Grundsätzlich schätzte ich meinen Zustand nicht als zu betrunken ein, um nicht mehr selbst über meine Handlungen bestimmen zu können. Allerdings war ich der Meinung, dass sich das leicht ändern ließ - und so griff ich grinsend nach einer weiteren Flasche Bier, während ich längst den Überblick über meinen Alkoholkonsum verloren hatte.
Überrascht über die Tatsache, dass Liam sich nicht darüber beschwerte, lehnte ich mich gegen ihn und beobachtete ihn dabei, wie er den Mädchen dabei zusah, wie sich ihre Gesichter verdächtig nahe kamen. Sie grinsten, stießen beide zeitgleich ein ziemlich betrunken klingendes Lachen aus und konnten auch weiterhin nicht ernst bleiben, als sich ihre Lippen in der Mitte trafen.
Eine typische Wette unter betrunkenen Jugendlichen, nicht mehr und auch nicht weniger. Keine von beiden nahm den Kuss sonderlich ernst, was nicht weiter verwunderlich war - kein Mädchen nahm einen Kuss mit der besten Freundin ernst; im Normalfall.
Ich hingegen spürte, wie der Alkohol meine Nervosität verdrängte und stattdessen dem unangenehmen Drehschwindel Platz machte; um diesem lästigen Gefühl aus dem Weg zu gehen, versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, Harry's Reaktion auf den Kuss der beiden Mädchen einzuschätzen. Er grinste. Hatte sich entspannt zurückgelehnt. Folglich schien er den Anblick also gar nicht so schlecht zu finden.
Als die beiden Mädchen sich wieder voneinander lösten, schenkte Harry ihnen zwei Schnapsgläser ein und hielt sie ihnen freudig entgegen. „Mutig", lallte er und ich konnte an seinem Gesicht sehen, dass er die Schwelle des leichten Alkoholrausches bereits deutlich überschritten hatte.
Die Schnapsgläser waren schneller leer, als ich in meinem Zustand bis drei Zählen konnte; und ehe ich mich versah, lagen alle Blicke auf uns. Harry wippte anzüglich mit den dunklen Brauen und warf mir ein süffisantes Grinsen zu. „Gentlemen", sagte er, als er sich erneut erhob, und zuerst auf mich, und schließlich auf Liam deutete. „The stage is yours."
Ich rollte entnervt beide Augen und genehmigte mir einen Schluck Bier, der größer war, als die Kapazität meines Mundes; folglich landete der Rest auf meinem Shirt.
Harry und Liam brachen zeitgleich in Gelächter aus, während die Mädchen einen kurzen Moment brauchten um zu realisieren, weshalb sie lachten; schließlich stimmten sie mit ein.
Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu lachen; auch wenn das Gefühl eines von Bier getränkten Shirts auf der Haut nicht sonderlich angenehm war und ich stinken musste wie eine Kneipe.
„Na dann", Liam zuckte beide Schultern, die Betrunkenheit war ihm deutlich anzusehen. „Komm her", grinste er mir schließlich entgegen, zog mich ohne jede Vorwarnung zu sich auf den Schoß und drückte seine Lippen begierig auf die meinen.
Überfordert schlang ich meine Arme um seinen Nacken, während hinter uns Jubelrufe ertönten. Allen voran Harry, der uns anfeuerte, als wären wir zwei Fußballspieler, die kurz davor waren, das Tor des Jahrhunderts zu schießen.
Ich vertiefte mich mehr in den Kuss, als ich das eigentlich hätte tun sollen, und Liam schien derart entspannt, dass ich meine gesamten Sorgen für einen Moment lang vergaß.
Mit geschlossenen Augen kehrte allerdings der Drehschwindel mit einer Wucht zurück, die mich einen Moment innehalten ließ. Liam hingegen schien sich daran nicht zu stören, zog mich weiter zu sich; ich schmeckte den Geruch von hartem Alkohol auf seinen Lippen.
Das Kribbeln in meiner Magengegend schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, vermischt mit dem unaufhaltsamen Schwindel in meinem Kopf ergab es ein sehr seltsames Gefühl. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich es als positiv oder negativ einordnen sollte.
Es verging einige Zeit, bis Harry uns unsanft auseinander riss und ich sein grinsendes Gesicht direkt vor meinem hatte.
Vor Schreck zuckte ich zusammen und fiel Liam beinahe vom Schoß.
„Nicht so stürmisch", grinste er und erst jetzt bemerkte ich die beiden Schnapsgläser, die er uns als Belohnung entgegenhielt. „Schließlich sollt ihr ja heute Nacht auch noch was davon haben..."
Die Mädchen hinter uns kicherten und ich warf Harry einen wütenden Blick zu. Liam hingegen nahm ihm sorglos die beiden Gläser aus der Hand und hielt mir eines davon entgegen. „Trink."
Irritiert blickte ich beide abwechselnd an und fragte mich, was zur Hölle hier eigentlich los war; hatte man Liam einer Gehirnwäsche unterzogen? Weshalb war er plötzlich wie ausgewechselt? Würde sich seine Meinung ändern, sobald er wieder nüchtern war und die Welt mit anderen Augen sah?
Liam und ich kippten unsere Schnäpse in Rekordgeschwindigkeit nach unten, ehe er sich entschuldigte, um seine Blase zu erleichtern, wie er meinte.
Als ich mich wieder auf dem Sofa niederließ, hatte ich prompt Harry neben mir, dessen betrunkenes Dauergrinsen mich einerseits amüsierte, mir anderseits Angst einjagte.
„Was?", fragte ich schließlich und lehnte das Bier ab, das er mir entgegenhielt. Ich hatte keine Lust, seiner Mutter das Designersofa zu ersetzen, sollte im weiteren Verlauf des Abends mein Mageninhalt darauf landen.
„Nichts", gab er sorglos zurück und stupste mich mit seinem Zeigefinger an. „Ich amüsiere mich nur darüber, wie euch beiden der Alkohol zu Kopf steigt."
Ich stieß ein ungewolltes Lachen aus. „Und dir nicht?"
Er zuckte beide Schultern. „Wenigstens vergesse ich bei einer Wette nicht die ganzen Leute um mich herum."
Ich rollte beide Augen und gab ihm einen unsanften Stoß in die Seite. „Halt die Klappe."
„Warum bist du denn so wütend?", wollte er schließlich wissen und warf mir einen etwas ernsteren Blick zu. „Ist alles in Ordnung?"
Schulterzuckend griff ich schließlich doch nach der Flasche Bier, die er auf dem Tisch abgestellt hatte. „Ich weiß es nicht", seufzte ich, „Ich kenne ihn so gar nicht. Er trinkt fast nie Alkohol; ich habe ganz einfach Angst, dass er seine Meinung wieder ändern wird, sobald halb London über uns spricht..."
„So ein Blödsinn", warf Harry ein und schüttelte entschlossen den Kopf. „Zum Einen kann man gegen seine Gefühle ohnehin nichts ausrichten, und zum anderen wird mit Sicherheit nicht halb London über euch sprechen. So interessant seid ihr auch nicht..."
„Na, vielen Dank auch", kicherte ich und hob meine Flasche, um mit Harry anzustoßen.
„Mach dir keinen Kopf", sagte er schließlich, während ich ehrlich überrascht feststellte, dass man sich mit ihm noch relativ normal unterhalten konnte.
„Das ist leichter gesagt, als getan..."
„Ich weiß", gab Harry mir zur Antwort und stieß mich freundschaftlich an. „Aber ich denke tatsächlich nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Gib ihm ganz einfach Zeit, das Ganze zu verarbeiten."
*
Na, was denkt ihr? :)
Tut mir leid, dass das Update so spät kommt, bei mir stehen in zwei Wochen die schriftlichen Abiturprüfungen an, und ich komm nicht mehr wirklich viel zum Schreiben. ^^
Ich hoffe trotzdem, ihr hattet Spaß beim Lesen, ich würde mich sehr über ehrliche Rückmeldungen freuen :)
Love always,
D. xx
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Suddenly Brothers ➳ Niam AU
Fiksi PenggemarAls Niall's Mutter wie aus dem Nichts beschließt, zu heiraten, fällt er aus allen Wolken: Zwar hat er in den vergangenen drei Monaten nicht viel mit ihrem Lover und dessen Sohn zu tun gehabt, doch die Idee einer Hochzeit hält er für das Ergebnis gre...