12. Kapitel: „Weil ich dich vermisst habe…“
Sam stand angespannt in der Redaktion und wartete darauf, was Anthony zu ihrem bereits gedruckten Artikel sagen würde. Er hatte die Redaktion am gestrigen Tag seinem Stellvertreter überlassen und so nicht mehr die Möglichkeit gehabt vorher über den Artikel zu schauen. Sam stand nervös da, schließlich war das ihr erster Sportartikel und sah sich in der Gegend um, wo alle geschäftig ihrer Arbeit nachgingen. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Kyle ihr gestern bei diesem Artikel geholfen hatte. Er war äußerst gut darin gewesen Formulierungen zu finden und eigentlich so banale Dinge wie einen Freistoß, als halben Thriller darzustellen. Gestern Abend hatte Sam eine neue Seite von Kyle kennengelernt und sie war sich noch nicht so ganz sicher, ob sie das gut oder schlecht finden sollte. Kyle sollte keinesfalls denken, dass sie ihm ab sofort aus der Hand fraß, doch wollte sie eigentlich auch nicht, dass er dachte sie sei eine unausstehliche Zicke. Sie ging ans Fenster und hatte den Artikel vollkommen vergessen. Stattdessen blickte sie auf den Campus hinunter wo nur vereinzelt Studenten umherwanderten. Wahrscheinlich nur diejenigen die was essen wollten, oder diejenigen die noch in die Bücherei mussten. Die meisten von den Studenten waren nach Hause gefahren und Sam beneidete sie auf eine bestimmte Art und Weise. Denn sie hatte kein Zuhause mehr. Sie hatte keinen Ort mehr, an den sie zurück kehren konnte um sich dort geborgen zu fühlen. Klar sie hatte endlich ihre eigene Wohnung, für die sie auch noch keine Miete zahlen musste, doch fehlten darin die ihr wichtigen Menschen um das Glück perfekt zu machen. Sie liebte ihre Wohnung, doch noch mehr würde sie sie lieben, wenn sie jemanden hätte mit dem sie sie teilen könnte. Noch vor ein paar Jahren hätte sie sich selbst für diesen Gedanken in den Hintern getreten, doch es hatte sich einiges verändert. Seitdem ihre Eltern gestorben waren, fühlte sie sich alleine und der großen weiten Welt auf eine Art und Weise ausgeliefert, wie sie es nicht beschreiben konnte.
„SAM!“ In dem Moment in dem ihr Name ertönte, hatte sie gerade den Vorhang in der Hand gehabt, weil sie diesen zur Seite hatte schieben wollen um ihr Blickfeld zu erweitern. Sie erschrak jedoch so sehr, dass sie den Vorhang beim umdrehen direkt mitnahm und so die gesamte Konstruktion zum zusammenbrechen brachte. Den Vorhang, den hatte sie immer noch in ihrer Hand.
„Jesus Maria…was ist denn mit dir los?“ fragte Anthony vollkommen verständnislos und blickte sie einige Momente fragend an. Sam sah auf ihre Hand in welcher immer noch der Zipfel des Vorhangs lag und ließ ihn schnell los. Sie würde einfach so tun, als wäre rein gar nichts geschehen.
„Und?“ fragte sie Anthony, der mit der Zeitung in der Hand dastand und die herunterhängende Vorhangstange anstarrte. Die Blicke der anderen wollte sie gar nicht sehen und so starrte Sam stur nach vorne. Wie peinlich war das denn? Immer musste so ein Müll genau ihr passieren.
Anthony schüttelte den Kopf und sagte schließlich „Ähm, genau. Der Artikel. Ja der ist wirklich ziemlich gut geworden. Hast du nicht gesagt, dass du keine Ahnung von Fußball hast?“ fragte Anthony sie immer noch ein klein wenig irritiert. Das merkte sie daran, dass sein Blick doch immer wieder zu der Stange glitt, die jetzt auf Halbmast hing.
„Hab ich auch nicht…“ sagte Sam ein klein wenig unüberlegt, denn sofort erschienen auf Anthonys Stirn die tiefen Furchen, die signalisierten, dass ihm das was gerade geschah vollkommen missfiel.
„Was soll das bedeuten?“ fragte er vorsichtig und trat einen Schritt auf sie zu. Schnell Sam. NACHDENKEN! Los!
„Ähm, ja, also Janines Bruder Jamie hat mir die Regeln erklärt. Der Artikel hat wirklich Eeewigkeiten gedauert, aber ich habs schließlich doch noch hinbekommen!“ naja, nur die Hälfte war gelogen, immerhin. Anthonys Gesichtszüge entspannten sich wieder und er ging an Sam vorbei, klopfte ihr einmal auf die Schulter und sagte „Weiter so!“ dann ließ er sie mit der kaputten Vorhangstange, zwischen all den anderen Redakteuren alleine zurück. Wieso nur hatte sie ein schlechtes Gewissen dabei, wenn sie verheimlichte, dass Kyle ihr bei dem Artikel geholfen hatte?
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Sag niemals nie, Schätzchen!
RomanceSam Raven war ein Mädchen, das niemals auffiel. Bereits auf der High School hatte sie zu jenen Mädchen gehört, die sich in der Bibliothek verschanzten, der Zeitungs AG angehörten und stets gute Noten schrieben. Auf der High School war es jedoch sehr...