Kapitel 54

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Mit diesem Gedanken machte Andrew sich zum Salon auf. Er wollte den Abend genauer planen und vor allem wollte er diese blutigen Handschuhe loswerden. Die landeten im Kamin, während er selber sich neue nahm. Bevor er diese anzog, betrachtete er die vernarbten Hände. Sie waren durch eine Brandnarbe entstellt, einer der Gründe, weshalb er stets Handschuhe trug. Gedankenverloren strich er über die rote Haut. Erinnerungen über den Tag, an dem er diese Narben erhalten hatten, schlichen sich vor seine Augen. Er war damals Anfang zwanzig gewesen... Hastig schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen und zog die neuen Handschuhe über. Geschmeidig legten sie sich über seine zerstörte Haut. Er ließ den Blick über den Raum gleiten und nickte langsam. Silbergeschirr würde einen gewissen Effekt erzeugen, ebenso der Rotwein und elegant angerichtetes Essen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, seine Gäste sollten jeden Moment ankommen. Allerdings fragte er sich, ob der Rotwein wohl zum geplanten Dinner passen würde? Es musste passen, etwas anderes hatte er gerade nicht da, wie er ernüchtert feststellte. Skiplaw musste dringend einkaufen fahren, wenn das hier erledigt war. Mit geschickten Handgriffen stelle er die Teller in perfekten Abständen voneinander auf den Tisch und bereitete ein paar rote Kerzen vor. Der Besuch würde den Aufwand schon lohnen.

Louie spürte die Schmerzen kaum. Er starrte an die Decke und versuchte, die Gedanken an die anderen Leute in den Vitrinen zu verdrängen. Vor wenigen Momenten hatte Lucas ihn hier abgeliefert und war mit Caitlin verschwunden. Er hatte Angst. Angst um Caitlin, Angst vor einem Schicksal wie dem Beccas und Angst davor, dass sein Cousin nicht mehr rechtzeitig hier eintraf. Becca Brown hatte es bereits auf eine grausame Art und Weise erwischt und er wollte nicht, dass es ihm und Caitlin auch so erging. Er bohrte die Fingerspitzen in seine Handflächen und lehnte den Kopf gegen eine der Glaswände. Caitlin hatte so anders ausgesehen, fast ebenso puppenartig wie die anderen Männer und Frauen in diesem Raum. Er hatte in ihrem Blick aber keine Leere wie bei den anderen erkannt, sondern Angst. Angst um ihn, Angst davor, Becca verletzen zu müssen. Demnach hatte dieser Psychopath es nicht geschafft, ihren Willen zu brechen. Immerhin eine positive Nachricht. Louie war nicht religiös, das keinesfalls, aber in diesem Moment schickte er ein Stoßgebet nach dem anderen los, in der Hoffnung, sie mögen erhört werden.

Dolls Innocence | #wingaward2019 #yellowaward2019 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt