26. Kapitel: „Ich verschließe mich doch nicht..."

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26. Kapitel: „Ich verschließe mich doch nicht…“

 

Sam wachte am nächsten Morgen auf und wusste, dass nur noch zwei Tage zwischen jetzt und der nächsten Bustour nach Knoxville lagen. Die Fahrt würde glücklicherweise nicht lange dauern,  da Knoxville nur knapp 120 Meilen entfernt von Hiltons lag. Dennoch hatte der Coach sich entschieden am Abend nicht mehr zurück nach Hiltons zu kehren, sondern erst am nächsten Tag die Heimreise anzutreten.

Sam sah sich die neuste Ausgabe der College Zeitung an, in der die nächsten Portraits der Jungs abgebildet waren. In dieser Woche waren zwei Spieler dran gewesen, mit denen sie bisher eher wenig zu tun gehabt hatte. Erik und Mike waren zwei eher unauffällige, nicht immer im Vordergrund stehende Spieler. Erik studierte Literatur, während Mike sich mit Sportwissenschaften auseinander setzte. Die beiden setzten keine große Hoffnung nach ihrem letzten Studiensemester, welches sie jetzt antraten, einen Vertrag für eine der größeren Mannschaften zu ergattern und so konzentrierten sie sich neben dem Fußball stark auf ihr Studium. Viele der anderen Jungs, soviel wusste Sam mittlerweile, studierten nebenbei, während Fußball ihre Hauptleidenschaft war. Die meisten hofften einfach, früher oder später davon leben zu können. Sam hatte irgendwann einmal im Internet recherchiert und herausgefunden, dass nur ein Bruchteil der Spieler, die im Collegefußball erfolgreich gewesen waren, einen festen Vertrag bekamen und dann anschließend von dem Geld leben konnten.

Kyle war ebenfalls einer dieser Spieler der darauf hoffte, irgendwann in seinem Leben ein bekannter Fußballspieler zu werden, doch standen die Chancen eher schlecht als Recht. Gesprochen hatten Sam und Kyle jedoch noch niemals darüber, was ihre jeweiligen Zukunftspläne waren. Warum auch?

Während Kyle, wenn er überhaupt einen Vertrag bekommen würde, wahrscheinlich weit weggehen würde, würde Sam höchstwahrscheinlich erst einmal in der Nähe bleiben und sich mit der Anstellung bei einer kleinen Lokalzeitung zufrieden geben. Sie hatte nicht die illusionsreiche Vorstellung, gleich bei der Washington Post, oder der New York Times anzufangen.

Wenn sie so an Kyle dachte, seine Pläne für die Zukunft, dann drifteten Sams Gedanken automatisch zu dem Kuss ab, der am letzten Abend geschehen war. Sie konnte sich jedoch den Kopf so viel zermartern wie sie wollte, letztendlich würde sie niemals erfahren, weshalb Kyle sie überhaupt geküsst hatte. Die größere Frage, die sie im Moment beschäftigte war jedoch, wie sie ihm nur gegenüber treten konnte. Es war ihr peinlich was gestern geschehen war und noch peinlicher wäre es ihr, zuzugeben, dass es ihr peinlich war. Sie war eine erwachsene Frau, 23 Jahre alt, und würde irgendjemand erfahren, dass sie gestern ihren ersten richtigen Kuss erlebt hatte, einen den sie genossen hatte, dann würde sie wahrscheinlich nur belächelt werden. Doch es war nun einmal so und Sam wusste nicht, wie man sich in solch einer Situation verhielt.

Henry und Janine hatten beide gestern Abend noch versucht, Sam zu beruhigen und ihr zu erklären, dass solch ein Kuss tatsächlich im Eifer des Gefechts geschehen konnte, doch Sam hatte das nicht nachvollziehen können. Wie denn auch?

Außerdem hatte Henry ihr erklärt, sie solle einfach ganz lässig mit Kyle umgehen, so tun als wäre nichts geschehen wenn sie sich sicher war, dass sie nichts für Kyle empfand. Sam war sich in dieser Hinsicht sehr sicher und so hatte sie genickt und dann das Thema gewechselt, da es ihr unangenehm gewesen war, mit Henry und Janine darüber zu sprechen. Die beiden wussten, dass sie sich liebten und würden in ein paar Monaten heiraten! Was wussten die schon von bedeutungslosen Küssen?

Klar wusste Sam genau, wie die Sache mit Janine und Henry angefangen hatte. Die beiden hatten sich gehasst, waren niemals miteinander zu Recht gekommen, bis sie festgestellt hatten, dass sie sich im Bett hingegen sehr gut verstanden. Daraus war dann Liebe geworden. Doch so was geschah sonst nur in Filmen, Büchern oder eben bei Janine und Henry. Selbst ein Blinder hätte damals bereits gesehen, dass die beiden zusammen gehörten.

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