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So, die Psychologie-Klausur ist geschrieben, tatsächlich ganz gut verlaufen und ich hab wieder mehr Zeit zu schreiben - zumindest am Wochenende. ^^ Meine Lehrer scheinen nämlich zu denken, ich hätte kein Leben oder irgendwelche anderen Hobbys... Das kennt ihr sicher alle genauso gut wie ich^^

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! :)x

Über Rückmeldungen in Form von Votes und/oder Kommentaren würde ich mich ehrlich sehr freuen !:)x

All the love,

D. xx

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Ich sprang auf - Naja, in meinem Zustand wäre ‚stolpern' vermutlich zutreffender gewesen -, als ich spürte, dass mein Körper auf seine Berührungen reagierte. Das war vermutlich nicht seine Absicht gewesen, und ich selbst hätte nicht in zwanzig Jahren mit einer solchen Reaktion meinerseits gerechnet; verdammte Scheiße, schoss es mir durch den Kopf, das darf doch nicht wahr sein.

Eigentlich, und davon war ich bis vor wenigen Minuten auch noch felsenfest überzeugt gewesen, durfte mein Körper doch nur auf Berührungen weiblicher Natur reagieren - richtig?

Vermutlich hätte es unauffälligere Wege gegeben, mein kleines Problem zu verstecken, als verstört aufzuspringen und mit einer Geschwindigkeit durch die Menge in Richtung der Toiletten zu laufen, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte. Ich war mir sicher, ich spürte es regelrecht, dass für einen Moment lang alle Blicke auf mir lagen; vermutlich dachten sie, der Alkohol wäre mir ganz einfach zu Kopf gestiegen. Das war zwar unangenehm, aber es wäre viel unangenehmer gewesen, hätten sie die Wahrheit gewusst.

Ich hatte die Tür zur Kabine gerade abgeschlossen, um mich um mein Problem zu kümmern, als ich ein zaghaftes Klopfen an der Tür vernahm. „Niall?"

Meine Umgebung drehte sich in allen möglichen, abartigen Formen, und trotz allem wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine weitere Flasche Wein, damit ich mich morgen an nichts mehr würde erinnern können.

„Niall?"

Ich nickte, obwohl ich wusste, dass Liam mich nicht sehen konnte. Zu mehr fühlte ich mich nicht in der Lage, als mein Magen sich schmerzhaft zusammen krampfte und mich auf die Knie zwang; ich beugte mich über die Toilettenschüssel und entleerte meinen Mageninhalt - der hauptsächlich aus alkoholischen Getränken bestand.

„Bist du in Ordnung?"

Ich wischte mir mit einem Ärmel über die Mundwinkel und nickte erneut. „Sicher", gab ich zur Antwort, „Du musst meinetwegen nicht vor der Tür stehen bleiben."

Auf der anderen Seite der Kabinentür war ein beschämtes Seufzen zu hören. „Denkst du, du kannst die Tür öffnen?"

Ich betätigte die Spülung der Toilette und zwang mich selbst auf die wackeligen Beine; sie fühlten sich an wie Pudding, ich konnte mich kaum ordentlich bewegen, ohne dass mir diese Tatsache im Weg stand.

Liam's Gesicht war hochrot und er verlagerte sein Gewicht unsicher von einem Bein auf das Andere. Er wand seinen Blick zügig ab, als ich die Kabinentür hinter mir schloss.

Er war vermutlich genauso unsicher auf den Beinen, wie ich es war - benommen taumelte er einige Schritte nach hinten und sah mich schließlich entschuldigend an. „Es tut mir leid", murmelte er und zuckte ratlos beide Schultern. „Es muss der Alkohol gewesen sein, der mich zu einer solchen Handlung getrieben hat..."

Das glaube ich dir nicht, schoss es mir durch den Kopf. Ich glaubte ihm tatsächlich nicht; er hatte so sicher, so bestimmt gewirkt, dass es mir unwahrscheinlich schwer fiel, diesen Worten glauben zu schenken. Viel schlimmer allerdings war, dass es mich noch nicht einmal gestört hatte. Es störte mich nicht, dass er mich angefasst hatte; ganz im Gegenteil!

Ich hatte es als angenehm empfunden, spannend, zweifellos erregend; dabei hatte Liam - offensichtlich - nichts weibliches an sich.

Ich schüttelte irritiert meinen Kopf. „Das sollte dir nicht leid tun", sprach der Alkohol aus mir, während ich mir auf eine beinahe unheimliche Art und Weise sicher war, dass ich dieses Geständnis morgen bereuen würde - insofern ich mich noch daran würde erinnern können; das wiederum war absolut nicht erwünschenswert.

„Wie meinst du das?", wollte er - berechtigterweise - von mir wissen. Er fasste sich mit einer nervösen Handbewegung in den Nacken und sah mich zum Teil verwirrt, zum Teil erwartend an. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er auf irgendeine bestimmte Äußerung wartete.

Da stieg wieder dieses Kribbeln in mir nach oben; dieses Kribbeln, das so angenehm war, dass ich es gar nicht unterdrücken wollte. Ich fühlte mich auf eine Art und Weise zerrissen, die ich so noch nicht erlebt hatte. Die ich so nicht kannte.

„Was möchtest du mir damit sagen?", wiederholte Liam seine Frage sinngemäß und kam einen Schritt auf mich zu. Instinktiv wich ich einen Schritt zurück.

„Es sollte dir ganz einfach nicht leid tun", wiederholte ich, „Weil..."

Ich brach ab; ich würde diese Tatsache nicht aussprechen. Ich würde mein kleines Problem, das im Übrigen noch immer nicht vollständig verschwunden war, auf gar keinen Fall zur Sprache bringen.

„Weil?"

Wieder kam er einen Schritt auf mich zu. Dieses Mal dürfte es schwieriger werden, zurückzuweichen, es sei denn ich wollte durch die halb geöffnete Kabinentür zurück in die Toilette stolpern, die nach Urin und meinem Erbrochenem roch.

„Weil ich nicht glaube, dass es falsch war", flüsterte ich schließlich, in der Hoffnung, er könne mich nicht verstehen. Aber, und eigentlich hätte mir das von vorne herein klar sein müssen, er hatte mich natürlich verstanden.

Wieder machte er einen Schritt auf mich zu, und ich spürte, wie mein Herz rebellisch gegen meine Brust hämmerte. Meine Brust bäumte sich langsam auf, und ich spürte, wie mir die Luft wegblieb.

„Du hattest also nicht das Gefühl, dass es sich in irgendeiner Art und Weise falsch angefühlt hat?", wollte er schließlich wissen, und auf seinen Lippen fand sich ein nicht wirklich sicheres, beinahe unschuldiges Lächeln.

Ich nickte. Kein Wort hätte ich in diesem Moment über die Lippen gebracht, nicht ein einziges. Mein Puls raste mit einer Geschwindigkeit, von der ich noch nicht einmal geahnt hatte, dass sie existierte.

Im nächsten Moment, und ohne jede Vorwarnung, drückte er seine Lippen auf die meinen; man hätte wohl mit einiger Deutlichkeit behaupten können, dass ich mehr als nur überrascht war. Überrascht und gleichzeitig von einem Glück durchdrungen, das ich so noch nicht hatte kennenlernen dürfen.

Er schmeckte nach hartem Alkohol und Zigaretten und ich war mir ziemlich sicher, dass wir uns in diesem Punkt einig waren; ich hatte schließlich mindestens genauso viel getrunken und geraucht, wie Liam selbst.

Da meldete sich die Reaktion meines Körpers wieder zurück, und ich hätte mich am liebsten selbst dafür geohrfeigt. All diese Dinge auf den Alkohol schiebend, entschloss ich mich dazu, mich dem Kuss hinzugeben; ihn zu genießen, mich nicht gegen die Gefühle zu sträuben, die in diesem Moment in mir nach oben stiegen.

Unsere Lippen bewegten sich perfekt miteinander; perfekt im Sinne von genussvoll aufeinander Rücksicht nehmend, ohne nur die eigenen Interessen dabei zu sehen.

Ich glaube, dass dieser Moment der bisher glücklichste in meinem Leben gewesen war. Natürlich hatte ich hin und wieder ein Mädchen geküsst, mit dem ich gut ausgekommen war; aber noch nie hatte ich dabei eine solch sprudelnde Vielfalt von positiven Gefühlen in mir verspürt.

Tatsächlich noch nie.

Suddenly Brothers ➳ Niam AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt