Kapitel ~ 47

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Sie rannte so schnell sie konnte die Gänge entlang, in Richtung der Fahrstühle. Sie musste ihn sehen und wie musste erfahren, warum er die Menschen getötet hatte. Selena war unsicher, ob er sie belogen hatte oder ob die Leiterin des Wohnheims ein bizarres Spiel spielte. Schnell drückte sie die Knöpfe des Fahrstuhls, um in den unteren bereich des Wohnheims zu kommen. Sie fand es ohnehin seltsam, dass so so etwas in einem Wohnheim gab, wo doch alle freiwillig hier war, niemand eingesperrt leben sollte und jeder das Recht darauf hatte, selbstständig zu leben. Irgendwas stimmte mit der Einrichtung einfach nicht. Endlich war sie unten angekommen. Schnell schaute sie in jedes kleines Fenster, an jeder der schweren Eisentüren. Nichts.... Zur nächsten Tür... hier war er auch nicht. Endlich fand sie ihn am Ende des langen Flures. Isoliert und weggesperrt, wie ein wildes Tier, dass keinerlei Recht auf Freiheit hatte. "Justin!", rief sie erleichtert und der Schmerz, den sie spürte, als sie ihn eingesperrt sah, war in ihrer Stimme zu hören. Fest drückte sie ihre Hand gegen die Scheibe. Der junge Mann stellte sich genau vor die Tür und schaute sie an.

"Ist das Verzweiflung in Ihrem Gesicht, Ma'am?"

Sie nickte. "Ja, und Erleichterung darüber, dass es Ihnen gut geht"

"Diesen Ausdruck kenne ich nicht. Den hatte nie jemand mir gegenüber", erklärte er. "Sind Sie okay?"

"Ja, ich bin okay. Justin, bitte..... ich muss wissen, wieso Sie getan haben, was Sie getan haben...."

"Ich erkläre Ihnen das alles gerne, Ma'am aber nicht hier.... Gehen Sie nach Hause und ich verspreche Ihnen, dass ich Ihnen alles sagen werde, was Sie wissen wollen"

"Sie sitzen hier fest", traurig schaute sie Justin an. "Die werden Sie wegsperren... dahin wo sie wahrscheinlich nie wieder raus kommen", erklärte sie und dabei stiegen ihr Tränen in die Augen. Ihr gegenüber bemerkte dies.

"Ma'am, bitte nicht weinen.. ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll wenn Menschen weinen...", beschämt schaute er auf den Boden und sie wischte sich ihre Tränen weg.

"Entschuldigung", sagte sie und schaute ihn dann wieder an. "Ich kann Sie nicht einfach hier zurück lassen. Irgendwas stimmt mit dieser Frau nicht und ich kann nicht einfach zulassen, dass Sie dafür bezahlen müssen"

"Ich komme hier schon raus.Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Dr.Gomez. Gehen Sie nach Hause"

Die Latina beschloss sich einfach auf den jungen Mann zu verlassen. Irgendwie schien er zu wissen, was zu tun war, auch wenn ihr selbst die Situation ausweglos erschien, schien der Blonde einen Plan zu haben, so als ob er keinesfalls die Kontrolle verloren hätte. Das gab ihr irgendwie ein Gefühl von Sicherheit. Schnell verließ sie den unteren Bereich, um nach Hause zu fahren. Sie wollte keinen Moment länger in der Nähe ihrer Chefin sein.Gerade als sie das Wohnheim verlassen wollte, tauchte die Blonde hinter ihr auf.

"Sie sollten wirklich vorsichtig mit dem sein, was Sie ihm glauben, Selena. Das kann unter Umständen sehr gefährlich für Sie werden...", sagte sie und die Dunkelhaarige drehte sich zu ihr um.

"Was meinen Sie damit? Was sollte gefährlich werden?"

"Wenn er das Gefühl hat die Kontrolle zu verlieren, dann ist er in der Lage die schrecklichsten Dinge mit Ihnen anzustellen. Sollten Sie sich irgendwie bedroht fühlen, dann melden Sie mir das sofort und auch, wenn er versucht seine Schuld auf andere abzuschieben... egal auf wen... dann müssen Sie mir das sagen, Selena...."

Sie nickte. "In Ordnung. Ich werde Ihnen sofort Bescheid geben, wenn er versuchen sollte, mich zu verunsichern", erklärte sie.

"Sehr schön... dann genießen Sie Ihren freien Tag und kommen Sie morgen erholt zu uns zurück". Sofort als sie diesen Satz ausgesprochen hatte, ging die Latina weiter. Sie spürte förmlich, dass sie beinahe schon rannte. Sie wollte einfach nur noch, weg, denn auf einmal fühlte sie sich bedroht. Nicht von dem Psychopathen, sondern von ihrer eigenen Chefin. Als sie im Auto saß, fühlte sie sich um einiges sicher. Nun musste sie erst einmal zur Ruhe kommen und tief durchatmen. Sie schloss die Augen und atmete einmal tief ein und aus, bis plötzlich etwas an ihre Autoscheibe sprang und sie beinahe zu Tode erschreckte.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt