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Ich ließ Mario stehen und fuhr so schnell es ging nach Hause. Tessa stand schon vor der Tür. Die Tränen in ihren Augen sagten mir das ich Recht hatte.

Ich lief an ihr vorbei ins Haus. Dort standen meine Eltern.
Beide starrten auf den Boden. Als sie mich sahen, wollten sie mich umarmen.

Doch ich wich zurück.

"Ist er Tod?"

"Ja Mila.", sagte mein Vater traurig.
Obwohl ich es innerlich schon gespürt hatte, traf es mich hart.

"Wie?", war das einzigste was noch aus mir raus kam.

"Ihr Lager wurde angegriffen. Leo liegt schwer verletzt im Krankenhaus und Noah...", er stoppte kurz bevor er weiter sprach,

"für ihn kam jede Hilfe zu spät."

Ich konnte den Gedanken nicht ertragen. Gestern lag er noch in meinen Armen und jetzt? Jetzt ist er Tod.
Ich rannte raus, raus aus dem Haus, indem Bis gestern noch eine glückliche Familie gewohnt hatte. Doch jetzt ist ein Platz leer.

Ich stellte mich auf mein Longboard, das ich die ganze Zeit in der Hand hatte und fuhr los.

Durch den kalten Abendwind. Fröstelnd zog ich meine Schultern hoch. Ich wusste nicht, wohin ich jetzt wollte, aber eins wusste ich: Nach Hause kann ich nicht. alles dort erinnert mich an ihn.

Durch Zufall kam ich an einem Friedhof vorbei. Er sah gruselig aus, wie er da lag, dunkel und unheimlich. Doch es fühlte sich genau richig an, als ich über das Tor kletterte und mich unter eine Eiche setzte.
Ich betrachtete die dunklen Grabsteine. Sie sahen verlassen aus, und nicht so, als ob sie jemand pflegte. Doch aus irgendeinem Grund fühlte ich mich hier wohl. Einige Zeit verbrachte ich damit, die verschiedenen Inschriften auf den Grabdenkmählern zu entziffern. Am Sterbedatum bemerkte ich, dass der Friedhof schon sehr alt war: 1737!

Von nun an benutzte ich diesen Ort als Rückzugsort, an dem ich alleine war und meine Ruhe hatte. Ich weiß, es scheint also hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank, doch es half mir, besser mit Noahs Tod fertigzuwerden.

Zeitsprung 14 Tage später :

Heute ist der schlimmste Tag.
Heute musste ich mich endgültig verabschieden.
Seine Beerdigung.
Alle standen wir draußen. Trauring in schwarz standen wir vor dem ausgehobendem Grab.
Dort musste er jetzt verwesen. Zwischen den Würmern und Käfern. Bei der Vorstellung bekam ich eine Gänsehaut. Sie hoben seinen Sarg an und legten ihn in das tiefe Loch.
Ich konnte nicht mehr weinen. Keine Ahnung warum, aber es schien so, als ob ich kein Wasser mehr in den Augen hatte. Ich stand stumm da und trauerte in mich hinein. Ich versteckte mein inneres vor einer dicken Steinmauer, die nicht zu brechen schien.
Denn Rest der Trauerfeier stand ich nur stumm neben meinen Eltern und sagte kein Wort.

Abens ging ich ins Bett und stand jeden morgen wieder auf. Ich wusste das das Leben weiter gehen musste, aber Noah's Tod hatte etwas in mir ausgelöst. Ich war verschlossender.
Auch an diesem Tag ging ich an einen Platz, an dem ich alleine war. Aber nicht wie gewohnt an den alten Friedhof, sondern zu Noahs Grab.
In schnörkelnden Buchstaben stand auf dem Keramikstein:
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Noah Müller

Er starb, um anderen zu helfen.
In Liebe!

*23.03.1995
+05.07.2015
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Ich betrachte die Gestecke, die auf der frischen Erde lagen. Langsam dämmerte es und ich zog wie jeden Abend die scharfe Klinge aus meiner Jackentasche. Ich setzte sie auf den Oberarm an und schnitt ein paar mal.
Statt Schmerzen spürte ich eine gewisse Freiheit, als das Blut auf die dunkle Erde tropfte....

If I stay -《Mario Götze, Marco Reus& Andere》 [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt