläche bahnen. Sie grub sich selbst immer weiter aus und scheinbar gab es nichts, was sie dagegen tun konnte. Ein greller Schrei riss sie aus ihren Gedanken und als sie in den Park blickte, sah sie, wie Ariana auf der Wiese lag und sich nicht bewegte. Schnell verließ sie ihr Büro und eilte heraus. Was war passiert? Immer schneller rannte sie durch den Park, bis sie schließlich bei der jungen Frau angekommen war. "Ariana!", rief sie ihren Namen, während sie an ihr rüttelte. "Hören Sie mich? Ariana, bitte wachen Sie auf!"

Auf einmal blickte die junge Frau sie mit ihren großen, braunen Augen an und lachte wie ein kleines Kind. "Habe ich Ihnen Angst gemacht, Frau Doktor?"

"Ja, das haben Sie. Was machen Sie hier?", wollte die Latina besorgt wissen.

"Ich habe mich doch nur vor dem Geist versteckt. Er ist wütend, wissen Sie... und dann ist es besser, wenn ich mich verstecke. Vielleicht sollten Sie sich auch mal verstecken, dann geht es Ihnen sicher auch bald besser. Sie haben auch Angst vor dem Geist, nicht wahr?". Mit kindlichem Blick sah sie die aufgewühlte Ärztin an.

"Nein, ich habe keine Angst vor dem Geist aber ich hatte wirklich Angst um Sie, Ariana. Ich dachte, Ihnen wäre etwas passiert", erklärte sie sich, während die Brünette umher schaute und kicherte.

"Sie sind lustig, Frau Doktor. Ihre Angst macht sie ja ganz durcheinander", sie kicherte und sah die Latina an. "Wenn Sie lieb zu dem Geist sind, dann wird er Ihnen auch nichts tun. Mir tut er auch nichts, weil ich ihm nichts tue, wissen Sie?". Selena nickte und stand auf. Als sie sich gerade aus dem Gras erhob, sah sie, dass die Leiterin der Einrichtung vor ihr stand.

"Frau Dr. Gomez, ich denke, dass Sie vielleicht nach Hause gehen und sich einen freien Tag machen sollten. Irgendwas scheint Sie im Moment wirklich äußerst nervös zu machen", bemerkte sie, doch Selena winkte ab.

"Nein, schon gut. Ich muss mich einfach nur an die Persönlichkeiten der Patienten gewöhnen und lernen sie einzuschätzen. Das ist alles. Ich dachte wirklich, ihr wäre etwas passiert", erklärte sie sich, während die blonde Frau lächelte.

"Machen Sie sich keinen Druck. Sie werden mit der Zeit schon lernen, wie die Patienten einzuschätzen sind. Ariana macht öfter mal Unsinn, den keiner von uns wirklich versteht aber das sollte Sie wirklich nicht beunruhigen. Das Gerede über den Geist und ihr seltsames Verhalten, kann einen schon einmal dazu bringen, dass man den Kopf verliert aber das ging uns hier am Anfang allen so. Ignorieren Sie ihre Macken einfach"

Die Latina nickte und bemerkte, dass Ariana bereits wieder verschwunden war.

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