Ich spürte, dass mir - wie in jedem schlechten Comedy-Klassiker - die Kinnlade nach unten klappte. Meine Kehle fühlte sich plötzlich so trocken an, dass ich mehrmals schlucken musste. Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, fand sich ein freudiges Grinsen auf Greg's Lippen. Nach seinem Herzlichen Glückwunsch, Mom! hätte ich ihn wahrlich erwürgen können. Er hatte gut reden, er musste ja auch nicht mit diesen zwei Vollidioten zusammenleben!
Ich wusste weder viel von dem Freund meiner Mutter, noch kannte ich seinen Sohn sonderlich gut. Alles was ich über ihn wusste war, dass er seine nächtliche Begleitung in etwa so oft wechselte wie seine Unterwäsche und es ein Wunder war, dass er sich dabei noch nichts eingefangen hatte.
„Freust du dich denn gar nicht?", riss meine Mutter mich aus meinen gehässigen Gedanken, als würde sie das tatsächlich überraschen. Ich musste mich zusammenreißen, nicht laut loszulachen.
„Nein, ich freue mich nicht."
Ich konnte spüren, wie mir Greg unter dem Tisch unsanft gegen mein Schienbein trat, aber das war mir egal. Ich ignorierte den Tritt genauso gekonnt wie seinen bitterbösen Blick. Reiß dich zusammen, Niall.
Aber er hatte doch keine Ahnung. Er war nicht derjenige, der mit ihnen zusammenleben musste - er konnte jederzeit zurück in sein Studentenwohnheim fahren, er war nicht dazu gezwungen, länger als ein paar Stunden mit ihnen zu verbringen. Ich hingegen würde fortan vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen mit ihnen wohnen - und da drängte sich mir ein böser Gedanke auf.
„Wir werden aber nicht umziehen, richtig?"
Meine Mutter schüttelte lächelnd ihren Kopf. „Nein."
Gerade wollte ich erleichtert aufatmen und mich darüber freuen, dass ich zumindest nicht mit Geoff - oder wie auch immer der Typ hieß - und Liam zusammenleben musste. Aber Pustekuchen - meine Mutter hatte es noch nie lassen können, meine Illusionen zerplatzen zu lassen, wie eine Seifenblase. Innerhalb einer einzigen Sekunde. „Sie werden hier einziehen."
Ich spürte, wie blinde Wut in mir nach oben kroch. Um Gottes Willen, schoss es mir durch den Kopf, lass das alles einen schlechten Scherz sein. Lass irgendeinen Typen hinter dem seltsamen Kunstbusch hervorspringen, den meine Mutter so liebte - lass ihn eine Kamera in der Hand halten und den Scherz auflösen.
Es wäre ein schlechter Witz gewesen, ein sehr schlechter um ehrlich zu sein - aber alles, ausnahmslos alles, wäre besser gewesen, als mit dem Freund meiner Mutter und seinem komischen Sohn unter einem Dach zu leben.
„Bitte was?"
„Sie werden hier einziehen", wiederholte meine Mutter bereitwillig und schien gar nicht zu merken, wie wütend mich die Tatsache machte, dass ich mein zu Hause mit zwei Typen teilen musste, denen ich bisher immer konsequent aus dem Weg gegangen war.
„Das kann unmöglich dein Ernst sein", fuhr ich sie an, „Ich meine, ich wusste ja, dass du manchmal voreilig bist, was deine Partner angeht - aber das? Ihr seid doch erst seit einem halben Jahr ein Paar!"
Ich bemerkte, dass Greg sich dezent von der Situation distanzierte, um nicht in den sich anbahnenden Streit mit hineingezogen zu werden. Ich seufzte und schüttelte verständnislos meinen Kopf. „Ich verstehe dich beim besten Willen nicht."
Ohne ein weiteres Wort stand ich auf, polterte die Treppen so laut wie nur irgendwie möglich nach oben und schloss die Tür zu meinem Zimmer hinter mir. Tränen der Wut brannten in meinen Augen, Glut hämmerte gegen meine Schläfen. Ich hasste das Gefühl, übergangen worden zu sein, in irgendeine derart wichtige Entscheidung nicht mit einbezogen worden zu sein.
Ich hatte nicht lange gefackelt und war zwei Stunden früher zu Harry gelaufen. Was ich heute Abend brauchte, waren ein paar Drinks und die Gesellschaft meiner drei besten Freunde. Noch während wir bei Harry zu Hause vorglühten, konnte ich meine Fassungslosigkeit kaum verbergen.
„Sie will ihn heiraten?", Harry zog das letzte Wort besonders lang und sah mich so irritiert an, dass ich es unter anderen Umständen vielleicht sogar lustig gefunden hätte.
„Ja", zischte ich mit beherrschter Wut und bat ihn mit einer Geste, mir den Rum zu geben. „Aber das ist noch nicht alles."
Louis zog beide Brauen nach oben. „Da kommt noch mehr?"
Ich nickte aufgebracht, während ich das letzte Viertel meines Glases mit Orangensaft mischte. Natürlich bemerkte ich die Blicke meiner Freunde, die sich geistig vermutlich darauf vorbereiteten, mich nachher gänzlich betrunken in ein Taxi zerren und zu Hause abliefern zu müssen.
„Sie werden bei uns einziehen."
Unvorbereitet verschluckte Zayn sich an seinem eigenen Getränk und stellte es hustend auf Harry's Sofatisch ab. „Sie werden bei euch einziehen?"
Ich nickte bestätigend und ließ verzweifelt meinen Kopf in beide Hände fallen. „Ich kann Greg's Freude für meine Mutter wirklich nicht nachvollziehen."
Harry zuckte beide Schultern. „Er wohnt ja längst nicht mehr bei euch."
Wohl wahr, wohl wahr.
„Den gleichen Gedanken hatte ich auch schon", murmelte ich, bevor ich einen Schluck der wahrhaftig ekelhaften Mischung aus Rum und Orangensaft nahm. Ich kniff beide Augen zusammen, nahm aber direkt den nächsten Schluck. Nach dieser Nachricht hatte ich mir ein bisschen mehr Alkohol als sonst wohl reichlich verdient.
„Und was willst du jetzt machen?", erkundigte sich Louis.
Ich zuckte ratlos beide Schultern.
„Ich weiß es nicht."
„Ich schon", warf Zayn ein, „Wir werden jetzt losfahren und es ordentlich krachen lassen. Morgen sieht die Welt dann schon wieder ganz anders aus."
Ich seufzte. „Meine Mutter bringt mich um, wenn mein Magen in ihrem Auto noch einmal rebelliert."
Louis lachte hell auf. „Rache ist süß."
„Nicht, wenn du am nächsten Tag entweder die Reinigung bezahlen, oder das Auto mit dem Kater deines Lebens putzen musst."
„Lasst uns fahren", räumte Harry ein, „Du kannst zur Not heute Nacht bei mir bleiben."
Vor Erleichterung fiel mir ein Stein vom Herzen - ich wollte meiner Mutter heute nicht mehr begegnen. Nicht unbedingt, weil ich vor hatte, mir ordentlich die Kante zu geben, sondern weil ich einfach wütend auf sie war.
Schließlich hatte sie einfach über meinen Kopf hinweg entschieden, dass ihr komischer Macker und sein noch viel merkwürdigerer Sohn ab sofort Teil unserer Familie waren.
Ich war lange nicht mehr so wütend, und noch nie so enttäuscht von meiner Mutter gewesen.
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Danke für das bis jetzt durchgehend positive Feedback ! :) Hab euch lieb xx
All the love xx
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Suddenly Brothers ➳ Niam AU
FanfictionAls Niall's Mutter wie aus dem Nichts beschließt, zu heiraten, fällt er aus allen Wolken: Zwar hat er in den vergangenen drei Monaten nicht viel mit ihrem Lover und dessen Sohn zu tun gehabt, doch die Idee einer Hochzeit hält er für das Ergebnis gre...