8. Kapitel: „Bei mir kannst du dir diesen Mitleidscheiß sparen..."

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8. Kapitel: „Bei mir kannst du dir diesen Mitleidscheiß sparen…“

 

Sam hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die Jungs so um den Finger gewickelt hatte, doch hatte sie sich versprochen, dass es nur noch dieses eine Mal geschehen sollte und danach nie wieder. Als die Jungs ihr ihre Hilfe zugesagt hatten, hatte sie einen kurzen Augenblick gesehen, was für Menschen tatsächlich in ihnen steckten. Die Jungs hatten ihr diesen Gefallen nicht getan, weil einer von ihnen sie in Bett kriegen wollte, sondern sie hatten es getan weil sie Mitleid mit Sam gehabt hatten. In diesem Moment stand Sam an der Bar, sie hatte die Jungs sich selbst überlassen, und trank ihr Bier zu Ende welches sie sich bestellt hatte. Sie hatte nach diesem Gespräch dringend eines benötigt.

„Mädchen die Bier trinken, das ist was neues.“ Ertönte neben ihre eine Stimme durch die Musik und sie sah nach rechts, wo Kyle Thompson lässig mit beiden Armen auf der Bar, neben ihr stand und sie musterte.

„Was willst du?“ fragte sie ihn, genauso wie er sie vorhin noch gefragt hatte.

„Ich dachte wir plaudern mal ein wenig!“ sagte er und lächelte. Dieses Lächeln erreichte jedoch nicht seine Augen. Sie wandte sich wieder ab von ihm und widmete sich ihrem Bier. Da Kyle sich nicht vom Fleck rührte beschloss sie mit zwei kräftigen Schlücken das Bier auszutrinken und dann die Bar zu verlassen. Sie stand auf und freute sich gar nicht auf die Kälte, die draußen herrschte. Für einen Sommertag war es wirklich außergewöhnlich kalt und Sam fror obwohl sie sowieso schon herbstlich angezogen war. Als sie die Tür öffnete und in die kühle Abendluft trat, atmete sie einige Male tief ein und aus und genoss das anfänglich angenehme Gefühl, nach dieser stickigen Bar. Sie hörte wie hinter ihr die Tür erneut aufging und dann klappernd wieder zufiel und drehte sich um. Keinen Meter entfernt von ihr stand Kyle schon wieder. Offenbar würde er sie diesesmal nicht einfach so ziehen lassen.

„Ich frage noch mal, was willst du?“

Sam hatte beschlossen den Jungs gegenüber offener gegenüber zu treten, doch bei Kyle hatte sie so die Vermutung, dass man ihm nicht so ganz trauen konnte. Kein Wunder, denn einige ihrer Wohnheimnachbarinnen und andere Mädchen aus ihren Kursen waren ihm verfallen und jedes mal waren sie enttäuscht worden. Wegen Kyle Thompson waren schon einige Tränen vergossen worden und ihr wurde immer mehr klar, dass  Kyle unberechenbar und egoistisch war. Außerdem kümmerte ihn nur, was mit ihm selber war.

„Dann sage ich das selbe noch mal, ich dachte wir plaudern mal ein wenig!“ sagte Kyle und sah sie berechnend an.

Sam drehte sich vollends zu ihm um und steckte ihre Hände in die Hosentaschen, da sie langsam zu frieren begann.

„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du eben nicht einfach nur nett plaudern willst!“ sagte sie ein wenig giftig und wollte wissen, was dieser Typ vorhatte.

„Gut, dann also kein Smalltalk drum herum. Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich dir diesen Scheiß da drinnen abgenommen habe, oder?“ fragte er sehr direkt und wies mit dem Daumen in Richtung Bar. Sam war ein klein wenig überrascht und sah wahrscheinlich auch dementsprechend drein.  Bisher hatte sie damit noch jeden Mann um den Finger gewickelt. Klar, meist waren es ältere Männer gewesen, wie eben der Coach oder der Polizist der sie damals verhört hatte, doch hatte es bei den anderen Jungs doch wunderbar funktioniert. Warum also bei Kyle nicht?

„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“ Sagte Sam ruhig und ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken.

Kyle kam einen Schritt auf sie zu und versenkte seine Hände ebenfalls in den Hosentaschen. In diesen stillen Sekunden hatte Sam die Gelegenheit Kyle ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. Er hatte ein schwarzes Sweatshirt an und blaue Jeans an. Wie immer sah er hervorragend aus und Sam widerstand dem Drang an sich hinab zu sehen und den vernichtenden Vergleich anzustellen. Sie selber war aus dem Haus gestürmt bevor sie überhaupt darüber nachgedacht hatte, wie sie aussah und erst auf halbem Wege war ihr in den Sinn gekommen, dass sie sich ja zumindest ein klein wenig hätte stylen können für diesen Auftritt.

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