Kapitel 3

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Es klingelte. Das musste Louie sein. Caitlin stellte eine Schale Erdnüsse auf den Tisch und ging zur Tür. Auf dem Weg kontrollierte sie kurz, ob das Kleid richtig saß. Ihr Herz schlug vor freudiger Aufregung. Schnell strich sie sich noch eine Strähne aus dem Gesicht, holte tief Luft und öffnete die Tür.

Andrew sah in ihr verwirrtes Gesicht. "Kann ich etwas für Sie tun?", fragte sie zögernd. Leise lachte er. So naiv. So... unschuldig. "Ja. Ja, das können Sie tatsächlich", erwiderte er ruhig. "Sagen Sie..." Er hielt ihr ein Taschentuch unter die Nase. "Riecht das hier nach Chloroform?" Ihre Augen weiteten sich, bevor sie zusammenbrach. Er fing die junge Frau auf, bevor sie sich ernsthaft verletzte. Das sahen seine Kunden nicht gerne. Mit Narben waren sie so viel weniger wert und einige von ihnen wussten das. Manche der Gefangenen verletzten sich sogar selber, um sich wertlos zu machen. Sie wählten lieber den Tod als ein Leben als willenlose Marionette und Dienerin. Andrew lachte leise in sich hinein. Er hatte den Spruch mit dem Chloroform schon so lange ausprobieren wollen, nur hatte sich bis jetzt noch keine Möglichkeit dafür ergeben. Er genoss es, die Erkenntnis in den Augen seiner Opfer aufblitzen zu sehen. Mit einer behandschuhten Hand strich er über Caitlins Wange. Ihre Haut war so zart, sie war fast perfekt. Sein guter Freund würde nicht viel verändern müssen. Die Nase vielleicht etwas schmaler, vielleicht sollte er noch ein, zwei Rippen herausnehmen, um die Taille zu verschmalern. Außerdem sollten ihre braunen Haare geschnitten werden, von Schulterlang auf Kinnlänge. Ihre Augen waren so weit in Ordnung. Wenn es seinen Kunden nicht gefiel, konnte er sie immer noch verändern. Wieder lachte er leise. Er genoss es immer wieder. Noch nie hatte er dieses Spiel verloren, denn genau das war es für ihn: Ein Spiel. Ein Spiel um Leben und Tod und er war ein fantastischer Spieler. Vorsichtig hob Andrew Hughes die Junge Frau auf seine Arme. Schritte näherten sich über die Treppe. Ihr Freund musste bald da sein. Hastig betätigte er die Taste für den Fahrstuhl. Gerade rechtzeitig bevor der zerstreute Gast sehen konnte, was Andrew hier tat, konnte eben jener einen Satz in den Fahrstuhl machen und verschwand aus dem Sichtfeld des Neuankömmlings.

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