Kapitel ~ 26

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Mit rasendem Herzen machte sich die Ärztin auf den Weg zum Fahrstuhl. Sie musste eine Etage tiefer, in den Bereich ganz unten. Dorthin hatte man den Tätowierten auf ihren Befehl hingebracht. Sie wollte ihn nicht raus lassen, denn sie wusste, dass er dort, wo er jetzt war, genau richtig war. Dort gehörte er hin. Er sollte nicht bei den anderen Patienten sein. Viel zu gefährlich schien ihr die Art des Mannes zu sein. Sie wollte sich nicht ausmalen, was mit Nick Jonas passiert wäre, wenn nicht sie sondern er in das Zimmer gekommen wäre. Hätte Justin ihn verletzt, so wie er es mit den anderen Patienten getan hatte? Wieso wollte ihr einfach keiner zuhören? Wurde sie wirklich schon paranoid? War nicht Justin das Problem sondern sie und ihre Vergangenheit? Ließ ihre Erfahrung sie Dinge sehen, die eigentlich nicht existierten? Sie war sich sicher, dass nicht sie das Problem war, sondern er, doch hin und wieder zweifelte sie an ihrer Wahrnehmung, denn sie fand es äußerst seltsam, dass niemand außer sie, die Gefahr spürte. Niemand außer Nick Jonas, dem man scheinbar auch keinen Glauben schenkte. Als sie unten angekommen war, lief sie mit langsamen Schritten den langen, weißen Gang entlang. Er wirkte leer und steril. Genau hier sollte er bleiben, doch sie hatte keine andere Wahl, als ihn wieder heraus zu lassen. Als sie an seiner Tür angekommen war, blickte sie durch das kleine Fenster, dass an der großen, weißen Eisentür war. Er stand mitten im Zimmer und starrte sie an. Direkt durch das Fenster. Langsam lief er auf sie zu. Als er direkt vor der Scheibe stand, blieb er stehen und grinste sie an.

"Na, müssen Sie mich wieder raus lassen?". Hämisch grinsend, blickte er in ihre Augen. "Ich sehe, wie Sie das innerlich zerreißt, Gomez. Sie haben Angst vor mir und genau das sollten Sie auch haben"

"Halten Sie den Mund", platzte es aus ihr heraus. Sie wusste, dass das ein sehr unprofessionelles Verhalten war, doch sie konnte sich in seiner Gegenwart einfach nicht mehr beherrschen. Sein Grinsen und seine selbstherrliche Art, machten sie wahnsinnig. Er wollte ihr das Gefühl geben, als ob er die Kontrolle über sie hatte. Sie hätte es niemals zugegeben, doch sie wusste, dass er sie wirklich vollkommen im Griff hatte. Ihre Angst, machte sie zu seiner Gefangenen.

"Na los", sagte er. "Schließen Sie die Tür auf"

Nervös suchte sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel, doch schnell merkte sie, dass sie nur die Schlüssel für ihre Station dabei hatte. Niemand hatte ihr gesagt, dass sie für den unteren Bereich noch einen Extra Schlüssel brauchte. Genervt rollte sie mit den Augen. "Ich lass Sie hier gleich raus. Mir fehlt noch ein Schlüssel". Gerade wollte sie gehen, da drehte sie sich noch einmal zu ihm um und sah ihn an. "Glauben Sie ja nicht, dass ich das gerne mache. Wenn es nach mir ging, würden Sie da drinnen verrecken". Mit diesen Worten verließ sie den unteren Bereich und stieg in den Fahrstuhl, um oben die Schlüssel zu holen. Oben angekommen, lief sie sofort in das Pflegerbüro, um die Schlüssel zu holen. Stirling hielt sie bereits in der Hand, um sie ihr nachzubringen, denn er hatte bereits gemerkt, dass die neue Kollegin scheinbar ohne Schlüssel in den unteren Bereich gegangen war. Hastig nahm sie die Schlüssen entgegen und machte sich wieder auf den Weg nach unten. Wieso konnte Justin nicht einfach dort bleiben? Alleine, wo er niemandem etwas anhaben könnte? Dieser Mann war ein Tyrann und ein Psychopath. Als endlich mit den Schlüsseln unten angekommen war, hoffte sie, dass sie den Patienten ohne Vorfälle mit nach oben in den Wohnbereich nehmen konnte, doch  als sie in Richtung Tür schaute, traute sie ihren Augen nicht. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz stehen bleiben. Entspannt saß Justin vor der Tür des Zimmers auf dem Boden und schaute sie an.

"Da sind Sie ja endlich. Ich habe mich schon einmal selbst heraus geholt. Sie hätten sich wegen mir keine Umstände machen und nochmal hoch fahren müssen, nur um den Schlüssel zu holen", sagte er und ahnte nicht, was er damit in der jungen Ärztin auslöste.

"Wie sind Sie da raus gekommen?", fragte sie ihn und gab sich alle Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös er sie machte. Langsam stand er vom Boden auf und ging auf sie zu, während Selena immer weiter zurück wich.

"Sie hätten auf Nick hören sollen. Mich hält keine Tür auf, Frau Dr. Gomez. Nichts hält mich auf. Keine Tür und auch sonst nichts und niemand. Wenn ich irgendwo rein will, dann komme ich rein und wenn ich irgendwo raus will, dann komme ich auch raus und es gibt nicht das Geringste, was Sie dagegen tun können", eindringlich schaute er ihr in die Augen. "Fühlen Sie sich besser nicht zu sicher. Wenn ich will, krieg ich Sie. Überall". Langsam lief er an ihr vorbei und stieg in den Fahrstuhl, um in den Wohnbereich zu fahren. Die verstörte Ärztin blieb alleine zurück.

Vielen Dank an die Leute, die immer noch Wertungen und Kommentare da lassen :) ihr seid toll. <3

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt