Kapitel ~ 12

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Aufgewühlt lief die junge Ärztin den Flur entlang. Sie dachte über alles nach, was die letzten Stunden in der Einrichtung passiert war. Sie wusste, dass sie handeln musste. Irgendwie musste sie herausbekommen, was mit dem tätowierten Patienten los war. Irgendwas stimmte mit ihm nicht. Gerade, als sie sich in das Pflegerbüro setzen wollte, wurde sie von einem aufgebrachten Patienten angesprochen.

"Ma'am, bitte kommen Sie schnell!", rief er panisch. "Da ist überall Blut und er bewegt sich nicht mehr!"

Sofort folgte sie dem Mann durch alle Flure, in die Lobby, wo ein stark blutender Mann auf dem Boden lag. "Oh mein Gott", sagte sie zu sich selbst, als sie merkte, dass im Auge des Mannes eines Gabel steckte. Selena nahm ihr Diensttelefon aus der Tasche und rief Verstärkung und medizinische Hilfe. Sofort eilte ihr, der Kollege Daniel Stirling zu Hilfe und sorgte dafür, dass sich alle Patienten sofort auf ihre Zimmer begaben. Dann hockte er sich zu der Dunkelhaarigen, die verzweifelt neben dem Mann hockte, während die Ärzte ihre Arbeit machten.

"Hey Selena, sind Sie okay?", fragte er besorgt, denn er sah ihr an, dass sie das ganze sehr mitnahm.

"Wie konnte das passieren?", fragte sie leise. "Wieso passiert hier so viel? Ist das normal?", wollte sie wissen.

"Nein. Eigentlich passiert hier nicht so viel auf einmal aber irgendwas scheint hier nicht zu stimmen"

"Es ist Bieber", sagte sie kurz und erntete daraufhin einen skeptischen Blick.

"Was? Nein. Justin ist harmlos..", begann er den Blonden zu verteidigen. "Er mag vielleicht seltsam sein aber er ist nicht gewalttätig"

"Irgendwas stimmt mit ihm nicht", beteuerte sie weiter, doch sie stieß damit auf taube Ohren. Während die Ärzte den Patienten weg brachten, um ihn im Krankenhaus medizinisch zu versorgen, begab sie sich im das Pflegerbüro und dachte nach. Wieso passierte das alles? Man hatte ihr gesagt, dass diese Station für Leute wäre, die weder gewalttätig noch schwer gestört waren. Wieso also passierten die ganze Zeit so grausame Dinge?
Dann fiel ihr ein, dass sämtliche Bereiche durch Kameras überwacht wurden. Schnell ging sie zu dem Tisch, auf dem die Bildschirme standen. Dort konnte sie alle Bereiche der Station sehen. Schnell suchte sie den Bildschirm, der für die Überwachung der Lobby zuständig war. Sie spulte die Aufnahmen zurück und hoffte, so irgendwas finden zu können. Irgendwas musste vorgefallen sein. Niemand würde sich aus dem Nichts heraus auf einmal ein Auge ausstechen wollen.  Sie spulte und spulte, bis sie endlich an der richtigen Stelle angekommen war. Nun musste sie auf jede Person achten, sie sich in der Lobby befand. Sie staunte, denn einzig und allein der verletzte Patient war zu sehen. Allein stand er da, hob plötzlich seinen Arm, in der er eine Gabel hielt. Er schien einen Moment zu zögern, doch dann stach er mit ganzer Kraft, das kalte Metall in seinen Augapfel, bevor er dann, schreiend zusammen brach. "Das kann doch nicht sein", flüsterte sie. Wieso war das passiert? Noch einmal spulte sie zurück und schaute sich dabei Bereiche auf dem Bild an, auf die sie davor nicht geachtet hatte. Nichts. Niemand war zu sehen. Er schien ganz alleine gewesen zu sein. Gerade wollte sie aufgeben, als sie plötzlich etwas auf dem Bildschirm sah. Sie schaltete auf eine andere Kamera, die aus einen anderen Winkel der Lobby aufgenommen hatte. Ein Mann saß auf einem Stuhl und hielt Blickkontakt mit dem Verletzten, bis zu dem Moment, in dem er zu stach. Es war Justin. Nachdem sein Gegenüber blutend und vor Schmerzen schreiend zu Boden gegangen war, stand er langsam auf und verließ die Lobby. Es sah aus, als wäre er die Ruhe selbst. Der brutale Vorfall und das Blut, schienen ihn nicht in Panik versetzt zu haben. Eiskalt verließ er das Bild, ohne Hilfe zu holen und ohne sich noch einmal umzudrehen.

Justin. Nun war sie sicher, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Sie musste einfach mit ihm darüber sprechen, was in der Lobby passiert war.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt