46. Kapitel: „So, wie mich euer Scheiß nichts angeht, so geht dich unserer nichts an…“
Am nächsten Morgen, wachte Kyle auf und spürte die Last die auf ihm lag. Wie sollte er seiner Mutter nur erklären, dass es für sie das Beste sei, sich in eine therapeutische Einrichtung zu begeben?
Er legte sich den Arm über die Augen und vermisste die Wärme eines Körpers neben ihm. Das wäre es gewesen, was er in diesem Moment brauchte, doch Sam war zu weit weg um diesen Wunsch verwirklich zu können. Stöhnend richtete er sich auf und setzte die Füße neben dem Bett auf den weichen, mit Teppich überzogenen, Fußboden ab. Die Nacht in seinem Jugendbett war anstrengend gewesen. Das Bett in seiner Wohnung war locker um die Hälfte breiter. Dort konnte er sich aubreiten. Dieses Bett hingegen war alt, knarrte wenn man sich darin bewegte und der Platz reichte gerade noch dafür aus, sich einmal umzudrehen. Tat man dies, so gelangte man bereits am anderen Enden an.
Nach über zwei Monaten wieder in seinem alten Zimmer zu sein, fühlte sich äußerst befremdlich an. Er hatte das Gefühl, sich längst von seinem alten Ich verabschiedet zu haben. Nicht nur von seinem „Looser-Ich“, sondern auch von seinem Playerdasein. Er war nicht mehr der Selbe wie vor drei Monaten, das war ihm klar.
Er blickte sich im Raum um und entdeckte Poster von bekannten Fußballspielern und Weltstars. Auf einer Kommode standen unterschiedliche Dinge, die er, als er ausgezogen war, nicht hatte wegschmeißen wollen. Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit.
Als es an seiner Tür klopfte, rief er etwas irritiert „Ja?“, da er sich nicht erklären konnte, wer um sieben Uhr morgens bereits scharf darauf war, ihn zu sehen. Als die Tür jedoch nicht wie erwartet aufging, rief er, als es erneut klopfte, noch einmal „Ja bitte? Komm rein!“
Doch auch diesesmal tat sich nichts und langsam dämmerte es ihm, wer vor der Tür stand. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und er ging mit zwei großen und schnellen Schritten auf die Tür zu, um sie zu öffnen. Vor ihm stand ein knapp 90 cm großer Kerl, der gerade auf den Zehenspitzen versucht hatte, die Klinke zu erreichen. Als er jedoch merkte, dass sich die Tür auch ohne sein Zutun geöffnet hatte, schaute er überrascht nach oben und ein dickes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Onkel Kyle, Onkel Kyle. Komm mit, du musst mir was zeigen!“, erklärte der kleine Jamie und blickte mit großen silberblauen Augen zu ihm auf. Jamie hatte eindeutig die Augen seines Vaters geerbt. Das Gesicht, die Nase und den Mund, hatte er zwar von Carly doch bei den Augen hatten sich Alex’ Gene durchgeschlagen. Wie er diesen Typen hasste. Wie hatte er nur seine Schwester und seinen eigenen Sohn sitzen lassen können? Da war es ihm scheißegal, ob sich Alex mittlerweile bemühte Kontakt zu ihnen zu halten. Seiner Ansicht nach, hatte er jedes Recht darauf, sich Jamies Vater schimpfen zu dürfen, verwirkt.
„Ich muss dir was zeigen?“, fragte Kyle mit hochgezogenen Brauen als Antwort auf Jamies vorherige Aussage.
Eifrig nickte der kleine Junge und nahm mit seiner kleinen Hand Kyles Pranke in die seine und zog ihn mit sich. Da Kyle zu neugierig darauf war, was Jamie meinte, folgte er ihm kommentarlos und so kamen sie einige Sekunden später schon an ihrem Ziel an. Kyle betrat Jamies Zimmer, das sich in den letzten Jahren stark verändert hatte. Autos und Superhelden zierten jetzt die Wände des Jungenzimmers und auch stand ein Hochbett da jedoch befand sich keine Leiter daran, so dass Jamie nicht nach oben klettern konnte. Stattdessen vermutete Kyle, dass sich seine Matratze in dem unteren Bereich befand, der im Moment jedoch mit Decken zugehängt war und somit den Blick auf das Bett verdeckte.
„Schau mal! Meine Höhle!!“, sagte Jamie freudestrahlend. Jetzt verstand Kyle auch. Jamie hatte gemeint, er müsse Kyle etwas zeigen und nicht andersherum nur hatte der kleine Bursche die Wörter mal wieder durcheinandergebracht.
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Sag niemals nie, Schätzchen!
RomanceSam Raven war ein Mädchen, das niemals auffiel. Bereits auf der High School hatte sie zu jenen Mädchen gehört, die sich in der Bibliothek verschanzten, der Zeitungs AG angehörten und stets gute Noten schrieben. Auf der High School war es jedoch sehr...