➳σ8« вєѕт ℓαι∂ ρℓαηѕ

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Würde mich über ein paar Rückmeldungen sehr freuen! :)x

All the love xx

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Was ich nicht verstand war Liam's Verhalten mir gegenüber. Ich verhielt mich nach wie vor nicht sonderlich loyal, weder ihm noch seinem Vater gegenüber. Aus irgendeinem Grund aber behandelten mich beide wie ein Familienmitglied. Vielleicht war ich das für sie, aber sie würden es für mich nie sein.

Zwei Wochen nach ihrem Einzug bat meine Mutter mich, Liam den Schulweg zu zeigen. Ich seufzte tief auf und schämte mich insgeheim schon dafür, dass er ein Mädchen nach dem anderen flachlegen würde. Schließlich - und das würde in Kürze jeder wissen -, war er ja offiziell mein Bruder.

Ich zeigte ihm das Klassenzimmer, dessen Nummer er ihm Sekretariat erhalten hatte. Und - wie sollte es auch anders sein - belegte er fast alle meine Kurse. Geschichte, Französisch, Biologie... Ich fluchte innerlich, brachte ihn zur richtigen Tür und steuerte geradeaus auf meine Freunde zu, die sich angeregt über den Mathetest unterhielten, den wir heute zurückbekommen sollten. Ich rollte nur meine Augen - dieser Test war das Letzte, was ich heute gebrauchen konnte. Diese Frau hasste mich, und meine Noten sackten in Mathematik generell ab wie ein Sack voll Steinen in tiefem Wasser.

„Das ist er?", wollte Harry da plötzlich von mir wissen und deutete - unauffällig wie immer - mit dem Finger in Liam's Richtung. Ich zog seinen Arm unsanft nach unten. „Ja. Und ich möchte ihm keine weitere Aufmerksamkeit schenken."

Er nickte und der Rest meiner Freunde sah mich zum Teil mitleidig, zum Teil absolut verständnislos an. Liam zog beide Augenbrauen nach oben. „Er sieht doch ganz nett aus..."

„Er ist aber nicht nett", gab ich scharf zurück und warf ihm einen giftigen Blick zu. Liam hob beschwichtigend beide Hände und wand sich ab. Ich seufzte.

Als die Leitung unseres Mathematikkurses den Raum betrat, fiel meine Stimmung in sich zusammen. Ich verspürte einen tiefen Hass auf diese Frau; sie war egoistisch und parteiisch. Meiner Meinung nach hatte sie ihren Beruf als Pädagogin weit verfehlt.

„Wie ihr wisst", begann sie den Unterricht ohne jede Grußformel, geschweige denn einem Lächeln, „Gibt es heute euren Test zurück. Mit dem Ergebnis war ich sehr ... unzufrieden, um es freundlich auszudrücken."

Und jetzt ratet, wer am schlechtesten abgeschnitten hat!, schoss es mir in Gedanken durch den Kopf. Es hätte mich nicht im geringsten überrascht, wären das ihre Worte gewesen, während sie meinen Namen aufrief. Stattdessen händigte sie mir nur meinen Test aus, grinste dreckig und wartete darauf, dass ich mich wieder setzte. Ich wagte gar nicht, einen Blick auf das Ergebnis zu werfen.

Erst als Harry's Miene sich gewaltig verzog, während ich mich neben ihm niederließ, erblickte ich die dicke, rote Sechs mit der ich im Grunde genommen seit Abgabe der Klausur gerechnet hatte. Ich seufzte auf und schob das Testblatt zur Seite. Im Gegensatz zu mir hatte Harry gut abgeschnitten. Meine letzte Zwei in einer Mathematik-Klausur lag mittlerweile stolze fünf Jahre zurück, worauf ich zwar nicht unbedingt stolz war, wohl aber wusste, dass ich daran nichts ändern konnte. Es gab Dinge, die ich konnte, und es gab Dinge, die ich nicht so gut konnte - darunter allem Voran die Mathematik.

Ich packte den Test weg, freute mich insgeheim sehr auf die Reaktion meiner Mutter (Nicht schon wieder!) und schlug mein Heft auf der ersten freien Seite auf. Ich wusste nämlich, was nun unausweichlich bevorstand: Die Verbesserung des Tests, auf die ich getrost hätte verzichten können. Das Letzte was ich wollte war, meine eigenen Fehler vor der Nase zu haben. Ja, ich hatte versagt - aber das kam bei den besten Schülern vor. Ich wollte diese Klausur in meinem Heft verschwinden lassen und sie damit abhaken. Jeder hatte doch schon einmal eine Sechs kassiert, nicht wahr?


Meine Mutter reagierte nicht anders, als erwartet. Allem voran der Satz. „Nicht schon wieder, Niall! Das Thema hatten wir doch schon eine Millionen Mal", seufzte sie, während sie nach einem Stift griff, um die Klausur zu unterschreiben. „Hast du denn gar nicht gelernt?"

Ich stieß ein bitteres Lachen aus. „Doch, das habe ich", zischte ich, „Aber diese Frau hasst mich. Ich schwöre dir, ich war noch nie in meinem ganzen Leben so schlecht, wie-"

„Hör auf, andere für deine Fehler verantwortlich zu machen. Sie ist Lehrerin - sie hat diesen Beruf studiert. Sie weiß schon, was sie tut."

„Sitzt du in ihrem Unterricht, oder ich?"

„Das hat damit nichts zu tun. Du denkst immer, deine Lehrer hätten etwas gegen dich..."

Da trat Geoff neben meine Mutter und musterte den Test einen Moment lang. „Liam ist gut in Mathe", sagte er schließlich, „Er könnte dir mit Sicherheit helfen."

Noch ehe ich irgendetwas dagegen einwenden konnte, begann meine Mutter, eifrig zu nicken. „Das ist eine wirklich gute Idee", pflichtete sie ihm bei, „Ich weiß gar nicht mehr, was ich seiner Mathematiknoten wegen tun soll..."

„Vielen Dank", fauchte ich und warf ihr einen so finsteren Blick zu, dass der Ihre augenblicklich weicher wurde. „Du weißt, wie ich das meine."

„Ja", sagte ich, „Und das macht die Sache noch viel schlimmer."

Natürlich wusste ich, wie sie das meinte; die arme Mutter, die aufgrund ihres rebellischen Sohnes total überfordert ist. Schließlich bringt er nur schlechte Noten nach Hause, ist jeden Freitag sturzbetrunken und unfreundlich zu seiner neuen Familie. Perfekt war er wahrlich nicht, aber zumindest war er ehrlich. Eine Eigenschaft, die ihr wohl weitestgehend fehlte.

„Liam?", rief Geoff die Treppe nach oben, und Sekunden später ertönte ein altbekanntes Poltern auf den Stufen. Liam grinste und nahm sich ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. „Was gibt's?"

Meine Mutter lächelte. „Dein Vater meinte, du seist gut in Mathematik. Es macht dir doch sicher nichts aus, Niall einige Grundlagen beizubringen - oder?"

Ich schüttelte fassungslos meinen Kopf - zählte meine Meinung in diesem Haushalt überhaupt irgendetwas?

„Sicher", sagte er, ehe er das Glas in einem Zug leerte. „Womit hast du denn Schwierigkeiten?"

„Statistiken", knirschte ich tonlos und bemühte mich, ihm möglichst deutlich zu signalisieren, dass ich seine Hilfe weder wollte, noch in irgendeiner Art und Weise brauchte. Ich wollte nicht mit ihm zusammenarbeiten - und dass die Hochzeit nur noch wenige Wochen bevorstand, machte die Sache nicht unbedingt besser.


Suddenly Brothers ➳ Niam AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt