23. Kapitel: „Kannst du bitte da bleiben..."

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23. Kapitel: „Kannst du bitte da bleiben…“

Das erste Mal seit Jahren schlotterten Sam die Knie bei dem Gedanken einen Raum zu betreten. Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich, wenn auch trotzdem unwiderstehlich in diesem Outfit. Was sie jedoch wusste war, dass das hier nicht sie war. Sam war ein genügsamer Mensch, hatte nicht viele Bedürfnisse und auch bestimmt keine Eitelkeiten und das führte wohl auch zu dem Gefühl des Unbehagens. Was sie jedoch auch zugeben musste war, dass sie sich darauf freute, die Blicke der anderen die sie mittlerweile kannte, zu sehen und vor allem deren Reaktionen. Die Jungs waren in ihrer Wohnung offensichtlich begeistert gewesen und dies hatte Sam dazu gebracht sich wirklich geschmeichelt zu fühlen. So umgarnt wurde sie noch niemals in ihrem Leben und nach diesem Abend würde es wohl auch nicht mehr geschehen. Sie hatte sich selbst nämlich das Versprechen abgenommen, sich wenn dann nur für sich selbst und nicht mehr für andere zu verändern. Heute hatte sie dieses Versprechen ausgesetzt, doch ab Morgen würde das normale Leben weiter gehen. Sie hatte auf der High School die Schüler und Schülerinnen stets beobachtet und verachtet. Verachtet dafür, dass sie ihre eigene Persönlichkeit über Bord warfen, nur um den Vorstellungen der anderen Menschen zu entsprechen. So hatte sie niemals sein wollen und sie würde es auch nie.

Nach dem die Euphorie um die „neue Sam“ versiegt war, hatten die Jungs sich schnell auf den Weg nach Hause gemacht um sich selbst umzuziehen und beschlossen, dass sie sich mit Sam und Kyle in der Bar treffen würden. Die beiden saßen gerade stillschweigend nebeneinander und blickten aus dem Fenster des Taxis mit dem sie auf dem Weg in die Bar waren. Die relativ hohen Schuhe die Sam trug, hätten sie sonst mit größter Sicherheit, nicht bis in die Bar getragen. Kyle war still, schon eine ganze Weile lang und Sam fragte sich unweigerlich, was er wohl von dem Outfit hielt. Ohne nachzudenken sprach sie die Worte aus.

„Es ist doch ein wenig zu viel des Guten, oder?“ und sah dabei nach links, wo Kyle sofort aufsah und seinen Kopf dann in ihre Richtung wandte.

„Was meinst du?“ fragte er geistesabwesend, offenbar war er selber gerade sehr tief in seinen Gedanken versunken gewesen.

Sam blickte an sich hinab und strich das Kleid, welches ihr beinahe bis zum Oberschenkel hinauf gerutscht war, glatt.

„Na dieses Outfit…“ sagte sie vorsichtig und fragte sich gleichzeitig, weshalb ihr Kyles Einschätzung überhaupt wichtig war.

„Ach Quatsch, du siehst einfach fantastisch aus!“ sagte er ruhig und ließ den Blick einmal über ihren Körper gleiten. Sam war sich sicher, er wollte sie nur noch einmal richtig betrachten um auch keinen Blödsinn zu erzählen.

„Meinst du wirklich?“ fragte sie unsicher. Sie war normalerweise nicht so, doch irgendwie brachte sie dieses neue Styling dazu, neue Verhaltensweisen an den Tag zu legen.

„Ja wirklich!“ antwortete Kyle schließlich lächelnd, fügte dann jedoch hinzu „Auch wenn ich dich auch klasse finde, wenn du kein Kleid und irgendwelche High Heels oder wie die Dinger heißen, anhast!“

Sams Herz zog sich in diesem Moment ein wenig zusammen und sie war froh über Kyles Aussage, denn sie wollte so angenommen werden wie sie nun einmal war.

„Meiner Meinung nach, hättest du auch in deinen normalen Klamotten in die Bar gehen können, aber so wirst du es den Mädels mit Sicherheit zeigen!“ redete Kyle weiter.

„Mädchen?“ fragte sie gespielt verwirrt.

Kyle legte den Kopf ein wenig schief und lächelte. „Ich weiß doch warum du das hier tust. Ich kenne dich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass du wenn du solche drastischen Maßnahmen in Anspruch nimmst, jemandem einen Arschtritt verpassen willst. Nur solltest du dich von diesen Mädchen nicht fertig machen lassen, denn die haben keine Ahnung!“

Sag niemals nie, Schätzchen!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt